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Beitrag   2 Bewertungen  



Schwärme Reihen Träume



Geschrieben von:   Morgenstern



Schwärme Reihen Träume
geschrieben von Lightbringer am 27.01.2014
Bewertung zum Beitrag Schwärme Reihen Träume
Salve MS
Es gibt schon zu viel Schweigen auf MindRoses, also weigere ich mich, über ein Gedicht, das mich nicht überzeugt, kommentarlos hinwegzugehen.
Geliebte, wo bist Du hin?, scheint eine klare Richtung, einen Adressaten vorzugeben. Aber sogleich werden Zweifel über die Natur dieser Geliebten geweckt.
Mein erstes Problem: Wolken wälder Herden - Schreibfehler oder übertrieben kreativer Umgang mit der deutschen Sprache?
Dann korrespondiert eine komplizierte Sprache mit einem verworrenen Bild: Ein wiegender Arm und ein Antlitz zum Anschmiegen könnten noch zu einer Mutter mit einem Baby passen, der Autor dann in der Rolle des Kleinkindes. Mit den Strömen wohliger Wärme und den riechbaren Schatten, zerfällt dieses Bild.
Und, wie auch das Reimschema sich auflöst, wird die Sprache immer bruchstückhafter. Der noch-doch Reim und das wiederholte doch in der nächsten Zeile lassen den Anfang der zweite Strophe dilettantisch klingen. Das Sommerbild wirft die Frage auf, von wann das Gedicht ist. Weh mir und dann armem klein und mit m hinten? Schwärme Reihen Träume: mit "sich auf" könnte Reihen das Verb sein, aber da es auch in der Überschrift großgeschrieben wird und auch dann keinen Satz ergibt, sei das dahingestellt. Meiner Meinung nach ist das weder Deutsch noch verständlich, aber dafür vielleicht modern und anspruchsvoll?
In der letzten Strophe wieder nicht näher bestimmte Gerüche, der Geschmack von Salz und Einsamkeit.

Meine Interpretation auf Grund von wiederkehrenden Begriffen, da die Sprache den Inhalt ja mehr verschleiert als bildet: Der Sprecher hat sein Gras verloren. Er ruft nach ihm, wie nach einer Geliebten. Er sehnt sich nach dessen Geruch und der Wärme, die es ihm geben kann. Schwärme, Träume, Schattentanz. Er hat den Geruch auch noch in der Nase oder riecht ihn von fern, aber er findet es nicht und bleibt allein, mit einem salzigen Geschmack im Mund zurück. Ein umnebelter Verstand oder der Versuch ihn abzubilden, könnte auch diese wirre Form der Sprache erklären, wenn auch nicht entschuldigen.
Grüße
Lightbringer


Kommentar des Autors vom 28.01.2014.

Moin moin, die Zeilen haben eine klare Adressatin, du hast sie nur nicht entschlüsselt. Und nein, es sind keine THC-haltigen-Rauchwaren. "wälder" (klein) ist eine sprachliche Spielerei, ob die einem gefällt, ist Geschmackssache. "Herden" wollte ich ursprünglich als "Felder", aber zum einen habe ich das in irgendeinem Gedicht schon mal in der Konstellation verwandt, zum anderen wollte ich nicht der lautlichen Klang von "Herden" entfernen, der eine Verständnishilfe (bzgl. der Adressatin) darstellt. Das sich lösende Reimschema ist hier natürlich gewollt, wie auch die sprachliche Verfremdung. Der Sommer ist hier nur begrenzt wichtig, ich habe ihn als Motiv gewählt, weil mir im verschneiten Norden da die Sehnsucht leichter fiel. "armem" ist tatsächlich ein Typo, danke für den Hinweis. Schwärme Reihen Träume: natürlich auch ein Wortspiel. Reihen kann sowohl (ohne h) an Schwärme und Träume gehängt werden, darum steht es zwischen ihnen. Gleichzeitig ist es (dann klein) Prädikat mit dem Reflexivpronomen. Noch eine semantische Ebene: Ohne Schwärmereien kein Ventil für die gestauten Träume. "Umstrichen" verweist zum einen nach oben, zum anderen kannst du es als "skizziert" lesen. Wie auch immer, du unterschätzt mich, ich verfremde nicht ohne mir etwas dabei zu denken. Du hast früher Motive in meiner Dichtung bemängelt, hier sind sie. Aber du bist im Bezug auf meine Zeilen vielleicht so konditioniert, dass du sie nicht siehst. Zwei Hilfestellungen: schau dir die dominant gesetzten Verben an und denk an den Wolf zur See. Danke für den Kommentar und Gruß!
Schwärme Reihen Träume
geschrieben von Franklin M. Bekker am 09.02.2014
Bewertung zum Beitrag Schwärme Reihen Träume
Dieses Herbstgedicht liebt, wer eine Stimme hat und zu atmen versteht: die Rhythmen von Odenstrophen in freien Versen überstrahlt von Assonanzen... dieser sphärische Klang weggleitend dank beinahe oxymoronischer Metaphorik, deren Kontrapunktion manifestiert wird durch die schweigende Ortographie. Dabei, scheint mir, dem alten Klagelied zu viel der sprachlichen Ehre zu sein.
Irgendwie überladen, aber mir gefällts.


Kommentar des Autors vom 12.02.2014.

Freut mich, dass dieses noch auf positives Feedback trifft. Ich unterschreibe dir sofort, dass es überladen ist. Habe mich von Ansätzen und Perspektiven aus der strukturalistischen Textanalyse ein stückweit beeinflussen lassen und nun einmal mit neuen Stilfiguren/Tropen gearbeitet. Von Metrum und Gattung mal ganz abgesehen. Das Herbstbild ist gewollt, zumindest der sterbende Blick, dessen Sichtfeld sich petrifiziert, um dann den anderen Sinnen zu weichen, unter ihnen zu zerbröckeln. Klirren der Fahnen. Schön hier mal wieder was von dir gehört zu haben ;-)