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Autor: knochengott

Erstellt am: 29.03.2014

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downtown 414 - Die Maskierte



Geschrieben von:   knochengott


Teil des Episodenwerkes: downtown

  - Einleitung
  - Kapitel 1: downtown 608 - Der Prinz
  - Kapitel 2: downtown 303 - Der Beschützer
  - Kapitel 3: downtown 409 - Der Kranke
  - Kapitel 4: downtown 408 - Die Herrscherin
  - Kapitel 5: downtown 414 - Die Maskierte
  - Kapitel 6: downtown 000 - Der Krieger
  - Kapitel 7: downtown 211 - Der Gefangene
  - Kapitel 8: downtown 506 - Das Schicksal


Anmerkungen des Autors:
Und weiter gehts.





Der Autor hat folgende Stimmungen f�r sein Werk angegeben:
gespannt



Als Kitty die Wohnung betrat fiel ihr als erstes auf, dass es so ruhig war. Sie dachte sich anfangs nichts dabei, summte weiterhin die Melodie irgendeines Liedes, dass sie unterwegs gehört hatte als sie ein kleines Geräusch hinter sich hörte: eine Tür, die leise gegen den Türrahmen schlug, Kitty drehte sich um und bemerkte als zweites dass die Tür zum Schlafzimmer am Ende des Flures ein Stück offen stand. Sie hatte sie beim Gehen geschlossen.
Vorsichtig stellt sie den Einkauf ab und machte die Tür hinter sich zu, ohne dabei den Flur aus den Augen zu lassen. Neben der Wohnungstür hatte sie den Baseballschläger an die Wand gelehnt. Er war noch da und sie nahm ihn sich mit nicht ganz sicheren Händen. Ihre Fingerknöchel traten weiß hervor. Den Schläger über die Schulter erhoben schlich sie den Flur entlang, mit dem Rücken zur Wand. An der Tür zur Küche blieb sie stehen, atmete einmal kurz aus und schaute dann blitzschnell in die Küche.
Leer.
Sie ging weiter den Flur entlang, versuchte jedes Geräusch zu hören, ein verräterisches Knarren der Dielen oder das Rascheln von Kleidung die an einer Wand entlang strich. Ein kurzer Blick ins Wohnzimmer lies sie fast aufschreien als sie einen Schatten neben der Tür bemerkte, aber es war nur der verdammte Ficus, der wegen der Sonne in der Ecke stand.
An der Badezimmertür steckte der Schlüssel außen, schnell griff sie hinüber und schloss die Tür ab, warf sich dann zurück an die Wand. Nichts passierte. Also blieb am Ende doch nur das Schlafzimmer. Langsam, ganz langsam schlich sie näher an die geöffnete Tür heran. Sie war nicht ganz offen, nur einen Spalt, so dass sie nicht hineinsehen konnte. Also hob sie einen Fuß und stieß sie mit einem Ruck auf, wich dabei zurück, den Schläger zur Abwehr vor sich haltend. Ihr Herz raste, ihre Hände waren nass und sie musste ständig blinzeln, weil ihr Schweiß in die Augen lief. Nichts.
Den Schläger weiter vor sich haltend näherte sie sich der Schlafzimmertür und glitt an die Wand daneben. Sie warf einen Blick hinein, sah einen von Kyles Füßen unter der Bettdecke hervorragen und zog den Kopf wieder zurück. Das ergab keinen Sinn. Wenn er immer noch gefesselt auf dem Bett lag, warum war die Tür dann offen? Warum hatte er sie noch nicht verflucht? Schlief er und wenn ja warum hörte sie ihn nicht schnarchen? Sie wohnte inzwischen lange genug mit ihm zusammen um zu wissen dass Kyle einer von den Männern war der auf dem Bauch, dem Rücken und der Seite liegend schnarchte. Er schnarchte sogar wenn er im Fernsehsessel einschlief. War das ein Trick? Also warum war er so still?

Plötzlich durchschoss Kity ein Gedanke, der noch furchterregender war, als der Gedanke Kyle hätte sich losgemacht, nachdem sie ihn ans Bett gefesselt hatte. Das war gestern gewesen, er war mal wieder völlig betrunken ausgerastet und hatte den Fernseher umgetreten, weil sie eine ihrer Serien sehen wollte und er nicht. Sie hatte angefangen zu weinen und da war er auf sie losgegangen. Als er sie gründlich grün und blau geschlagen hatte lies er sie auf dem Boden des Wohnzimmers liegen und ging ins Bett. Sie war etwa eine Stunde lang ohnmächtig und der Blutfleck war auch beim dritten schrubben nicht aus dem Teppich verschwunden, doch als sie erwachte war ihr Kopf klar wie seid Jahren nicht mehr.
Er würde sie umbringen.
Früher oder später. Nicht mit Absicht, einfach nur weil er einmal zu hart zutreten oder -schlagen würde. Nicht weil er es wollte, nur weil es ihm egal war. Weil sie ihm egal war.
Sie lag da in ihrem eigenen Blut, hörte ihn nebenan schnarchen und der Gedanke an ihren eigenen Tod war ihr klar und deutlich vor Augen. Also war sie aufgestanden und ins Bad gegangen um sich das Blut aus dem Gesicht zu waschen, hatte sich die Wäscheleine genommen, in Stücke zerschnitten und ihn damit ans Bett gefesselt. Ihr Bett hatte ein Eisengestell mit Kopf und Fußteil und die Wäscheleine war aus widerstandsfähigem Kunststoff. Er war nicht einmal aufgewacht so betrunken war er gewesen. Dann hatte sie sich im Wohnzimmer auf die Couch gelegt und war eingeschlafen. Sein wütendes Brüllen hatte sie geweckt. Schnell war sie aufgesprungen und ins Schlafzimmer gerannt noch ehe sie richtig wusste was sie tat und da lag er, immer noch gefesselt, die Augen blitzten sie wütend an, seine Hände ganz weiß weil er so an den Fesseln gezerrt hatte das sie die Blutzufuhr unterbrochen hatten und er war wütend! Oh ja er war wütend, so wütend wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Da wusste sie dass sie das richtige getan hatte. Sein Blick sagte ihr dass er sie getötet hätte, früher oder später. Ganz sicher. Doch jetzt war es still, er war still und etwas an dieser Stille sagte ihr, dass der zweite Gedanke, der furchtbare zweite Gedanke den sie gerade hatte vielleicht zutreffen konnte. Kitty wollte es nicht wissen, aber sie musste es wissen, sie brauchte Gewissheit. Sie schob sich langsam ins Schlafzimmer, den Schläger gehoben und bereit zuzuschlagen wenn er irgendetwas versuchen würde, trat sie ans Fußende des Bettes. Nah genug ran um sein Gesicht zu sehen. Der Schläger sank herab. Kyle würde nie wieder irgendetwas versuchen. Kyle war tot.

Mit einem Poltern fiel der Schläger auf den Boden und rollte gegen das Bett. Kitty presste die linke Hand vor den Mund und ging langsam rückwärts aus der Tür. Mit weit aufgerissene Augen, aber ohne wirklich etwas zu sehen betrat sie das Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa. Die Hand fiel von ihrem Mund herunter und der stiere Blick wandere rastlos durchs Zimmer, blieb auf der Schachtel Kippen auf dem Couchtisch liegen. Automatisch griff sie mit der rechten danach, öffnete sie mit einem Schnippen der Finger, klopfte eine Zigarette heraus. Die linke lies ihren Mund los und nahm die Zigarette, steckte sie ihr zwischen die Lippen. Das Feuerzeug mit beiden Händen haltend schaffte sie es sie anzuzünden, obwohl die Flamme hin und her tanzte. Als sie das Feuerzeug zurücklegte fiel es ihr aus der Hand ,prallte vom Tisch ab und landete schließlich auf dem Fußboden vor der Couch. Sie lies es liegen, atmete tief ein und stieß den Rauch durch die Nase wieder aus.
Der Einkauf im Flur war vergessen.
Als sie mit der ersten fertig war zündete sie sich eine neue Zigarette an. Und noch eine. Und noch eine.
Irgendwann fiel ihr ein, dass die Schlafzimmertür noch offen stand und sie machte sie zu.
Irgendwann wurde es dunkel und sie machte das Licht an.
Irgendwann wurde ihr die Stille zu laut und sie hob den Fernseher auf und schaltete ihn ein. Er hatte einen Sprung aber er ging noch.
Irgendwann wurde sie müde und sie machte Fernseher und Licht wieder aus, legte sich auf die Couch und schlief.

Sie hielt drei Tage durch, in denen sie es schaffte den Einkauf zu verstauen und sich neue Zigaretten zu holen. Sie kochte sich etwas zu essen und aß im Wohnzimmer, meist direkt aus dem Topf. Morgens beim Aufwachen schaltete sie als erstes den Fernseher ein und abends als letztes aus. Der Fernseher übertönte die Stille, er verdrängte die Leere. Sie duschte sich jeden morgen und zog dann doch wieder ihre alten Sachen an. Manchmal stand sie im Flur und schaute die Schlafzimmertür an. Oft nur für ein paar Minuten aber ein paar mal setzte sie sich an die gegenüberliegende Wand und saß dort eine Weile.
Lies die Tür nicht aus den Augen.
Wartete darauf, dass sie sich öffnete.
Das sie zersprang.
Das sie nach innen gerissen wurde.
Das irgendetwas passierte.
Aber natürlich passierte nichts, die Tür bleib zu und wenn Kitty genug gewartet hatte stand sie wieder auf und ging ins Wohnzimmer.
Nahm sich eine Zigarette, zündete sie an und schaute auf den Fernseher ohne ihn richtig zu sehen.
Am dritten Tag fiel ihr der Geruch auf. Nicht ihr eigener, den konnte sie schon ab dem zweiten Tag nicht mehr ignorieren, soviel sie sich auch duschte, ihr Schweiß, ihr Geruch klebte in den Kleidern, die sie seit 3 tagen trug. Nein dieser Geruch war anderes.
Es war Kyle, der roch.

Mit einem Schal über Mund und Nase stand Kitty vor der Schlafzimmertür, die Klinke in der schweißnassen Hand. Sie wünschte sich sie hätte den Schläger, aber sie konnte ihn nirgendwo finden. Sie hatte Angst, Angst vor dem, was sie hinter der Tür erwartete aber sie konnte so nicht weitermachen. Sie brauchte frische Kleider. Und sie musste sich überlegen, was mit Kyle passieren sollte. Ihr Atem ging schnell, sie zwang sich den Mund zu schließen und langsam durch die Nase zu atmen. Der Schal roch nach Eukalyptus, eine Überbleibsel von der Erkältung, die sie letzten Monat gehabt hatte. Der Geruch stammte von dem Zeug, dass sie auf Brust und Hals aufgetragen hatte. Er war schwach, aber er hielt den anderen Geruch, den Kyle-Geruch zurück. Sich daran festklammernd drückte Kitty die Klinke herunter und betrat das Schlafzimmer.

Drinnen war der Geruch noch viel stärker, aber nicht so schlimm wie sie erwartet hatte. Im Fernsehen kotzten die Leute immer halb wenn sie eine Leiche rochen. In Wirklichkeit war es nicht so schlimm. Kitty kannte öffentliche Toiletten die schlimmer stanken. Trotzdem versucht sie Kyle nicht anzusehen und richtete die Augen auf den Boden. Und da lag der Schläger. Schnell bückte sie sich um ihn aufzuheben und dabei wurde ihr doch plötzlich schummrig. Sie griff mit der rechten den Schläger und mit der linken nach der Bettkante, rutschte ab und ihre Hand landete auf der Decke. Unter ihrer Hand konnte sie etwas Hartes spüren und nach einem Augenblick wurde ihr klar, das es sich dabei um Kyles Schienbein handeln musste. Den Schläger in der rechten haltend drückte sie sich hoch und dabei verrutschte Kyles Bein ein wenig, so dass sie erneut strauchele.
Vor ihrem geistigen Augen malte sie sich schon aus, wie sie zur Seite kippen und mitten aufs Bett, mitten auf Kyle, mitten auf die Leiche fallen würde.
Mit einem Ruck stieß sie sich so fest sie konnte ab, so dass sie mit der rechten Schulter gegen die Wand prallte und bleib keuchend mit der Wand im Rücken stehen. Die Decke war verrutscht und jetzt war der Geruch doch stärker. Fast betäubend stark. Mit einem Klappern der Zähne schloss Kitty ihren Mund und zwang sich erneut durch die Nase zu atmen, zwang sich jedes Fünkchen Eukalyptusgeruch zu kosten, dass ihr zur Verfügung stand. Als sich ihr Atem wieder beruhigt hatte holte sie tief Luft, hielt ihn an, trat an das Bett heran, packte die Bettdecke und zog sie mit einem Ruck beiseite.

Ihr Kopf tat weh und als sie ihre Stirn befühlte hinterließ sie Blut an ihren Fingern. Sie lag im Flur gleich neben der Garderobe und schüttelte verwirrt ihren Kopf. Sofort wurde der Schmerz wieder stärker und stöhnend presste sie eine Handballen gegen ihre Stirn. Sie fragte sich was passiert war. Haare hingen ihr ins Gesicht und als sie sie beiseite strich fiel ihr auf, das der Schal nicht mehr über Nase und Mund lag. Er war ihr auf den Hals heruntergerutscht. Und ihr fiel der Geruch auf und mit dem Geruch fiel ihr auch wieder ein, was unter der Bettdecke gewesen war.
Kyle. Nicht grau, nicht grün, irgendwo dazwischen. Und das Bettlaken war feucht, gelbbraun und feucht. All das hatte ihr schon zugesetzt aber was sie zum Ausrasten brachte war der Anblick seiner Narbe gewesen. Und seiner Hände.

Kyle hatte als Kind eine Leistenbruch gehabt und hatte sich mit vier Jahren einer Leistenoperation unterziehen müssen. Die daraus resultierende Narbe war inzwischen kaum mehr als ein weißer Strich knapp oberhalb und links seiner Peniswurzel gewesen, aber sie war ein Teil von ihm. Ein unverkennbarer Teil. Und als sie diese Narbe gesehen hatte war ihr klar geworden, wirklich klar geworden, dass das kein Film, keine Serie, keine Verarsche war.
Kyle war tot. Hier. In ihrer Wohnung. In ihrem Bett.
In dem Bett in dem sie mit ihm ihren ersten Höhepunkt gehabt hatte, vor vielen Jahren als er abends noch nur ein oder zwei Bier trank. Als er noch arbeitete. Er hatte sie sanft berührt, hatte sich Zeit gelassen und sie war ihm gefolgt, erst zögerlich dann mit wachsender Begeisterung, hatte sich gehen lassen sich ihm komplett hingegeben und er hatte mit seinen Fingern gezaubert. Bei diesem Gedanken hatte sie einen Blick auf seine Hände geworfen und die Verbindung dieser beiden Gedanken, seine Finger in ihr, lockend, reizend, fordernd, und seine toten gelblichen Finger auf dem feuchten Bettlaken hatte eine Sicherung bei ihr aussetzen lassen und sie war geflohen. Ein Wimmern hatte sie begleitet das aus ihrer eigenen Kehle kam und ihr doch so fremd war als käme es von einer Verrückten.

Langsam stand Kitty auf, ging in die Küche, lies etwas kaltes Wasser auf einen Lappen laufen und drückte ihn sich gegen die Stirn. Es brannte leicht aber die Kälte tat ihrem Kopf gut. Sie musste irgendwo gegengestoßen sein, als sie in Panik den Flur entlang gelaufen war. Gut so, Wer weiß was passiert wäre, wenn sie aus der Wohnung gerannt wäre. Sie ging ins Wohnzimmer, lies sich auf die Couch fallen, griff sie die Zigarettenschachtel. Legte den Kopf in den Nacken, damit der Lappen nicht von der Stirn fiel und ein feiner Schmerz zuckte durch ihre Stirn. Kitty hoffte, dass sie keine Gehirnerschütterung hatte. Aber davon wurde man normalerweise verwirrt oder schläfrig und Kitty war keins von beiden. Sie steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen, hielt den Lappen mit der linken fest und zündete sie mit der rechten an. Atmete tief ein und durch die Nase wieder auf. Wappnete sich. Denn es war klar das sie wieder ins Schlafzimmer gehen musste.

Die Bettdecke lag noch auf ihrer Seite und der Geruch erfüllte den ganzen Raum. Wenn Kitty genau darüber nachdachte wahrscheinlich schon die ganze Wohnung aber hier war am am deutlichstem.
Am massivsten.
Sie blieb am Fußende des Bettes stehen und überlegte was zu tun sei.
Die Polizei rufen? Kam nicht in Frage. Er lag in ihrem Bett, lag hier seid drei Tagen. Das war einerseits zu lange um noch den Notarzt zu rufen und andererseits nicht lange genug damit ihre blauen Flecken abgeheilt waren. Ein Blick auf sie und auf ihn und die Polizisten würden sofort vermuten, dass sie ihn getötet hatte.
Und hatte sie das nicht vielleicht auch? Hatte sie ihn nicht am Bett festgebunden?
Kitty fragte sich das erste mal, woran Kyle gestorben war. Sie ging an die Seite vom Bett, versuchte den Geruch zu ignorieren, versuchte Kyle nicht ins Gesicht zu sehen. Sie entdeckte keine Verletzung, keine Wunde, nichts. Also woran genau war er gestorben? Sie wusste es nicht. Aber sie wollte nicht dass irgendwelche Polizisten ihr die Schuld zuschoben. Also musste etwas geschehen.
Aber zuerst brauchte sie frische Kleidung.

Der Fahrstuhl hielt mit einem leisen Klingeln, die Türen öffneten sich. Die Tüte war schwer und klirrte leicht beim Einsteigen. Kitty war einkaufen gewesen. Im Baumarkt. Als sie ihr Stockwerk drückte hörte sie hinter sich kurze hallende Schritte.
„Warte mal.“ rief jemand und mit der freien Hand hielt sie die Fahrstuhltüren offen. Hinter ihr kam ein junges Mädchen mit dunklen Haaren angelaufen. Sie trug auffälliges Make up und kam Kitty bekannt vor. Ihre hochhackigen Schuhe klapperten lauf auf den gefliesten Boden. Hektisch atmend erreichte sie den Fahrstuhl, warf Kitty ein strahlendes Lächeln zu, dass diese durch den Vorhang aus ihren eigenen Haaren nur anhand der unnatürliche weiße Zähne erkennen konnte und trat ein. Sie streckte ihren Arm an Kitty vorbei nach den Aufzugstasten, kam Kitty dabei so nah, dass sie ihr Parfum riechen konnte, dass süß roch und gleichzeitig in der Nase kitzelte und stockte, als sie sah das ein Stockwerkstaste schon brannte.
„Dritter Stock?“ fragte die junge Frau und drehte den Kopf so schnell zu Kitty, dass die einen halben Schritt nach hinten machte. Der Beutel schlug klirrend gegen die Fahrstuhlwand und lies die Kabine dröhnen. Mit einem Lächeln schaute die Frau Kitty an, runzelte nach einigen Sekunden fragend die Stirn. Kitty hielt den Kopf gesenkt und schaute nur flüchtig zu ihr hoch.
„Bitte?“ quetschte sie schließlich heraus, versuchte sich nicht anmerken zu lassen, das ihr Puls raste.
„Ich frage ob du auch in den dritten Stock willst.“
„J.. Ja dritter Stock.“
Die Frau zog ihren Arm zurück. Die Türen schlossen sich und mit einem Ruck setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. Kitty blickte starr geradeaus und hielt den Beutel dicht an sich gepresst. In ihm befanden sich einige Flaschen Dufterfrischer, Dazu eine Säge, ein paar scharfe Messer inklusive eines Messerblocks aus Holz, zu dem sie sich hatte überreden lassen und...
„Du wohnst in 203 oder?“ fragte die Frau plötzlich. Kitty fuhr zusammen und musste sich einen spöttischen Seitenblick der Frau gefallen lassen. „Ganz ruhig. Ich beiße doch nicht.“
„Okay.“ murmelte Kitty und sah auf ihre Schuhe.
„414 richtig?“ fragte die Frau erneut und sie überlegte verzweifelt woher sie das wissen konnte. Kitty packte die Tüte fester. Das ganze Werkzeug machte sie ziemlich schwer und Kitty war sich sicher wenn sie die Frau überraschen könnte würde sie ihr mit dem Beutel eine überbraten können ehe sie wusste wie ihr geschah.
„Ja?“ sagte Kitty ausweichend und schob sich ein kleines Stückchen zur Seite um mehr Platz zwischen sich und der Frau zu haben.
„Ich wohne gegenüber – 408. Ich dachte doch, dass ich dich schon mal gesehen habe.“
Kitty erkannte, warum ihr die junge Frau bekannt vorkam und lies ihre Hand etwas locker.
„Stimmt. Ich habe Sie auch schon einmal im Hausflur gesehen.“ sagte sie und drehte sich zu der jungen Frau um. „Sie arbeiten doch als Mo...“ Die Frau sah Kitty ins Gesicht und ihre Augen weiteten sich. Nur für eine halbe Sekunde aber Kitty bemerkte es sofort und drehte ruckartig den Kopf weg.
„Entschuldigung.“ Jetzt war es Kitty, die die Frau mit aufgerissenen Augen ansah. Beide hatten es gleichzeitig gesagt.
„Es tut mir leid, es ist nur so... heftig.“ sprudelte es aus der jungen Frau heraus.
„Ja, heftig.“ erwiderte Kitty und erinnerte sich an das erste Mal, als sie sich so im Spiegel gesehen hatte, die linke Gesichtshälfte eine leblose Masse aus weißen Fleisch, ohne Leben, ohne Spannung. Es hing an ihr herunter, wie ein zu großes Shirt. Das war Kyle gewesen, vor ein paar Jahren. Kurz nachdem er seine Arbeit verloren und angefangen hatte vom 5 Bier am Abend auf 10 Bier und Schnaps am Tag umzusteigen. Kitty war damals schon klar das er nicht angefangen hatte zu trinken weil er seinen Job verloren hatte, sondern seinen Job verloren hatte, weil er nicht aufhören konnte zu trinken. Und ohne Job war ihm alles egal, also trank er ständig.
Irgendwann rutsche ihm das erste mal die Hand aus. Er entschuldigte sich. Dann passierte es ein zweites mal. Er entschuldigte sich wieder und schwor dass es nie wieder passieren würde. Dann entschuldigte er sich nicht mehr. Irgendwann entschuldigte sie ihn damit, dass er gerade eine schwierige Phase durchmachte. Und schlussendlich entschuldigte sie sich bei ihm, dass sie nichts richtig machen konnte.
Sie kannte tausende solcher Geschichten aus Klatschmagazinen die sie im Wartezimmer von diversen Ärzten las, die sie in den folgenden Jahren nie mehr als dreimal zu Gesicht bekamen und denen sie immer wieder dieselben Geschichten erzählte.
Ich bin gefallen. Ich habe mir den Kopf angestoßen. Ich bin gegen die Tür gelaufen.
Und immer wenn der Arzt fragte wer den faustförmige Türen zuhause hatte kam sie nicht wieder. Und dann kam der Tag an dem Kyle sie das erste mal richtig zusammen schlug. Damals hatte er noch keine Ahnung wie man das machte, wie man jemanden zusammenschlug, ohne das der anschließend sofort ins Krankenhasu musste. Oder es war ihm damals schon egal was mit ihr passierte. Er brach ihr den Kiefer und zertrümmerte ihr das Jochbein. Der Gesichtsnerv wurde beschädigt und das war es dann. Als sie nach Wochen wieder aus dem Krankenhaus kam konnte sie sich nicht mehr im Spiegel ertragen und die Leute schreckten vor ihr zurück.

Das Klingeln des Fahrstuhl holte Kitty ins hier und jetzt zurück.
„Es tut mir wirklich leid, ich wollte nicht..“ begann die junge Frau doch Kitty winkte ab. Das war okay. Das war sie so gewohnt. Es war ein Schmerz, der ihr vertraut war.
Kitty trat aus dem Fahrstuhl und beeilte sich zu ihrer Tür zu kommen. Die junge Frau ging wenige Schritte hinter ihr und Kitty konnte ihren Blick im Rücken spüren. Wenn sie sich jetzt umdrehen würde, könnte sie sicherlich sehen, dass die junge Frau mit sich rang, irgendetwas zu sagen. Sie hörte hinter sich den Schlüssel der jungen Frau klirren.
Ohne stehen zu bleiben, ohne sich umzudrehen, ohne auch nur langsamer zu werden drehte Kitty den Kopf zur Seite und sagte so klar es mit dem linken Mundwinkel ging.
„Es ist okay. Ich verstehe das,“ Dann hatte sie ihre Tür erreicht, schloss auf und schlug sie hinter sich zu. Hart.

Der erste Schnitt war der schwierigste. Sie hatte vermutet, dass es eher der Teil, Kyle aus dem Bett ins Bad und in die Wanne zu tragen sein würde, aber das hatte sie ohne weitere Anfälle geschafft. Natürlich war es nicht leicht gewesen ihn anzufassen, seine kalte und irgendwie feuchte Haut, aber er war nicht so schwer wie sie erwartet hatte und diesmal war sie auch mit dem Geruch besser zurechtgekommen. Einzig ihn in die Wanne zu heben hatte sie einige Überwindung gekostet. Ihn so dich an sich pressen zu müssen, um ihn anheben zu können war fast Zuviel gewesen, aber sie hatte auch das geschafft. Doch als er dann in der Wanne lag und sie mit den Werkzeugen ins Bad kam wusste sie nicht wie sie weitermachen sollte. Es war ihr klar, dass sie ihn nicht im Schlafzimmer liegen lassen konnte und das sie ihn genauso wenig komplett wie er war entsorgen konnte. Also blieb ihr nur eine, wie ihr erschien, logische Schlussfolgerung: sie musste ihn zerteilen und hoffen ihn nach und nach entsorgen zu können. Das alles war ihr klar, die Werkzeuge gekauft und fein säuberlich neben ihr auf dem Wannenvorleger aufgereiht, die Mülltütenrolle neben sich, aber als sie sich dann mit dem Messer über die Wanne beugte zögerte sie. Sich das alles Schritt für Schritt vorzunehmen war doch etwas anderes als es tatsächlich zu tun. Es war immer noch Kyle, er war immer noch Kyle, auch wenn er sie die letzte Zeit nicht mehr gut behandelt hatte war es immer noch der Kerl, den sie einmal geliebt hatte. Und insgeheim befürchtete sie auch, dass es eine einzige Sauerei werden würde.
Was wenn sie ihn schnitt und das Blut in einer Fontäne heraus spritzen würde? Sie hatte zwar oft CSI und diese ganzen Sendungen gesehen, aber das war alles nur fernsehen. Das hier war echt und sie hatte keine Ahnung was passieren würde.
Kitty merkte, dass sie an ihrer Unterlippe nagte und zwang sich sie auszuspucken. Sie musste es tun, also konnte sie auch aufhören sich dagegen zu wehren. Zu zögern half ihr nicht weiter. Sie überlegte, wo sie beginnen sollte und maß ihn mit Blicken. Sie hatte sich vorgenommen ihn in 6 Teile zu zerlegen. Arme und Beine, Torso und Kopf. Den Kopf wollte sie erst ganz am Schluss machen, denn davor graute ihr am meisten. Kitty beschloss beim rechten Arm zu beginnen. Der lag dicht bei ihr neben seinem Körper. Sie nahm sein Handgelenk und zog den Arm über den Wannenrand, so dass die Achselhöhle freilag. Dort wollte sie den ersten Schnitt setzten. Kitty hob das Messer, atmete tief ein und hielt die Luft an, als sie das Steakmesser von unten an den Muskel drückte, der von der Brust quer zum Arm verlief. Sie drückte mit etwas Kraft dagegen und das Messer ritzte die Haut an. Noch war kein Blut zu sehen. Kitty drückte weiter, doch der Muskel gab weich nach und das Messer drang nicht ein. Immer noch die Luft anhalten zog Kitty das Messer zurück und hinterließ dabei einen Schnitt, der tief eindrang und das Muskelgewebe freilegte. So eine Farbe hatte Kitty noch nie gesehen, doch sie erlaubte sich nicht darüber nachzudenken was sie da sah, was sie da tat, stieß das Messer wieder vor und schnitt tiefer. Und tiefer. Und tiefer.

Die Gelenke waren schwierig. Bis Kitty das Schultergelenk freigelegt hatte, war ihr was sie tat, wen sie zerschnitt völlig entglitten. Zu sehr war sie mit der Arbeit beschäftigt, damit beschäftigt es schnell und sauber zu machen. Alles was sie noch sah waren weiche Muskeln, unnachgiebige Knorpel, Sehnen und harte Knochen. Sie hatte einen unsauberen Ring Muskeln um das Gelenk herum freigeschnitten, doch der Arm hing immer noch fest. Irgendwo musste es noch eine Verbindung geben an die sie nicht herankam. Bisher hatte Kyle erstaunlich wenig geblutet und irgendwann war ihr klar geworden, dass es wahrscheinlich bereits geronnen war. Mit der linken Hand packte sie Kyle am Ellbogen und zog den Arm vom Körper weg, in der Hoffnung damit das übrige Bindeglied zwischen Arm und Körper zu entdecken aber da war nichts zu sehen. Sie lies den Arm los, stand auf und beugte sich darüber, inspizierte den Rücken und das Schulterblatt. Hier war der Schnitt nicht so gerade wie vorn, sie hatte diesen hier mehr oder weniger über Kyle gebeugt machen müssen und dabei mehrfach abgerutscht, aber auch hier konnte sie den Knochen sehen und nichts was den Arm noch fixierte. Das Messer in den Schnitt drückend fuhr sie vor und zurück und konnte die Klinge über den Knochen schaben hören. Sie beugte sich noch weiter vor und ging mit dem Messer weiter den Knochen entlang bis unter die Achsel, spürte aber keinen Widerstand außer dem des Knochens. Das Messer weiter im Schnitt haltend kniete sie sich wieder hin und prüfte mit dem Messer auch die Vorderseite. Nichts, Ringsumher war der Knochen frei. Also musste etwas im Schultergelenk den Arm fixiert halten. Wieder packte sie den Ellbogen und zog, Stieß dabei die Messerspitze in den Schnitt, versuchte in das Schultergelenk zu stecken. Mit einem kratzenden Geräusch fuhr das Messer über den Knochen, einmal, zweimal um dann plötzlich einige Zentimeter tief einzudringen. Mit einem triumphierenden Lächeln trieb sie das Messer noch weiter hinein und bewegte es dann vor und zurück mit kurzen sägeartigen Bewegungen während sie weiterhin den Arm vorm Körper wegzog. Plötzlich ruckte der ganze Arm einen Zentimeter weiter nach außen und ein Spalt war zwischen den Knochen zu sehen. Mit von den Zähnen zurückgezogenen Lippen stieß Kitty nochmals mit dem Messer in den Spalt hinein und dabei kam die Messerspitze unten wieder heraus. Noch einige ruckartige Bewegungen und Kyles Arm löste sich komplett vom Körper. Kitty, die mit aller Kraft den Arm vom Körper weggezogen und sich zur Unterstützung mit der Hüfte gegen die Wanne abgestützt hatte verlor das Gleichgewicht und fiel mit einem Aufschrei, halb Schreck, halb Triumph zur Seite.

Der andere Arm und die Beine gingen leichter von der Hand, nachdem sie erst einmal wusste worauf es ankam. Bei den Beinen störte sie Anfangs Kyles Penis, der immer wieder im Weg lag und herumrutschte, also schnitt sie ihn einfach ab und warf ihn in die Tüte mit seinem rechten Arm. Was irgendwie passend war, wie sie kurz darauf bemerkte. Die Hüftgelenke waren schwieriger zu erreichen, also schnitt sie frei was sie erreichen konnte und zertrümmerte sie mit dem Hammer, nachdem sie eine Decke unter sie gelegt hatte um die Schläge zu dämpfen. Niemanden kümmerte der Krach, obwohl sie erst einen Großteil des Oberschenkeln freischneiden und dann mehrmals mit Wucht auf die Oberschenkelknochen schlagen musste.
Am Ende bleib nur noch der Kopf und der war einfacher als gedacht. Sie hatte um sich den Anblick zu ersparen ihn schon in eine Mülltüte gesteckt und der größte Teil des Halses war weich und nachgiebig. Einzig die Wirbelsäule machte ihr etwas Probleme, also drehte sie das, was von Kyle übrig war auf den Bauch und hieb wiederum mit dem Hammer solange auf den Nacken ein, bis er nachgab. Kopf und Arme verpackte sie in normale 30 Liter Mülltüten, die Beine und den Torso in die stabileren 50 Liter Tüten. Bei all dem war kaum Blut ausgetreten, aber Kitty hatte sich auch davor gehütet den Bauch oder Brustbereich zu verletzen. Nur aus dem Hals war verhältnismäßig viel Blut ausgetreten, doch das hatte sie in den Abfluss der Wanne gespült und die eingedickten Klumpen aus dem Abfluss gefischt und in die Kopftüte getan. Danach hatte sie noch die Wanne gründlich gescheuert.
Alles in allem war von Kyle nach keinen zwei Stunden Arbeit nur noch eine Sammlung an Mülltüten und der Geruch nach Zitronenreiniger im Bad übrig.

Kitty saß auf der geschlossenen Toilette, rauchte ein Zigarette und wunderte sich dabei wie das alles gekommen war. Vor der offenen Badezimmertür standen die 5 Tüten im Flur. Das versaute Laken und die Bettwäsche hatten noch in die beiden Beute mit den Armen gepasst und jetzt wartete Kyle darauf entsorgt zu werden. Die Matratze war natürlich auch hinüber, sie hatte dort wo Kyle gelegen hatte einen gelblichen Fleck, aber darum würde sie sich später kümmern. Erstmal hatte sie zwei Handtücher drübergelegt und ein neues Spannbettlaken deckte alles ab.
So weit – so gut. Aber jetzt musste Kyle noch aus der Wohnung raus. Kitty nahm noch einen Zug und machte sich bewusst, dass sie ebenso gut direkt damit anfangen konnte. Es aufzuschieben würde die Sache nur verschlimmern. Also drückte Kitty die Kippe am Waschbecken aus und ließ sie unter sich ins Klo fallen. Dann verließ sie das Bad, schnappte sich den Haustürschlüssel und einen der beiden Armbeutel und verließ die Wohnung.