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Autor: Franklin M. Bekker

Erstellt am: 06.09.2013

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Wie ich Harry Rowohlt kennenlernte



Geschrieben von:   Franklin M. Bekker


Die meisten seiner Sätze wurden nie beendet. Insofern hat er mir immernoch etwas voraus, mein Germanistikdozent mit grauem Rauschebart und braunem Pullover über dem Bierbauch. Seine Äußerungen sind keine Sätze, Theorien etc. Es sind Passagen – unbewusste Bewusstseinsströme. In einem dieser Ströme gibt es eine Radiosendung und in einem anderen gibt es ein Zufallstreffen auf dem Leipziger Hauptbahnhof. Bei dem Zufallstreffen gratuliert mein Dozent einem anderen Rauschebart zum Erhalt des Johann-Heinrich-Voß-Übersetzerpreises. In dem anderen „Bewusstseinsstrom“ klagt der andere Rauschebart per Deutschlandfunk, dass man ihn immer anspreche als: „Sind sie nicht der Penner aus der Lindenstraße?“ Nie aber breche jemand in Erstaunen aus, einem so berühmten Übersetzer zu begegnen. Als Harry Rowohlt dann selbst nach Greifswald kommt, um sich im Theater zu besaufen und seine Winnie-Pooh-Übersetzungen vorzulesen, erzählt er anbei von dem merkwürdigen Kauz auf dem Leipziger Hauptbahnhof, der ihn ansprach: „Sind sie nicht der Johann-Heinrich-Voß-Übersetzerpreisträger?“ Mein Dozent war selbstverständlich an diesem Abend nicht anwesend. Aber ich. Und so endet meine Bekanntschaft mit Harry Rowohlt.