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Beitrag   3 Bewertungen  



Alles Gute



Geschrieben von:   Morgenstern


Note Durchschnitt 2,0

Alles Gute
geschrieben von flemmilu am 07.02.2012
Bewertung zum Beitrag Alles Gute
Klingt sehr traurig, vom Versmaß her gut. Schade ist dass es sich um ein Meer von Drogen handelt, gibt es doch so viele Meere die, ohne der Melancholie abträglich zu sein, ein etwas ruhigeres Bild gezeichnet hätten.
Das Gedicht ist sehr berührend, was allerdings in der vorletzten Zeile der letzten Strophe mit "Alles Gute" gemeint ist, verstehe ich nicht.


Kommentar des Autors vom 07.02.2012.

Die zweite Strophe hätte dich schon stutzig werden lassen müssen. In diesen Text ist ein verfrühter Jahrerückblick mit eingebaut, wie ich ihn schon letztes Jahr hier stehen lassen habe. Danke für den Kommentar
Alles Gute
geschrieben von flemmilu am 07.02.2012
Bewertung zum Beitrag Alles Gute
Das mit dem Jahresrückblich hatte ich verstanden, aber dass du den Leser also offensichtlich ansprichst, das war mir nicht klar...


Kommentar des Autors vom 07.02.2012.

Wieder fehlinterpretiert, es ist ein Dialog mit sich selbst. Innere Stimmen im Zwist, in die Richtung ;) Bleib dran^^
Alles Gute
geschrieben von Lightbringer am 09.02.2012
Bewertung zum Beitrag Alles Gute
Die Stimmung bei Mindroses steht unter keinem guten Stern. Genauer gesagt wird sie von einem Morgenstern dominiert, der über eine Reihe von gut geschriebenen Gedichten sein düsteres Licht verbreitet. Kein Wunder, dass Flemmilu „depressed“ ist und sich atmosphärisch eingereiht hat.

Zu „Alles Gute“: Man muss kaum noch eigens erwähnen, dass es formell und sprachlich auf hohem Niveau geschrieben ist, das gilt an sich für die ganze Reihe von neueren „Morgensternen“. Dass man beim Lesen stockt, liegt weniger an dem leicht kantigen Versmaß und schon gar nicht am Reimschema (das ist makellos), sondern am fordernden Inhalt.
Nach meiner Lesart ist es ein innerer Monolog oder Dialog: Entweder zwei innere Stimmen im Selbstgespräch oder eine Selbstanrede mit Stimmungssprung in der dritten Strophe.
„Innerer Monolog?“ höre ich den Leser fragen, „sind hier nicht eindeutig zwei verschiedene Sprecher? Wie erklärst du beispielsweise das >>geh mit mir< Zugegeben, da muss man dem Sprecher dann schon einen Anflug von Schizophrenie attestieren, aber dem öffnen die Drogen ja Tür und Tor. In meiner Deutung bestärkt mich der explizite Verweis auf das Gedicht „Flieder“; dort wird in den letzten Strophen der innere Monolog begonnen, der sich hier fortsetzt.
Es bleiben eine Reihe von Schwierigkeiten, namentlich der Gegensatz und die Gemeinsamkeiten zwischen den Positionen aus den ersten beiden und der letzten Strophe.

1.Wen fordert die erste Stimme zum Gehen auf?
2. Beide Stimmen klingen wenig hoffnungsvoll, woher stammt also der Gegensatz zwischen den beiden, der die 2. Stimme aufbrausen lässt?
3. Wieso „Alles Gute“?

Meine Interpretation:
1. Der Sprecher, in seiner lebensbejahenderen, oder wenigstens weniger lebensverneinenden Haltung, versucht, sich von einem Teil seines Wesens zu lösen und diesen in aller Freundschaft in Drogen zu ertränken und zu verabschieden.
2. „noch ein Jahr zu bestehen“, klingt als gäbe es für die erste Stimme eine Perspektive. Eine vollständige Auflösung scheitert bei mir am Flieder. Zwar ist klar, dass der Flieder im Kontext des Leitmotivs der „verlorenen Liebe“ steht, aber wie das Bild vom toten Flieder Hoffnung für den Sprecher ausdrücken kann, bzw. ob der Flieder nur für den als Freund angesprochenen anderen Teil seiner Persönlichkeit gestorben sein kann, ist Spekulation. Ein verschlüsseltes Bild ohne Schlüssel.
3. „Alles Gute“ ist ein Abschiedsgruß oder eine Gratulationsformel zu besonderen Anlässen, die meist einen (möglichen) Neuanfang implizieren (klassisch: Geburtstag, Neujahr). Hier entfaltet es seine Wirkung durch einen doppelten Kontrast: Erstens zwischen dem positiven, optimistischen Wunsch, den es in der Grundbedeutung ausdrückt und dem hoffnungslosen Kontext. Zweitens dadurch, dass dem Gesprächspartner sowohl ein Abschied, als auch ein Neuanfang verweigert werden. Vielleicht müssen wir es als Sarkasmus verstehen: Eine deplazierte Formel, die entweder auf ein missglücktes Jubiläum, oder auf einen missglückten Abschied verweist, als kleines Zugeständnis an Sentimentalität und Konvention eingeworfen, bevor der Sprecher zur Tagesordnung übergeht, namentlich seine Position in diesem inneren Dialog zu behaupten.

Bah, ist viel Arbeit, so ein Gedicht zu interpretieren. Die Frage, wer die Stimmen denn nun genau sind, soll ein Psychologe klären, mir reicht’s. Wir brauchen wieder etwas positive Lyrik, hoffentlich kommt der Frühling bald.


Kommentar des Autors vom 10.02.2012.

Nun, vorweggenommen sei ein Dank für diese gründliche Interpretation. Ich werde hier des Weiteren nur kurz Stellung dazu nehmen, um Raum für andere Verständnisansätze zu lassen. 1. Der Grundansatz ist fraglos trefflich beschrieben, in der Tat geht es um einen inneren Dialog (oder auch Monolog, das ist wahrscheinlich vom individuell vertretenen psychologischen Ansatz abhängig). 2. Der Verweis auf mein Gedicht Flieder ist deutlich, konkret ist es die vierte Strophe in der sich die Stimmen das erste Mal begegnen. Im Übrigen sollte aber zu diesem verschlüsselten Bild auch kein Schlüssel zu finden sein. Es bleibt nur das Brecheisen oder die Möglichkeit, das Bild nicht für seine Einzelheiten, sondern in seiner Gesamtheit zu schätzen. Du hast diesbezüglich deine Wahl ja schon getroffen. 3. Alles Gute dient dem Anschluss an den Beginn der zweiten Strophe und schlägt einen repetiven Bogen über das Gedicht. (Ein Merkmal meiner neueren Werke übrigens, dem hier nur begrenzt Tribut gezollt wurde.) Davon abgesehen ist es eine, wohl abgrundtief, schwarze Zeile, die dem aufmerksamen Leser eine erste Sprosse auf der Leiter in die Abgründe seiner (und meiner) Seele sein soll. Auf dass tatsächlich Frühling wird und nach all dieser Zeit doch noch einmal wieder die Sonne scheint. PS: Und wenn Flemmilu depressed ist, sollte er sich vielleicht eine Freundin suchen. ;-)