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Autor: Anetreus

Erstellt am: 13.07.2006

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Gejagt von den Wassern grotesker Normalität



Geschrieben von:   Anetreus


Teil des Episodenwerkes: Eimerweise

  - Einleitung
  - Kapitel 1: Wie hässlich ein Tag enden kann
  - Kapitel 2: Feuchtweise
  - Kapitel 3: Peterduo
  - Kapitel 4: Konsequentenattraktiver Ãœberfluss
  - Kapitel 5: Eimerweise Eimerweise
  - Kapitel 6: Doppelversum
  - Kapitel 7: Endliches Telefonat
  - Kapitel 8: Wunschüberfüllung
  - Kapitel 9: Schattenabo
  - Kapitel 10: Nirobyl
  - Kapitel 11: In Flammen!
  - Kapitel 12: Heldentat am Morgen
  - Kapitel 13: Eimerweises Darniederliegen
  - Kapitel 14: Ankunft an dem unheimlichen Ort voller Mysterien, Quelle der Intrigen, Sitz des Bösen und so weiter
  - Kapitel 15: Noch nicht das Ende
  - Kapitel 16: Jenseits der Wasseroberfläche
  - Kapitel 17: Gejagt von den Wassern grotesker Normalität
  - Kapitel 18: Eisinfiltration
  - Kapitel 19: Beziehungskugel
  - Kapitel 20: Nun ja
  - Kapitel 21: Rückblendenbehälter
  - Kapitel 22: Schergenhaufen
  - Kapitel 23: Erscheinen unten
  - Kapitel 24: Aus


Ich lief zu Eimerweise und Marion, doch der Boden widersetzte sich meinen Fortbewegungsbemühungen auf flexibelste Art. Die Wellen schlagende Oberfläche brachte mich aus dem Gleichgewicht, ich stürzte und schlitterte mit unverminderter Geschwindigkeit vorwärts, Marions Schuhe noch immer in den Händen haltend.
Eimerweise und Marion versuchten mich zunächst aufzufangen, doch plötzlich zog mein Freund seine Tochter ruckartig beiseite. Etwas Glitzerndes kam herangeflogen – offenbar hatte der Mann mit der Wasserspritzpistole etwas geworfen – und knallte neben meinen beiden Gefährten zu Boden. Eine blubbernde Explosion folgte, doch es waren keine Flammen, die sich ausdehnten, sondern klares Wasser. Die Flüssigexplosion dehnte sich kugelförmig aus, bis sie einen Durchmesser von etwas über einem Meter erreichte und erstarrte dann zu Eis. All das geschah in Sekundenbruchteilen. Eimerweise hatte den Explosionsradius leicht tangiert und fand sich nun mit einer Schulter in einer riesigen Eiskugel gefangen. Während er mit Marions Hilfe versuchte, wieder frei zu kommen, schlitterte ich vorbei und knallte gegen die Beckenwand. Es flimmerte vor meinen Augen und ich schrieb diesen Effekt zunächst der ungestümen Kontaktaufnahme von Kopf und Beton zu. Doch das Flimmern bekam Struktur: Linien und rechte Winkel bildeten sich.
In dem Moment knirschte Eis und Eimerweise hatte seine Schulter aus der Eiskugel befreit.
"Ist mit dir alles in O-", begann Eimerweise zu fragen und starrte dann mit hochgezogenen Augenbrauen das Geflimmere an.
"Oh."
Es sah aus wie Wasser, das vom unsichtbaren langsam in den sichtbaren Zustand wechselte, sich zu einer Leiter zur Decke formte und in dieser praktischen Form zu Eis erstarrte.
"Gut gemacht, Peter", sagte Eimerweise und erklimmte flink die Leiter.
"Vorsicht" rief Marion, bevor ich überhaupt in der Lage war, Eimerweises Lob zu interpretieren und mit irgendeiner meiner jüngsten Handlungen zu assoziieren.
Ich rappelte mich auf und sah unseren Verfolger. Er hatte seine Waffe gezogen und zielte auf uns.
"Schnell!" rief Eimerweise.
Marion half mir hoch und ich kletterte meinem Freund hinterher.
Es gab einen zischenden Laut und aus der Wasserpistole des grotesk normal aussehnden Mannes schoss ein merkwürdiger Strahl heraus, der dicht neben meinem Kopf gegen die Wand traf. Der Strahl war kurzzeitig von funkelnder Struktur, wie ein perfekt geradliniger Wasserstrahl, der dann plötzlich gefrohr. Mit einem Knacken löste der Mann seine Waffe vom Anfang des Eisstrahls und zielte erneut.
Inzwischen hatte Eimerweise das obere Ende der Leiter erreicht und stieß mit dem Kopf in einer Weise gegen die Decke, als hätte er erwartet, dass sie ihn einfach hindurchlassen würde.
"Aua", gab er von sich, rieb sich den Kopf und winkte mich dann heran. "Komm du mal her."
"Was soll das bri-" begann ich zu fragen, wurde jedoch von einem Eisstrahl unterbrochen, der unter meiner rechten Achselhöhle hinduchschoss.
Ich fragte nicht weiter und kletterte neben Eimerweise die Eisleiter hoch. Skeptisch sah ich zur Decke hoch, die aus festem Beton zu bestehen schien. Doch als ich sie berührte, begann ein kreisförmiges Segment Wellen zu schlagen, wie eine Wasserobfläche.
"Dachte ich mir!" sagte Eimerweise triumphierend und kletterte einfach in den zu Wasser gewordenen Beton hinein. "Kommt!"
Etwas Eiskaltes traf mich am Rücken, durchbohrte meinen Körper, kam aus meinem Bauch wieder heraus und traf auf die Wand.
Einer der Eisstrahlen aus der Waffe unseres Verfolgerst hatte mich aufgespießt.
Dass Marion entsetzt aufschrie, nahm ich kaum war. Kälte begann sich in meinem Leib auszubreiten.
Sollte dies mein Ende sein?
Konnte man all diese Absurditäten, die schließlich zu meinem Tode führten, in einem kurzen, denkwürdigen Satz auf einem Grabstein festhalten?
"Von den Wassern grotesker Normalität gejagt / getauft in Absurdität / niedergesteckt durch finale Eisigkeit / für alle Ewigkeit, Amen."