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Autor: Morgenstern

Erstellt am: 02.06.2014

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Watching the wheels: sie überrollen mich (Die Linie)



Geschrieben von:   Morgenstern


Teil des Episodenwerkes: Querschnitte

  - Einleitung
  - Kapitel 1: Spät am Abend-Früh am Morgen - Querschnitte eins
  - Kapitel 2: Polysyndeta - Querschnitte zwei
  - Kapitel 3: Rekurrenzen - Querschnitte drei
  - Kapitel 4: Im Atem verrinnt - Querschnitte vier
  - Kapitel 5: Am Strand - Querschnitte fünf
  - Kapitel 6: Reflexion - Querschnitte sechs
  - Kapitel 7: Atemzüge - Querschnitte sieben
  - Kapitel 8: Watching the wheels: sie überrollen mich (Die Linie)
  - Kapitel 9: Wieder im Sand
  - Kapitel 10: (Ich sitze, saß und bin gesessen) - Querschnitte acht


Anmerkungen des Autors:
Vorwort:
Das ist kein Versuch es zusammenzufassen. Das ist kein Versuch es zu verstehen. Es rennt vor mir davon und ich weiß, dass ich loslassen muss. Nicht loslassen will, nicht loslassen kann, andere vor mir losgelassen haben. Voran, ich begreife nicht; voran, ich habe begriffen. Ich habe es genannt: "Watching the wheels: sie überrollen mich"



Der Moment:

Ich spiele mit der Linie und sie spielt mit mir.
Sie ist nicht fassbar, ja existiert gar nur, wenn ich sie mir erdenke. Sie kann als Modell zum Verstehen der Modelle verstanden werden, als Schnittmenge von Allem, als Gen-Code des Seins. Obwohl ich mich scheue, der letzteren Betrachtung zu folgen.

Gleichzeitig ist diese Linie der rote Strang in meinem Leben, die Schnur, die es zusammenbindet. Und nicht zuletzt Portal zu dem, das ich unter Absolution von meinem Leiden verstehe. Eine Wissens- bzw. Erkenntnisebene, die alles beantwortet hat oder alles beantworten kann, das sie beantworten will oder muss.

Dass dieses Heil paradox ist, dass diese Vorstellung, die Linie, das Feuer ist, welches mich aushöhlt, nicht nur Strick und Faden des Lebens, sondern zugleich die sich zuziehende Schlinge um meinen Hals ist, konstituiert es vielleicht gerade erst. So ist die Linie nicht nur Pforte zu letztinstanzlicher Freiheit, sondern zugleich in meinem Geist die Schwelle zum Wahnsinn. Jene Linie, die ich nicht überschreiten darf, wenn ich jemals zurückkehren will. Wenn ich mich nicht in den Untiefen meines eigenen Denkens völlig verlieren will.

Der Annahme folgend, dass sich das Selbstverständnis, die Landkarte und die Wegweiser der eigenen Gedankenwelt stets an anderen Menschen formt und verändert, ist die Linie auch das, das mich definiert und entdefiniert. Ich glaube anders zu sein als die Objekte meiner Abgrenzung und verirre mich doch in mir selbst.

Die Linie markiert das Außen meiner Welt. Sie konstituiert unermessliche Freiheit, sie erstickt mich mit ungezählten Möglichkeiten, gibt mir Spielraum und Raum zur Beobachtung und Analyse dessen da draußen. Und doch markiert sie das Gefängnis, die Zelle, aus der kein entrinnen. Gefangen in unermüdlicher Rezeption des Wahrgenommenen, gefangen in unendlichen Prozessen, die mich verzehren.

Die Linie und müde, immer so müde. Die Linie, die ich nicht aufhören kann, zu denken.
Die Linie, die vielleicht doch die Schnur darstellen kann, welcher ich folgen soll, nachdem ich sie bei der Erforschung des Unergründlichen hinter mir ausgerollt, um den Weg zurückzufinden.