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Das Forum " Stilmittel und Grundlagen " wird moderiert von Franklin M. Bekker .

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Franklin M. Bekker


 
Tod des Autors, neue Perspektive

- Geschrieben am 20.05.2006 um 12:20. 


?Wie? Aber wie? So müssen sie fragen! Aber wie kommt es denn, dass all die Texte Sinn ergeben? Weil im Wort Text bei ihnen meine Damen und Herren der ganze Sinn schon drin steckt, haben sie wohl aus Versehen vergessen sich zu wundern. Aber nein ich nenne ihnen einfach die neuen Wörter ihrer erneuerten Disziplin und verweise sie damit an einen anderen. Feierlich: Selektion und Variation, Reproduktion, Spezialisierung, Modifikation, Differenzierung, Restabilisierung, dynamische Stabilität und Evolution.?
Beide Arme offen gen Publikum. ?Nun endlich öffnen sich die Augen und blicken in die Weite sich aneinander entlang hangelnder Texte. Diese manchmal scheuen Wesen, dann wieder aggressiven Räuber, die aus dem Dickicht ihre Leser befallen... Seht ihr wie sie alle ihren Platz finden oder sich in der Zeit verlieren, wenn es ihnen nicht gelingt zu irritieren? Seht ihr, wie sie Schnäbel haben, um Leser zu knacken oder lieblich duften, um Leser zu sich zu locken? Seht ihr diese Finken in ihren Nischen und wie gut, wie unglaublich gut sie sich in ihren Achtungsraum fügen??
?Wie? Aber wie? Wie unwahrscheinlich ist als dies?? Ich zeigte energisch auf die Tür. ?Fragt den Soziologen! Fragt den Soziologen! Aber lasst euch nicht foppen! Dereinst sollt ihr Autor sagen zu dem, das er Evolution nennt.?
Mit beiden Händen machte ich eine Geste, als würde ich einen schweren Vorhang beiseite werfen. ?Fort nun! Fort, ihr Aasgeier und Hyänen, von den Begriffen! Seid gebannt! Text ist, was gelesen werden kann. Autor ist, was lesen macht. Leser ist, wer liest. Und alles dies ist Irritation und Achtungsmarkt, ist die Symbiose von Lesern und den Suchenden der Aufmerksamkeit. Natürlich als Künstler. Man soll sie achten, weil sie Achtbares hervorbringen und tun sie es nicht, so ist es achtbar allemal. Es weiß doch jeder, dass die Deutschen das Schreiben dann begannen und nicht mehr unterließen, als sie erst neidisch auf Franzosen waren. Wahr genug! Auch Achtung ist Diskurs und natürlich rede ich vom Willen zur Macht. Aber was geht das die Evolution, was geht das den Autor an??
Jetzt wieder ganz sachlich: ?Zurecht fragen sie, was all das soll. Ich bin ein Reisender auf dem Bahnhof und will ihnen ein Ticket zum AKERL verkaufen. Nun was soll man denn am AKERL? Ganz recht ich nenne ihnen die Zielstationen der Anschlusszüge: Eldorado, Atlantis, viele versunkene Schiffe, geheime Kammern in Pyramiden, missing link und alle anderen Enden des Regenbogens. Anders gesagt: Welche Texteigenheiten führen dazu, dass wir ihn lesen? Wie war die Entstehung durch das den Autor tragende Konstrukt (Geist, Individuum, Priester sonst was) bedingt? Welche außertextlichen Vorgänge führen dazu, dass der Text gelesen wird? Welche Selektionsvorteile des Textes sind durch momentane Zeitzusammenhänge zu Nachteilen geworden? Wie unterscheidet sich unsere heutige Textwahl von Vormaligen? Welche Variationen, Mutationen, Modifikationen haben sich durchgesetzt? Usw. Man kann zu allen Antworten der Literaturtheorie zu einheitlichen Tarifen fahren und sogar Rundreisen machen ohne die Währung wechseln zu müssen.
Nun wenn sie den AKERL nicht wollen... dann wäre er an ihnen vielleicht verschwendet? Dabei hätte ich mir gewünscht, dass man endlich versteht, was alle Redner und Texter gemein haben, was kein Autorkonzept vernachlässigen darf... den AKERL. Faszinierend, dass man genau das zu ignorieren all die Zeit versucht hat. Aber es lässt sich schwer sagen, oder? Ohne weitere Absicht zu reden heißt: reden um der Achtung willen. Aber Achtung kann man nicht fordern. Man kann sie nur erstreiten. Also kein Vorwurf - auch ich hätte unter diesen Voraussetzungen lange über Sinn geredet - nur eine Beleidigung.
Aber vergessen sie, was ich über Achtung gesagt habe. Natürlich braucht man nicht allen Künstlern solche Lobhudelei unterstellen. Da sieht man eben, wie verführerisch es ist Perspektiven auf AKERL zu werfen. Auch, dass wir durch vorher genommene Unterscheidungen auf einen AKERL blicken können, wird wohl seine Raffinesse sein. Von der Evolution her wissen wir, dass Raffinesse keinen Plan braucht. Und so hat sich die Luhmannsche Systemtheorie eben auf die Entstehung der auf Einzelwerke fallenden Perspektiven als Kunst, Literatur, Werke überhaupt, sinnhaftig und diskurshaltig, wobei diese unter einem Achtungsgesichtspunkt schon wieder das Entstehen von AKERL begünstigen, gestürzt, während man die Evolution des Einzelwerkes aus den Augen verlor. ?Es mag eine Besonderheit des Kunstsystems darin liegen, daß hier Einzelwerke mit nur lockerer ?Intertextualität? produziert werden und daß schon auf dieser Ebene, wenn man stark formulieren will, Zufall in Notwendigkeit transformiert wird. Man wird diese Minievolution des Einzelwerkes daher im Auge behalten müssen, wenn es um eine Theorie der Evolution des Kunstsystems geht.? Man wird vor allen Dingen diese Minievolution im Auge behalten müssen, wenn es einem endlich mal um das Einzelwerk geht. Und wenn man die Frage klären will, was denn ein Autor sei...?
 

 
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Khaine


 
- Geschrieben am 20.05.2006 um 13:27. 

da stellt sich mir gleich eine wichtige Frage: Hä?
_________________________ _________________________

Ist der Text von dir oder wolltest du den hier aktiven etwas zum Nachdenken geben?

Wie auch immer, den Text finde ich unverständlich, genau wie das Gelaber von Unternehmens- oder Vermögensberater und das ist beabsichtigt.
Stellt sich nur die Frage was genau damit bezweckt wird? Den (Un)Sinn von Fachsprachen wie Juristendeutsch den kein normaler Mensch versteht, weil er ihn nicht verstehen soll? Das benutzen solcher "demagogischen" Sprachen um Unwissende zu "überzeugen"?
Oder liege ich komplett daneben und hätte die Zeilen hier besser gar nicht getippt?
 

 
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Franklin M. Bekker


 
- Geschrieben am 21.05.2006 um 09:43. 

ok verstehensvoraussetzungen dieses textes... hätte ich ihn als wissenschaftliche arbeit, als was er abgefasst gehört, verfasst, dann hätte ich diese wahrscheinlich erklären müssen, obwohl in dem rahmen die anspielungen mit sicherheit verstanden werden. es ist natürlich nicht angemessen, dass ich in diesem rahmen so viel voraussetze. dennoch. es gibt etwas wichtiges zu verstehen.

vorraussetzungen: aufgeben von subjektdenken dazu hilfreiche lektüre nietzsche (gesamtwerk, besonders: zur genealogie der moral), "was ist ein autor?" und "die ordnung des diskurses" von michel foucault, "der tod des autors" von roland barthes, grundlegende werke zur hermeneutischen methode (schleiermacher und gadamer), "soziale systeme" und "die kunst der gesellschaft" von niklas luhmann. anschließend muss dann noch der kopf eingeschlaten werden, weil es eben noch etwas neues gibt, das noch nirgendwo steht.

ich bin mir der probleme, die allein die form des textes aufwirft bewusst... der ganze text übrigens in meinem profil unter: "emanzipation des akerl".
 

 
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Symbio Joe


 
aha...

- Geschrieben am 21.05.2006 um 10:34. 


Und jetzt fass mal in einem Satz deine Aussage zusammen.
 

 
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Franklin M. Bekker


 
- Geschrieben am 22.05.2006 um 13:03. 

?Es mag eine Besonderheit des Kunstsystems darin liegen, daß hier Einzelwerke mit nur lockerer ?Intertextualität? produziert werden und daß schon auf dieser Ebene, wenn man stark formulieren will, Zufall in Notwendigkeit transformiert wird. Man wird diese Minievolution des Einzelwerkes daher im Auge behalten müssen, wenn es um eine Theorie der Evolution des Kunstsystems geht.? (Zitat aus Niklas Luhmann: "Die Kunst der Gesellschaft") Man wird vor allen Dingen diese Minievolution im Auge behalten müssen, wenn es einem endlich mal um das Einzelwerk geht. Und wenn man die Frage klären will, was denn ein Autor sei...

Das ist es einfach...
Aus der Perspektive des Textes auf den Autoren gesehen, muss er als das bezeichnet werden, was einem Text derartig Selektionsvorteile verschafft, dass er gelesen wird. Jenseits aller Intention und allen Bewusstseins des den Autor tragenden... aber das steht da doch alles ;)
 

 
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Khaine


 
- Geschrieben am 22.05.2006 um 19:24. 

und muss man das nun verstehen um ein richtiger Autor zu sein?
 

 
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Symbio Joe


 
- Geschrieben am 22.05.2006 um 19:37. 

Hört sich witzig an. Mach mal !
 

 
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Franklin M. Bekker


 
- Geschrieben am 24.05.2006 um 06:25. 

aber khaine... ist das denn überhaupt die frage? ich glaube es musste sich noch nie jemand, um literaturtheorie scheren, um gute büchergedichte/texte/din ger zu schreiben, aber bei so manchem war es hilfreich...

is das jetzt wichtig um ein autor zu sein? was heißt denn autor... autor heißt, dass man dir rechtlich ein eigentum an deinen texten zuschreibt (das ist nichts, was automatisch so ist, es muss juristisch gesichert werden!) darüber hinaus ist es ein begriff für gott und zwar der gott des textes. wenn du dich so auffassen magst... mein punkt ist der, dass man gott als schöpfer durch evolution ersetzt hat. eben dies lässt sich auch mit dem autoren machen, dann hat sich aber keiner (der sich anmaßender weise schon als individuum versteht) zwangsweise als gott (autor) über einem text zu sehen.
es geht im endeffekt nicht darum, was du glaubst zu sein und zu tun. wichtiger ist die frage: was bedeutet derine selbstauffassung für den text? der prozess der textentstehung kann als kleines ökosystem gesehen werden, in dem der schreiber als leser fungiert und den text solange so verändert, dass er ihn selbst lesen will (ganz vereinfacht gesagt). autor als person zu sehen wird damit hinfällig...
 

 
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Symbio Joe


 
- Geschrieben am 24.05.2006 um 15:53. 

Das der Autor (minderer Gott) erst einen Verleger (Demigott) finden muss der Text vom Herrscher der Unterwelt (Lektor) sondiert werden muss. Dann das ganze durch himmlische Chöre (Vertreter und Marketingabteilungen) beworbren werden muss. Und dann der arme Sünder (Konsument) das tatsächlich frisst. Muss der Text auch noch seine hypnotische Wirkung entfalten und den armen Sünder (Konsument) dazu bewegen noch mehr Texte des gleichen Autors (minderer Gott) zu lesen.
Lässt die Betrachtung außer acht.
Und um mal in die neuere Bewegung des Poetry Slams (Treffen minderer Götter) reinzuschauen. Hier spricht der Autor den Text und durch sein Sprechen bekommt der Text erst sein volles Unterhaltungspotential, dass dann den linksliberalen Intelektuellen (Student) dazu bewegt das Buch des Autors(minderer Gott) zu kaufen. In dem Fall trägt der Autor (minderer Gott) wirklich die volle Last die den Selektionsvorteil für den Text bringt.

Oder geht es lediglich um das wohlwollen des Autors (minderer Gott) gegenüber seiner eigenen Schöpfung ?
Ah okay bin über mich selbst gestolpert. Da steht die Antwort ja.
Amtierend verwendet die Theorie für mich unmögliche Prämissen weil das kleine Ökosystem einfach nicht genug ist.

Es sei denn amn schreibt wirklich ganz alleine im kleinen kämmerlein und lässt niemanden auf den Text schauen. Von daher ist jeder der ein Tagebuch schreibt wohl nicht existent. HA, HA ! Habt ihr das gehört ? Euch gibt es nicht !

Wenn das die Theorie aussagt ist sie für die Seite völlig nutzlos weil jeder der hier ist will gelesen werden. Und bewegt sich daher im großen Ökosystem des freien Marktes.
 

 
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Franklin M. Bekker


 
- Geschrieben am 29.05.2006 um 10:01. 

du hast viel verstanden und scheinst trotzdem nichts verstanden haben zu wollen. es steht doch da... dieses kleine ökosystem ist eine sehr vereinfachte darstellung, die offensichtlich dich auf genau die richtigen gedanken gebracht hat. autorprozesse werden auch getragen von lektoren, die rechtschreibfehler korrigieren, von layoutern etc. etc. etc... alles das dem text hilft gelesen zu werden. auch von anderen leuten, die den text vor einer veröffentlichung begutachten, also deinen freunde denen du eine variante von schneeflöckchen weißröcken vorstellst und fragst, wie es dorten wohl weiter gehen soll... werden solche prozesse bedingt/ getragen.

bei deiner erklärung von poetry slam mit den von mir vorgeschlagenen kategorien steckt doch auch alles drin, was ich sagen will. nun noch den schritt machen und vom personendenken auf prozessdenken (oder selbstbezüglicher vorgang) umstellen und schon verstehen wir uns.
 

 
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Symbio Joe


 
- Geschrieben am 29.05.2006 um 13:18. 

Ja trotzdem find ich die überlegung unsinnig. Und ich kann mich nicht daran erinnern meinen Freunden Schneeglöckchen Weißröckchen gezeigt zu haben. Den goldenen Erklärbär kriegste nicht von mir.
 

 
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Franklin M. Bekker


 
- Geschrieben am 29.05.2006 um 16:02. 

warum findest du die überlegung unsinnig?
 

 
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Symbio Joe


 
- Geschrieben am 29.05.2006 um 16:18. 

Weil ich keine nützliche Schlußfolgerung sehe. Oder ich kapiers einfach nicht.
 

 
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Franklin M. Bekker


 
- Geschrieben am 30.05.2006 um 09:59. 

der punkt ist sehr grundlegend, deswegen ergibt sich auch nicht gleich der nutzen, den man beispielsweise bei psychoanalytischen interpretationen sofort sieht. es geht mir darum, dass man nicht wie in der literaturtheorie die Hermeneutiker, Diskursanalytiker und Psychoanalytiker an einen Text heran geht um die tiefere Bedeutung, den Beitrag für gesellschaftinterne Diskussionen oder (sehr überspitzt) den Ödipuskomplex zu finden. Ich weise diese Art und Weise mit Texten umzugehen zurück, weil diese Methoden mehr sich selbst als einem Text gerecht werden.
Gleichzeitig erkläre ich, warum diese Methoden oder besser Perspektiven, die auf Texte geworfen werden so erfolgreich sind... weil nämlich diese texte dann gelesen werden, wenn sie anderen die Möglichkeit geben ihre Perspektiven darauf anzuwenden.
 

 
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Franklin M. Bekker


 
- Geschrieben am 30.05.2006 um 13:14. 

dazu kommt, dass mit dem vorgschlagenen autorkonzept (autorprozesse sind solche prozesse, die die wahrscheinlichkeit, dass ein text bestimmte systeme irritiert beeinflussen) auch schmanen oder sonstige leute, eben alle die eine rede halten oder texte schreiben, sowie Ko-autorschaft (Produktion von Texten an der mehrere Individuen maßgeblich Anteil haben.) erklärbar werden, weil man nämlich jetzt unter der Autorkategorie nicht mehr den Aspekt des Schöpfens verwenden muss.
 

 
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