Benutzer
Passwort

Beitrag   5 Bewertungen  
Autor: Khaine

Erstellt am: 06.12.2009

Beitrag für Buch vorschlagen

Zufälliger Beitrag



Artikelliste


Direkter Link zum Artikel



Porzellan



Geschrieben von:   Khaine


Ich habe eine Vorliebe, nämlich für teures Porzellan. Heute mag das unverständlich erscheinen, gibt es doch viel günstigere und zudem praktischere Materialien und sogar billiges Porzellan aus Massenproduktion, das – wenn es zu Bruch geht – ohne große Mühe und Aufwand zu ersetzen ist, ja sogar so zu ersetzen ist, dass ein Unterschied nicht mal auffällt.
Dennoch, ich bleibe bei meinem Handgemachten, das zudem nach meinen Wünschen gefertigt wurde. Natürlich habe ich auch einen schönen, dekorativen Schrank mit gläsernen Vitrinen die meine Sammlung beherbergt, welche von Zeit zu Zeit erweitert wird und mittlerweile nicht nur aus kunstvoll verzierten Tellern und Tassen sondern auch filigranen Porzellanfiguren und Puppen besteht.
Ich achte darauf, dass der Schrank immer verschlossen ist und hole es nicht mal für Gäste hervor um mit Ihnen aus diesem noblen Service zu Speisen oder Tee zu trinken sogar – oder besser: gerade – wenn es sich um nahe stehende Angehörige und Freunde handelt.
Denn ich weiß genau, das heutzutage niemand wertvolles Porzellan noch zu schätzen weiß, das niemand mehr achtsam damit umgeht und das Gespräch zwangsläufig in heuchlerische Ehrerbietung meiner Sammlung mündete.
Ich kann einfach nicht zulassen wie andere – selbst oder besser: gerade – wenn sie zu meinem engsten Kreis gehörten, darüber herzogen oder sie gar zerbrächen, gleich ob aus Absicht oder Unachtsamkeit.
Um meinen Schatz von vornherein zu schützen, erst gar keine Gelegenheit ihrer Entwendung aus dem Schrank zu riskieren schmierte ich das Glas, das sie fremden Blicken und damit deren tastenden Fingern auslieferte, vollständig mit Seife ein und trübte so undurchlässig die Aussicht ins Innere. Das ich stets darauf achte die Schranktüre geschlossen zu halten erwähnte ich bereits?
Mittlerweile bereue ich immer mehr und mehr diese Vorsicht nicht von Anfang an befolgt zu haben, denn nun wusste jeder um mein Geheimnis oder kann es von anderen in Erfahrung bringen. Das heimliche Flüstern und Tratschen hinter meinem Rücken, die spöttischen Blicke auch jener die mich nur flüchtig kannten und niemals bei mir Gast waren, sind mir nicht entgangen. Natürlich weiche ich ihnen zunehmend aus. Es ist mir auch unangenehm geworden ihre freundliche und zuvorkommende Art, mit der sie hofften ihre verleumderische und zutiefst neidische Natur mit neuen Angaben befriedigen zu können, doch lasse ich mich von keinem einwickeln so unverständlich sie sich auf meine Reaktionen auch gaben.
Niemand würde sie zerbrechen und auf den Scherben rumtrampeln!
Natürlich esse und trinke ich im Alltag, wie andere Menschen auch, aus gewöhnlichem Geschirr, das wie oben erwähnt aus moderneren und damit günstigeren Materialen gefertigt, zudem aus Massenfertigung stammend und so leicht zu ersetzten ist, und wenn man möchte sogar so, dass es nicht mal auffällt.
Und das teure Porzellan? Welchen Zweck erfüllt es, wenn es weggesperrt hinter getrübten Gläsern nicht mal seiner ästhetischen, dekorativen Funktion gerecht werden kann?
Nun, ganz so drastisch ist es dann ja auch nicht. Zu bestimmten Zeiten nehme ich den Schlüssel, dessen Versteck nur mir bekannt ist, und hole sie vorsichtig heraus, mit aller Achtung die ihnen gebührt. Die Puppen werden regelmäßig neu eingekleidet, die Figuren blank geputzt bis sie wieder glänzen und das Geschirr auf dem gedecktem Tisch ausgestellt, wo ich sogar Kaffe und Kuchen bereithalte.
Es stört mich auch nicht das alle meine Gäste nur meiner Fantasie entsprungen sind.