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Autor: knochengott

Erstellt am: 17.03.2008

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downtown 608 - Der Prinz



Geschrieben von:   knochengott


Teil des Episodenwerkes: downtown

  - Einleitung
  - Kapitel 1: downtown 608 - Der Prinz
  - Kapitel 2: downtown 303 - Der Beschützer
  - Kapitel 3: downtown 409 - Der Kranke
  - Kapitel 4: downtown 408 - Die Herrscherin
  - Kapitel 5: downtown 414 - Die Maskierte
  - Kapitel 6: downtown 000 - Der Krieger
  - Kapitel 7: downtown 211 - Der Gefangene
  - Kapitel 8: downtown 506 - Das Schicksal


Anmerkungen des Autors:
Der Prinz



Emilio liegt auf dem Bauch und schläft, seine Atmung ist ruhig und entspannt, bis zu dem Augenblick, als er das kreischen von Autobremsen vor seinem Fenster hört. Schlagartig öffnen sich seine Augen und sein Puls beschleunigt sich. Er richtet sich auf, die verschwitzten Haare wischte er sich aus der Stirn und lauscht angestrengt. Dann erhebt er sich aus dem Bett und schleicht in Richtung Fenster, nicht ohne dabei den Revolver unter dem Bett mitzunehmen. Langsam atmend wirft er einen kurzen Blick über den Fensterrand und schaut sich um. Keine Bullen. Nur ein Arschloch, der sich gerade aus seinen schwarzen Camaro schwingt und die Tür knallen läßt. Er trägt einen dunklen Armeedress.
‚Zu schräg gekleidet für einen von der Sitte!‘ denkt sich Emilio und richtet trotzdem den Revolver auf ihn, während der Typ zum Hauseingang geht.
„Bum!“ sagt er leise und ruckt mit dem Revolver kurz nach oben. Der Kerl verschwindet im Hauseingang.
Emilio entspannt den Revolver und lehnt sich mit dem Rücken an die Wand. Ein Blick zur Uhr zeigt ihm, das es kurz vor Neun ist, also eh Zeit zum aufstehen.
Ein Rascheln zu seiner linken macht ihn auf Sandra aufmerksam. Sie sitzt aufrecht im Bett, die decke fest an die kleinen Brüste gepreßt und schaut ihn mit ihren großen Augen an. Ihn und den Revolver in seiner Hand.
„Alles in Ordnung.“ sagt er und deutet ein Lächeln an. Sie entspannt sich etwas, betrachtet ihn aber weiterhin, wie er da in der Ecke am Fenster steht, die Waffe in der linken und vor sich hin starrt. Dann senkt sich langsam die Decke bis zum Ansatz ihrer Brüste.
„Kommst du zurück ins Bett, Onkel?“ fragt sie und jetzt ist sie es, die ein lächeln andeutet. Er lächelt zurück, steht auf und geht zu ihr. Die Waffe landet auf dem Nachttisch, während Sandra seine rechte Hand ergreift und auf den Handrücken küßt.
Dann blickt sie hoch und er genießt diesen Anblick sehr.
„Bin ich jetzt eine Frau?“ fragt sie und wieder muß er lächeln. Diese Naivität in dieser verkommenen Welt ist wirklich ein Geschenk.
„Ja.“ sagt er „Ja, jetzt bist du eine Frau! Und gefällt es dir?“
Ihre Augen leuchten auf und sie wirft die Decke völlig beiseite.
„Ja, Onkel, sehr.“ flüstert sie und während sie sich zurücklehnt, zieht sie ihn mit aufs Bett.

Etwa zwanzig Minuten später ist sie im Bad verschwunden und er liegt auf dem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und läßt sich das gerade erlebte noch einmal durch den Kopf gehen. Sie ist wirklich bezaubernd, wie alle seine Mädchen. Ihr schlanker Körper, die feingliedrigen Hände und das lange weiche Haar. Doch vor allem ist es der Geruch und der Geschmack, der ihm gefällt. Dieser Geruch wenn sie noch frisch sind, so unschuldig frisch, kaum ahnend was es mit dieser Stelle zwischen ihren Beinen auf sich hat.
Er rollt sich auf die Seite, schwingt die Beine aus dem Bett und steht auf. Seine Boxershort liegt noch auf der Stuhllehne, neben dem Seidenbademantel und den Zigaretten. Er schlüpft schnell hinein und kann einen Blick in den langen Wandspiegel nicht vermeiden. Seine Haut ist weiß, die Beine dünn und haarig, scheinbar als Ausgleich für sein spärlich gesegnetes Haupt. Ein Rettungsring von Bier und fettigem Essen umringt seinen Bauch. Und doch lieben ihn seine Mädchen. Denn er gibt ihnen ein Zuhause. Schnell wirft er sich den Bademantel über, um seine Makel zu verdecken und zündet sich eine Zigarette an. Der erste Zug gleicht einer Offenbarung und glücklicherweise ist er noch ein paar Jahre von dem quälenden krampfhaften Husten nach jedem Zug entfernt, den sein Vater zuletzt hatte. Er geht zum Badezimmer und kann die Dusche auf der anderen Seite rauschen hören. Er klopft leise und wartet. Sofort wird die Dusche abgestellt und keine Minute später öffnet sich die Tür. Sandra, mit Wasserperlen im Haar und einem Handtuch um den Leib.
„Du mußt schon weg, Onkel?“ fragt sie und ihre Augen sind groß und süß.
„Ja, ich muß mich um meine Geschäfte kümmern. Ich schicke dir nachher Julie vorbei. Die erklärt dir alles weiter.“
Sie senkt den Kopf und nickt stumm. Sie wird heute das erste mal arbeiten und Julie ist die richtige um ihr zu zeigen wie man es gut macht. Nur zufriedene Kunden kommen wieder.
Er reicht ihr die rechte Hand und sie sinkt in die Knie und küßt den Handrücken. Er hat das mal gesehen, im Fernsehen oder so. Dem Papst wird so gehuldigt und es gefiel ihm. Immerhin ist seine Liebe die Religion seiner Mädchen. Er beugt sich hinunter und küßt sie sanft auf die Stirn. Dann geht er.

Er geht den Flur hinunter, achtet nicht auf die Türen rechts und links und drückt den Knopf für den Aufzug. Zwei Stockwerke tiefer steigt er wieder aus und geht zum dritten Zimmer auf der linken Seite. Er betritt es ohne anzuklopfen. Julie sitzt vor ihrem Schminkspiegel und wirft ihm einen liebevollen Blick zu. Er tritt hinter sie und küßt sie sanft auf den Nacken. Sie steht auf und geht in die Knie, er reicht ihr die rechte Hand und sie küßt sie. Dann beugt er sich hinunter und küßt auch ihre Stirn. Sie erhebt sich lächelnd.
„Du wirst dich heute um Sandra kümmern. Sie ist neu und du wirst sie unterweisen.“
Julie nickt wortlos und nimmt wieder am Schminktisch Platz. Emilio legt seine Hand auf ihre Schultern während er weiterspricht. Sie verharrt kurz in ihrer Bewegung als er das tut.
„Du wirst ihr alles genau zeigen und verständlich machen. Du bist inzwischen schon eine ganze Zeit bei mir und ich weiß, daß du eine der Besten bist, also zeig ihr was du kannst und wie sie es lernen kann.“
Seine Hände gleiten von ihren Schultern hinab und streicheln sanft ihre zierlichen Brüste unter dem dünnen Shirt.
„Wenn du deine Sache gut machst, werde ich mich noch diese Woche bei dir bedanken.“
Sie erschauert unter seinem Griff, er kann die genießerisch geschlossenen Augen in dem Schminkspiegel sehen. Mit den geschminkten Augen und dem roten Mund erinnert sie ihn sehr an seine Schwester.
„Und schmink dich bitte nicht so stark, Kleines? Du weißt, natürliche Schönheit braucht keine Farbe.“
Er läßt sie los und gleitet zurück zur Tür, während sie langsam die Augen wieder öffnet und ihm einen Blick nachwirft.

Emilio fährt mit dem Fahrstuhl bin in den letzten Stock. Der Gang ist dunkler als die anderen, weil es hier nur wenige niedrige Fenster gibt. Genau die passende Atmosphäre für versteckte Geschäfte. Er geht den Gang entlang und findet sich vor einer dunkeln Tür ein. Sie ist mit drei Schlössern gesichert und nur er hat alle drei Schlüssel. Schnell schließt er sie auf und geht hinein. Von innen ist sie leicht mit einem schweren Hebel zu verriegeln, der an allen Ecken Eisenstifte einrasten läßt. Die Stahlplatte gibt ihm einen zusätzlichen Schutz. Das einzelne Zimmer ist fensterlos, nur ein Schreibtisch mit Sessel und ein Schrank befinden sich darin. An der linken und rechten Seite des Zimmers sind zwei Neonröhren am Boden montiert. Ihr warmes rotes Licht erfüllt den Raum.
Er setzt sich in den Sessel und wirft einen Blick auf den Monitor, als sein Handy klingelt.
„Ja.“
Es ist eine vernuschelte Stimme, die nach Alkohol und sexuellen Wünschen klingt.
„Ich will zu Lokal.“
Schnell schaltet Emilio die Kameraeinstellung auf dem Monitor um.
„Alles klar, sie ist frei. Wie lange?“
„Ne halbe Stunde... ich hab noch n Termin..“ näselt die Stimme.
„Okay, einhundert bei Zimmer 608, letzter Stock. Einfach klopfen.“
„Bin gleich da.“
Emilio legt auf und seufzt. Dann nimmt er das Telefon von seinem Tisch und wählt einen Nummer. Dabei beobachtet er den Monitor genau. Eine Gestalt kommt aus einer kleinen Tür in der linken unteren Ecke und wirft sich aufs Bett. Sie nimmt den Hörer ab.
„Lola? Du bekommst in den nächsten paar Minuten Besuch. Mach dich bitte fertig Schatz.“
Die Gestalt legt auf und huscht wieder durch die Tür unten links.

Keine Minute später klopft es an die dunkle Holztür. Emilio steht auf, geht zur Tür und
schaut durch den Spion. Ein dürrer Kerl in Lederjacke und psychedelischem Hemd zappelt ungeduldig vor der Tür auf und ab. Die Gegensprechanlage knackt, als Emilio den Knopf drückt.
„Einhundert unter der Tür durch!“
Der Späthippie zuckt zusammen, starrt einen Moment die Tür verständnislos an und zückt dann sein Portemonnaie. Er holt zwei Scheine heraus und schiebt sie unter der Tür durch.
„Augenblick!.“
Emilio läßt den Knopf der Anlage schnappen und hebt das Geld auf. Er geht zum Schreibtisch und prüft es mit der UV-Lampe.
Wieder knackt die Anlage.
„Zimmer 203. Sie wartet schon. Viel Spaß.“
Der Späthippie hastet davon und verschwindet innerhalb einer Sekunde aus dem Bereich des Spions.
Seufzend nimmt Emilio wieder in seinem Sessel Platz, schließt die oberste Schublade des Schreibtisches auf und plaziert das Geld in der Eisenbox. Dann wandert sein Blick wieder zu dem Monitor, der das auf dem Bett wartendes Mädchen zeigt.
Ein Lächeln stiehlt sich in Emilios Gesicht. Seine Mädchen...

Etwa fünf Minuten später hämmert es an der stahlverstärkten Tür. Emilio blickt auf und greift nach dem Revolver unter dem Schreibtisch. Das angefangenen Blackjackspiel auf dem Monitor ist vergessen. Wieder hämmert es an der Tür. Langsam geht Emilio zur Tür und schaut erneut hinaus. Der Hippie steht draußen und läuft erregt auf und ab. Er ringt seine Hände und murmelt leise vor sich hin.
Die Gegensprechanlage knackt.
„Was?“ fragt Emilio barsch
„Sie läßt mich nicht rein, die kleine Schl...“ keift der Hippie laut und gestikuliert dabei wild mit den Händen.
„Sie läßt mich einfach nicht rein.“
„Augenblick mal, ich kläre das.“
Emilio geht zurück zum Tisch, nimmt den Hörer ab und wählt erneut.
„Lola? Warum machst du nicht auf?“
Er lauscht.
„Aha. Okay. Nein, ich klär das Liebes. Dank dir.“
Wieder knackt die Anlage.
„ Sie hat nichts gehört.“
„Sie hat nichts...“ echot der Hippie ungläubig und dreht sich frustriert im Kreis, die Fäuste sind erhoben und der Gesichtsausdruck ist gequält.
„Aber ich hab doch mehrmals geklopft und gerufen...“
„Zimmer 203?“
„Ja Zimmer 303...“
Emilio läßt den Schalter los, reibt sich die Augen und seufzt. Dann schaltet er die Anlage wieder an.
„Nein, verdammt Zimmer 203! Zwei null drei, klar?! Zweiter Stock!“
Plötzlich wird der Hippie kleinlaut.
„Ach so zweiter Stock... tschuldigung.“
Emilio sieht ihm durch den Spion nach, wie er, angetrieben durch Scham oder Geilheit, blitzschnell verschwindet und nimmt den Finger vom Schalter.
Diese Scheißdrogen!

Kaum hat er wieder Platz genommen klingelt auch schon sein Handy.
„Japp“ brummt er kurz angebunden in den Hörer.
„Ist in ner halbe Stunde jemand frei?“ fragt der Mann am anderen Ende der Leitung. Seine Stimme klingt energisch und nüchtern. Emilio versucht sie zuzuordnen.
„Ja, sicher, ich hätte eine paar Mädchen frei. Wollten sie jemanden...“
„Natascha.“ sagt die Stimme kurz.
„Augenblick.“ Wieder schaltet er den Monitor um und registriert das Hippieking inzwischen bei Lola angekommen ist.
„Ja ist frei. Wann?“ Emilio wird jetzt ebenfalls kurz angebunden. Er kennt den Anrufer und dessen militärische Art. Korrekt und kurz mag er es.
„In einer halben Stunde?“
„Kein Problem.“
„Danke.“ sagt der Mann kühl und legt auf.
Natascha weiß Bescheid, den der Armeetyp ist ihr wöchentlicher Ausflug. Er lädt sie immer in das selbe Zimmer und bezahlt an Ort und Stelle bar. Er steht scheinbar nicht auf Kameras.
Emilio nimmt den Hörer auf.
„Natascha? Der Armeekerl erwartet dich in einer halben Stunde bei ihm. Und sag ihm, er soll diesmal etwas netter sein, ich mag es nicht wenn man meine Mädchen verletzt. Sonst war das heute das letzte Mal. Okay Liebes? Danke!“
Er legt auf, lehnt sich zurück und beobachte wie sich Natscha fertig macht und ihr Zimmer verläßt.

Emilio hat es sich gemütlich gemacht, betrachte seine Mädchen und spielt nebenbei.
Das Klingeln des Schreibtischtelefons reißt Emilio aus seiner erfolgreichen Partie Schach gegen den Computer. Verärgert nimmt er den Hörer ab.
„Was denn?“
Er hört zu und seine Unmutsfalten auf der Stirn schwinden wie Schnee und der Hölle. Bestürzung schleicht sich in seinem Gesicht ein.
„Du bleibst bei ihr, klar!“ stößt er heftiger als erwarte heraus. Er schließt die Augen und zwingt sich zur ruhe, trotzdem klingt seine Stimme gepreßt panisch.
„Ich kommt sofort runter Schatz, also bitte bleibe ruhig und bleibe da!“
Er wirft den Hörer auf die Gabel und hastet zur Tür. Der Riegel protestiert hartnäckig und er flucht leise, aber heftig vor sich hin, als sein Gesicht vor Anstrengung rot wird. Dann schnappt der Hebel herum, schlägt ihm fast gegen den Kiefer und schnell reißt er die Tür auf. Krachend fällt sie hinter ihm ins Schloß und läßt ihn zusammenzucken, während sein Finger immer und immer wieder auf den Rufknopf des Aufzugs drückt.
„Komm schon, mach schneller du verficktes Dreksteil.“ zischt er nervös, seine Stimme klingt gefährlich nach Hysterie. Endlich nach weiteren schweißüberströmten Sekunden öffnen sich die Fahrstuhltüren mit einem geselligen Klingen und lassen ihn hineinschlüpfen. Energisch schlägt er auf den Knopf für die erste Etage und wartet mit geschlossenen Augen und bebenden Lippen, daß sich die Türen schließen. Er betet.

Als er in ihr Zimmer stürzt und sie mit Schaum vor dem Mund und verdrehten Augen am Boden liegen sieht, Isabell weinend daneben, wird ihm schlagartig klar, was hier los ist. Er muß die kleine Tüte mit den paar unschuldig aussehenden Pillen neben ihr gar nicht sehen.
Wieder dieses Drekszeug!
Er beherrscht sich mühsam und kniet neben Isabell nieder, die ihn mit tränenfeuchten Augen ansieht.
„Wird sie sterben?“ fragt sie schluchzend.
Er nimmt sie in den Arm und tröstet sie schnell.
„Nein, nicht wenn du mir jetzt genau zuhörst. Ich geh nach oben und hole Nikki her, okay? Sie kennt sich damit aus. Du bleibst bei ihr und paßt weiter auf sie auf! Kannst du das für mich tun, meine Große?“
Er nimmt ihren Kopf zwischen seine großen Hände und schaut ihr in die Augen.
„Kannst du das?“ wiederholt er und sie nickt stumm.
Er drückt sie noch einmal fest an sich und küßt sie sanft. Das Schniefen und Schluchzen hat schon fast aufgehört. Vorsichtig löst er sich von ihr und geht ruhig zur Tür. Dort dreht er sich noch einmal um, überblickt die Situation noch einmal und sieht Isabell, wie sie Nataschas Kopf auf dem Schoß hält und ihr über die Haare streichelt. Er geht hinaus, schließt die Tür leise und atmet auf dem Flur tief durch. So eine Scheiße!

Im Fahrstuhl ballt er wütend die Fäuste, während er in den dritten Stock fährt. Kaum öffnen sich die Fahrstuhltüren stürmt er heraus, rennt dabei den dunkel gekleideten Kerl fast um, der neben dem Fahrstuhl wartet, wirft ihm nicht mal einen Blick zu und verschwindet um die Ecke. Er klopf hart an Nikkis Tür und wartet ungeduldig. Die Tür öffnet sich und Nikkis roter Wuschelkopf streckt sich heraus. Als sie ihn erkennt leuchten ihre Augen kurz auf, doch dann sieht sie seinen Gesichtsausdruck und ihre Mundwinkel fallen nach unten.
„Wasn los?“
„Nikki, Natascha hat eine Überdosis, du mußt mitkommen und ihr helfen.“
„Oh Schei... „ stößt Nikki hervor, schlüpft durch die Tür und hetzt mit Emilio zusammen zum Fahrstuhl. Der läßt scheinbar ewig auf sich warten.
Ungeduldig tritt er von einem Fuß auf den anderen. Nikki faßt seinen Unterarm und verwundert schaut er zu ihr hinunter.
„Alles wird okay sein!“ sagt sie „Glaub mir, ich weiß es. Alles wird gut werden!“
Er möchte sie packen, sie anschreien, fragen was zum Henker denn gut werden könnte bei all der Scheiße, doch dann sieht er den Ausdruck in ihren Augen und läßt es. Vielleicht hat er keine Hoffnung mehr, aber sie hat sie noch.

Als Nikki Natascha sieht, geht sie sofort neben ihr in die Knie und schaut sich ihre Augen an.
Dann schaut sie sich suchend um und entdeckt die Tüte mit den Pillen neben ihr. Sie nimmt sie hoch, holt eine heraus und betrachtet sie genauer.
„E!“ brummt sie und wirft die Tüte in die nächste Ecke.
„Okay, wir müssen sie ins Bad bringen und den Magen leeren. Isabell, geh in die Küche und hol ein großes Glas Wasser mit ordentlich Salz drin.“
Isabell flitzt in die Küche und man kann sie hektisch in den Regalen kramen hören. Derweil rüttelt Nikki Natascha bis deren Augenlider flattern und sie undeutliches Zeug von sich gibt. Müde und kraftlos heben sich ihre Arme.
„Komm schon Kleine, du mußt mir helfen.“ stöhnt Nikki, als sie versucht Natascha zu stützen und ins Bad zu schleppen. Emilio kann endlich etwas tun und mühsam gelingt es ihnen.
Isabell kommt mit dem Glas Wasser und langsam flößt Nikki es Natascha ein, die neben der Toilette sitzt und an der Wand lehnt. Nach ein zwei Schlucken würgt Natascha und eine Dosis Magensaft, Wasser und Chemie spritzt ihr aus dem Mund. Als Nikiki ihr wiederum das Glas an die Lippen setzt, wehrt sie sich schwach, aber Nikki läßt sich nicht stören. Nach dem sie ihr das dritte mal das Wasser eingeflößt hat, würgt Natascha nur noch Speichel und Luft hervor und sinkt ohnmächtig zur Seite.
„Sie wird es überstehen!“ sagt Nikki und stellt das Glas ab. Emilio atmet auf und verläßt das Bad. Er setzt sich auf das Bett und nimmt die Hände vor das Gesicht.
Um ein Haar wäre eins seiner Mädchen drauf gegangen.
Verdammte Drogen!

Ein paar Minuten später kommt Nikki aus dem Bad und bittet ihn Natascha mit auf das Bett zu tragen. Sie legen sie hin, decken sie zu und lassen Isabell bei ihr.
„Danke.“ sagt Emilio zu Nikki und drückt sie schnell an sich, damit sie das Glitzern in seinen Augen nicht sehen kann.
„Ich sagte doch, alles wird gut.“ murmelt Nikki in sein Ohr „Ich hab heute nachmittag einen Sonnenfunken über den Hof fliegen sehen. Er hat uns Glück gebracht.“
Er kann ihr nicht folgen, aber das ist im Moment auch egal. Emilio atmet aus und läßt Nikki langsam los. Er fährt nach oben, schließ sein Zimmer auf und als er in Sandras strahlende Augen sieht, ihre Gestalt, die er unter der dünnen decke gerade erahnen kann, findet ein Lächeln seinen Weg zurück in sein Gesicht.
Es bleibt die ganze Nacht.