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Frau K.



Geschrieben von:   Franklin M. Bekker



Frau K.
geschrieben von emotions am 30.07.2014
Bewertung zum Beitrag Frau K.
Besondes die letzten beiden Zeilen:

"Und so kann sie in der Sache mit dem Typen, der auftaucht, sie hoch hebt, sich dreimal mit ihr im Kreis dreht und verschwindet, nur eins wissen. Nämlich, was sie selbst davon hält.
Und sie weiß, dass sie ihn vermissen würde. Hofft er."

gefallen mir.

Durch diese wird die oft sehr schwer und noch öfter regelmäßig in Vergessenheit zu geraten drohende Tatsache wieder offenbar. Nämlich, dass all unser Wissen und unsere Wahrheit stets zuerst subjektiv ist und nur durch die Mitteilung an eine andere Person die Chance erhält, objektiver und dadurch eindeutiger zu werden.

Sehr schön, dass diese Mitteilung darauf aufbaut, die subjektive Sicht von Frau K. zu beschreiben, um sich zum Schluss in einer abstrakten Wahrheit zu ergießen ohne den Realitätsbezug konkret beispielhaft herzustellen.
Frau K.
geschrieben von Morgenstern am 31.07.2014
Bewertung zum Beitrag Frau K.
Moin,

ich für meinen Teil habe die Nuss noch nicht geknackt und wie ich den werten Franklin kenne, wird das auch zimelich schwierig.

Per se halte ich Emotions Beobachtung zur allgemeinen Subjektivität nicht grundlegend für falsch. Die -abstrakte Wahrheit- allerdings schon, es sei denn das war eine ironische Anspielung auf die Hermeneutik. Und auch mit -Realität- kann ich hier nichts anfangen, das ganze schreit ja schon nach Fiktion. Die letzten beiden Wörter verändern den Text, sie verändern die Erzählstimme, die plötzlich doch mehr weiß als -man- und -sie-. Was ich aber konkret damit anfangen soll oder ob es lediglich ein Experiment aus dem Jahre 2007 ist, das keiner weiteren Aufschlüsselung bedarf, daran kaue ich noch herum.
Frau K.
geschrieben von Lightbringer am 12.08.2014
Bewertung zum Beitrag Frau K.
Salvete,
ihr habt den Knackpunkt schon erfasst, denke ich. Es geht um Subjektivität und Erzählerperspektive. Wenn man pädagogische Absichten gegenüber dem Leser unterstellen wollte, dann tatsächlich darum, dass dieser leicht dazu tendiert, der Erzählstimme zu folgen, ohne sie zu hinterfragen. So werden hier neben äußeren Tatsachen Bewertungen wie "gefährlich" und Denkprozesse von Frau K geschildert, bis der Erzähler in dem Bruch am Ende offenbart, dass er zu ihrem Innenleben keinen direkten Zugang (mehr?) hat oder preisgibt. Dann sucht man vergeblich nach einer eindeutigen Erklärung für den Bruch und die Absurdität der ganzen Geschichte, ein Zustand, den ich M.-Bekkersche-Aporie taufen möchte :o)
Insgesamt sollte man diesen kleinen Versuch vielleicht auch nicht überbewerten und interpretieren. Die Themen Intersubjektivität, abstrakte Wahrheit und Hermeneutik erscheinen wie Kanonen, deren Einsatz bekanntlich gegenüber Spatzen ineffektiv ist.
Valete


Kommentar des Autors vom 30.08.2014.

Danke fürs Rätseln, ihr liegt alle richtig. Hier eine kleine Aufklärung aus dem Produktionsprozess - Achtung, weil Chiffre für biographisch (böse): Es gab eine Frau, sie verstand mich nicht und ich schrieb diesen Text, dann merkte ich, was ich tat, dachte, dass ich ihr nur unterstelle zu verstehen, und fügte hinzu: "Hoffte er." Hat für den Leser zur Folge, dass er doppelt lesen muss (Hermeneutik), hat was mit Intersubjektivität zu tun (Objektivität ist an den meisten Tagen eine zu starke Hypothese - und fällt der elektronischen Version von Okhams Rasiermesser zum Opfer) und kann als Parabelkommentar zu Sokrates (Ich weiß, dass ich nichts weiß) oder Kant (Was kann ich wissen?) gelesen werden. Um mich von Lightbringer abzusetzen, der das alles ganz richtig bewertet: Intersubjektivität, abstrakte Wahrheit und Hermeneutik sind vielleicht doch nur Pfeil und Bogen (und keine Kanonen). Liebe Grüße Franklin