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Autor: Franklin M. Bekker

Erstellt am: 11.05.2003

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2-Tage-Freiheit



Geschrieben von:   Franklin M. Bekker


Ich weiß nicht wo dieser Text herkommt, denn ich habe allein begonnen zu schreiben ohne nachzudenken. An ihm ist nichts gekünstelt und alles wahr gedacht. Vielleicht sind einige Detailereignisse in anderer Reihenfolge abgelaufen, aber das nur, weil sich die Zeit in diesen Moment sich nicht an eine logische Chronologie gehalten hat. Im Übrigen: Ich scheiße auf Interpunktion, Intonation und Intention
Aber ich kann ja erst einmal die Gelegenheit nutzen ein paar Worte zu Texten allgemein sagen. Ein wenig Geschichtenphilosophie gefällig? Zumeist sind es diverse abstrakte Gedanken, bildhafte Symboliken und musische Stimmungen, die einen Text anregen. Das kann man dann heraus lesen. Oft spielen Konflikte eine Rolle oder sie spielen hinein. Manches Mal geht es aber auch nur um den Konflikt zwischen Autor und Leser. Letzterer braucht nicht erschrecken drei vollkommen zusammenhangslose Sätze vorzufinden. Erstens gibt es eine Verbindung und zweitens liegt sie nicht auf der Hand. Seien sie versichert die meisten ihrer Assoziationen treffen den Kern und entschädigen sie sich selbst mit ein wenig Phantasie, um Spaß mit den Figuren, Spaß mit Geist zu haben. Manchmal ist es auch nur ein Wegweiser.

Ich lief draußen im T-Shirt herum und suchte den Wind zu dichten. Es war die Nacht zum ersten Mai und ich war sturzbetrunken. Vielleicht ein bisschen weniger, denn obgleich ich ein Balancefahrzeug war zu dem die Autofahrer einen größeren Anstand halten müssen, lief ich recht schnurgrade. Die Fahrschule interessierte mich eigentlich nicht. Leichter Tröpfelregen spielte sich ziemlich auf an diesem Abend und mir gingen Dinge im Kopf herum. Vornehmlich das aufeinanderfolgende Voreinandersetzen meiner Füße, wobei ich festegestellt hatte, dass man sich auf den Dritten nicht verlassen konnte.
Der Wind pfeift ganz allein und rauscht geschwinde durch die Straßen.
Wo sind die Freunde, die ihn stets und immer vergaßen?
Einsam pfeift er durch die Nacht.
Der Wind er wird von sich allein nach Haus gebracht.
Ich hatte gedreht. Wurde gedreht und ich war mir nicht sicher welche Rolle der CIA in der ganzen Vorstellung spielte. Schlussendlich musste ich gedreht haben, wenn es nicht der Planet war. Manchmal treten die Antworten wie selbstverständlich ganz offen zu Tage. Wie aus einem Pickel herausgequetscht wurde mir schlagartig bewusst, dass ich aufstehen musste. Da hinten vor der Party wurde Dawn verabschiedet. Ich klopfte mir die Knie ab und hoffte nicht durchzubluten. Wie klein ist doch mein Pommern? Dies hier ist Züssow. Sogenanntes Gemeindehauptdorf. So viele Dörfer drum herum. Manchmal weiß ich nicht, ob das für die Welt vorstellbar ist. Eine kleine Stadt im Ruhegebiet hat mehrere Tausend Einwohner. Vielleicht sogar mehrer zehntausend. Und hier? Ein paar Hundert - Übertriebenehrmaßen. Wer kann mit soviel Dörfern jonglieren? Das ist immens. Viel zu klein um sich alle zu merken und man kennt Dutzende. Von Tausenden. Alle fünf Kilometer - ach wie weit - ein neues Kaff. Ein paar Gehöfte und überall Menschen die das Landleben lieben und einen kläffenden Köter besitzen. Sie spielten ein Spiel. Dawn lief an, sprang an wenn man mich fragt. Das war eine Verabschiedung, eindeutig.
"Hgn will acuh mitpielln."
Da kam etwas auf mich zu. Warum? Wieso? Woher? Stoffe können nicht aus dem Nichts entstehen oder in das Nichts vergehen! Alles klar da war ein Mensch drin. Ich taumelte nach hinten und hielt sie fest. Ich hätte die 1260 Grad Drehung mitgemacht ohne Zweifeln. Eine zwingende Logik in meinem Hirn aber suggerierte mir etwas anderes. Du bist besoffn! Du kannst ja besoffn nicht mal mehr in richtiger Orthografie denken. Und ich stürzte. Gegen eine Art erhöhte Terrasse und riss sie mit hinunter. Dann liegen da ein Engelwesen und ein Goblin. Wir hatten keine Vorfahrt, aber der Autofahrer hatte trotzdem Glück, dass er gar nicht vorhanden war. Ich versuchte zu helfen. Mehr als Geste der Höflichkeit als aus Vermögen.
Wie kam ich hier her? Ich war zweifelsohne drinnen, wenn die Erde nicht draußen war. Diese Dinger... Sie wurden weniger weiß Gott. Langsam dämmerte mir. Ich schmiss die letzte Karte hin, sagte dreiundsechzig und verschwand. Man erzählt sich wundersame Dinge über mein Vermöge in der Trunkenheit Skat zu spielen. Wenn man das tatsächlich tut, dann allerdings niemals in meinem Beisein. Es stellte sich jedenfalls heraus, das Nico Gasgeber und Geburtstagskind Zigarre rauchte. Ich rauchte nicht und hatte niemals. Zigaretten waren und sind mir ein Gräuel. Kein Zug kam mir von dem Zeug zwischen die Wangen. Doch ich fand, das am Zigarre Rauchen etwas dran ist. Und ich hatte ein ganz gutes Argument. Schließlich war ich auch Geburtstagskind. Ich sabbere... Außerdem stand da noch Cola mit Wodka oder so... Irgendwann spielt das keine Rolle mehr.
Wie kam ich hier her? Ich stand definitiv vor einem Topf, der neun Würstchen beinhaltet hatte. Die Empirik sagte mir, dass es so gewesen sein musste. Wenn nämlich acht Würstchen in einem Topf sind und ich solche Überlegungen anstelle, dann bin ich besoffn. Ein eindeutiger Hinweis darauf, das ich ein Würstchen in der Hand habe. Ich biss mir in den Finger und stürzte selbstverständlich unverletzt in einen Bierkasten. Fortan schwor ich dem Alkohol ab, doch noch war ich schwer betrunken. Ein Fehler, wie ich zugeben musste, denn ich hatte viel zu sehr mit mir selbst zu kämpfen und keine Gelegenheit irgendwen kennen zulernen. Nein das wollte ich nun keinem Antun. Mittlerweile hieß es wirklich nüchtern werden, denn wenn in meiner Uhr kein Dämon steckte dann müsste Torsten bald auftauchen. Was würde ich ihm sagen, damit er die Situation möglichst schnell erfassen konnte? Mein Kopf drehte sich unwillkürlich. Da stand Torsten. Ich zwang mich in die andere Richtung zu schauen und erblickte im Türrahmen seine Gestalt.
"Es ist eine von den Partys."
"Alles OK?"
Ein selbstverständliches Grinsen. Er ging in den Tanzsaal und der Benno tönte ihm entgegen. Es wäre eine von diesen Party. Selbstverständliches Grinsen. Im Zeitraum von zwei Minuten, was der normalen Geschwindigkeit eines Menschen in meinem Zustand entsprach taumelte ich zum Kochtopf. Ich ließ mich doch von diesen noch immer kalten Würstchen nicht verarschen. Nein es war Zeit für eine Entscheidung. Ich griff eines von ihnen Heraus und schaltete den Herd ein.
Wo war ich schon wieder? Meine Argumentation jedenfalls kam durch das plötzliche Lösen der Stuhllehne, auf die mich gerade stütze, aus ihrer Verantwortung mit einem jähen Knall zu Ende. Ich fiel und stand im nächsten Moment wieder draußen. Ja es war eine verrückte Nacht und eine von diesen Partys. Vielleicht war es sogar eine von jenen Party, aber ich glaubte nicht. Unter Alkohol ist die Welt immer absolut. Erstens absolut besoffn und zweitens entweder absolut gläubig oder nicht. Dann sah ich ein weißes gleißendes Licht aus dem nachdem ich, es oder der Planet aufgehört hatte sich zu bewegen ein Mann ausstieg. Eine Stimme fragte mich nach Sarah und da ich glaubte mich nicht in einem Verhör sondern nur unter Drogeneinfluss zu befinden antwortete ich wahrheitsgetreu.: "Gla Blöab bluhugg." Ich versuchte aber auch deutlich zu machen, dass es sinnlos war mit mir zu reden. Schließlich folgte ich kurzerhand dem Bringer des Lichtes. Der würde schon wissen wo es hingeht.. Aus irgendeinem Grund war dann meine Hand noch ziemlich fettig.

Es konnte kein Zufall sein, dass ich am nächsten Morgen in meinem Bett erwachte. Es war nur ziemlich unwahrscheinlich gewesen. Glühendheiße Sonne verbrannte mir das Gesicht und wie flau im Magen mir war, kann ich mir sehr gut vorstellen. Sieben Uhr nach einer durchgemachten Nacht, war keine gute Zeit, um aufzustehen. Schon gar nicht, wenn die eigene Party auf einen zukam. Eine halbe Stunde später tat ich es dann. Ich gähnte und stand auf. Mein Vater, wie selbstverständlich lief schon, wenn auch ziellos, eifrig durch die Gegend. Dies und das und das. es lag auch nicht an meinem Kater, der sich tatsächlich in Grenzen hielt, das mir die ganze Sache ziemlich überflüssig vorkam. Arbeiten lässt es sich schließlich ganz gut, wenn man besoffen war. Zwei Dinge lassen sich über den Alkohol in bezug auf Denkvermögen aussagen: 1. der Körper weigert sich 4327 Grad Drehungen zu veranstalten und 2. Eine Art Barriere, die einen am Arbeiten hindert wird hinfortgeschwämmt.
Wo war ich? Ganz offensichtlich fand ich mich in einem Restaurant. Ja so musste es sein. Familienangehörige saßen an einer langen Tafel. Ich mit Oma an der Stirnseite. Der Altersunterschied beträgt auf den Tag genau neunundfünfzig Jahre. Wer der Ältere war, war schwer zu sagen. Ich ging nicht davon aus, dass ich gerade erst achtzehn geworden war. Onkel Erich legte lautstark seine Lebensmittelverschwörungstheorien dar, während ich still und heimlich versuchte weder ihm noch meiner Worte aus sich herauspressenden Oma zuzuhören. Ich machte eine grimmige Miene, die niemanden interessierte und nickte fortwährend zustimmend. Sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Mir war noch immer Flau im Magen, ich hatte und Hunger und ich hatte es satt, dass mein Vater neben mir saß und mich zuqualmte. War es meine becheuerte Idee gewesen tagsüber mit der Familie Geburtstag zu feiern? Ich ging auf Toilette. Meine Haare verlangten danach gekämmt zu werden. Warum müssen auf Toiletten in Gaststätten immer Spiegel hängen? Warum müssen auf der ganzen Welt irgendwelche Spiegel hängen? Was konnte ich mit diesem Sakko werden? Die Schulterpolster machten mächtig was her und mein Blick umgab mich mit einer intellektuellen Aura. Sportlich und intellektuell - mit diesem Sakko hätte ich ganz gut Psychologe werden können. In meinen Alltagssandalen aber und den lustlos herabhängenden T-Shirts blieb mir nur die Wahl zwischen Lehrer und Gott.
Mein Opa grinste verschmitzt. Mir ist nicht klar wo er dieses Grinsen her hat, aber ich weiß von wem ich es habe. "Na wie fühlt man sich denn nun mit achtzehn?"
Ich wusste diese Frage wahrheitsgetreu zu beantworten würde den Augenblick zu einem der wenigen, magischen Erwachensmomente im Leben eines Menschen machen. Nur wollte ich das? Vielleicht war ein bisschen Magie in diesem Moment gar nicht einmal das Falsche. "Scheiße." In der Tat ein befreiender Moment. Onkel Erich sprach weiter über Lebensmittelverschwörungstheorien. Ich schaute mich nach dem CIA um und beschloss das nächste Zanderfilet mit Freunden zu essen.
Mit dem Nachmittag verging auch das üble Gefühl im Magen und ich mochte mich wieder als wirklich nüchtern bezeichnen. Zudem konnte ich mich in Punkto Familienfeier mit ein paar vorbereitenden Handgriffen ganz gut aus der Affäre ziehen. Nach und nach wurde mir bewusst wie sehr ich diesen Auflauf wirklich hassen musste. Sowohl mein Vater, als auch mein Großvater schlichen andauernd über den Hof, saßen aber niemals drinnen und beteiligten sich an dem Gespräch. Beide Blutlinien geboten mir also genervt zu sein. Das war ich. Zumal einige Leute langsam aber sicher zu spät waren. Steini kam zuerst und das wird höchstwahrscheinlich das einzige Mal in seinem Leben bleiben, das jemand ihn als Erlösung ansieht. Mit der Zeit folgte auch der Rest meiner Freunde und ich habe mit dieser Aussage nicht einmal jemanden diskriminiert, denn es kamen wirklich nur männliche Freunde. An jedem anderen Tag wäre mir das sehr traurig vorgekommen, aber an diesem war ich erleichtert nur Leute um mich zu haben, die mir nichts neues erzählen konnten. Eben echte Freunde.
Was heißt eigentlich der Satz: Wehe einer bringt ein Geschenk mit? Ich glaubte es einmal zu wissen ist ein Satz den ich aus „Gladiator“ geklaut habe. Nun ja. Es zeigt sich jedenfalls, dass Geburtstaggeschenke eine ganze Menge über einen Menschen aussagen können. Was würden sie denken wenn ihnen auf einmal zwei Douglas Adams Bücher, ein Packen Skatkarten und eine Stiege Kefir auf ihrem Geburtstagstisch rumliegen. Ganz zu schweigen von einer Packung unbeschrifteter CDs deren Inhalt man erst herausfinden muss. Nein ich gehöre nicht in die Irrenanstalt und alle Mutmaßungen über einen Kefirfetisch muss ich entschieden zurückweisen. Ich würde auch nicht von allen meinen Freunden behaupten, dass sie weggesperrt gehören.
Im Übrigen ist es nur ein Gerücht, dass Männer mit einem Gen geboren werden, welches ihnen ermöglicht Bierflaschen mit Feuerzeugen zu öffnen. Ich könnte nämlich an die zehn Gegenbeispiele bringen. Kein Gerücht ist, dass Männer ihre Bierflaschen immer irgendwie aufkriegen und das definitiv ohne etwas von dem Inhalt zu verschütten. Auf diese Weise kam die Party in Gange mit Geschenken und flüssiger Genugtuung. Warum eigentlich schenken einem andauernd Leute von denen man es überhaupt nicht erwartet und denen man selbst höchstens einen Schokoladenosterhasen schenken würde unangemessen aufmerksame Geburtstagsgeschenke, die zudem noch mehr als zwanzig Schokoladenosterhasen kosten? Mich persönlich berührt das immer sehr peinlich, hauptsächlich deshalb, weil ich in der Beziehung nur mit sehr viel Absicht gleichziehen kann. Nur wenigen dieser Leute kann ich unterstellen, dass sie das geistige Vermögen und die grausame Intention haben dies aus Böswilligkeit zu tun. Allen Anderen sage ich, sie bedenken mich mit einer Höflichkeit, die ich weiß Gott(und das weiß er) nicht verdiene.
Benjamin und Torsten liefen mit mir durch Sanz. Über den Plattenweg immer fort durch das kleine Kaff ließen wir uns von diversen Kötern ankläffen. Wir hatten nichts getrunken. Die beiden ließen sich an diesem Abend auch auf nichts ein. Ich weiß nicht was es war, aber es stimmte mich ein wenig traurig und dann fand ich mich ziemlich allein in der Bushaltestelle sitzen. Style ist eine Art dreister Konsequenz der Sinnlosigkeit und ich pflegte nach diesem Prinzip zu leben. An diesem Abend war ich dankbar für einen verdammt miserablen, vorpommerschen Busfahrbetrieb. Wäre solch ein Omnibus aufgetaucht ich wäre hineingestiegen und hätte mein Leben verlassen. Beinahe erwartete ich einen Geisterbus, der mich aus dieser Welt herausfuhr. Er kam nicht. Die Party musste nun in Gang gebracht werden.
Zuvor gelang mir meiner Schwester Alkohol zu verabreichen und dieser Glückstreffer machte mich zuversichtlich an diesem Abend noch einige Leute so richtig besoffen zu machen. Die Orthografie beweist, ich war es noch nicht. Das Klimpern ist bald schon eine Art Tradition unter unserem Schleppdach. Man legt sich eine Münze auf den Handballen und schlägt dann mit der Handfläche gegen die Tischplatte. Die Trägheit der Münze wird überwunden und im günstigsten Falle fällt sie in einen mit Alkohol gefüllten Becher. Der Nachfolgende muss kippen und nachschenken. Gefährliche Gemische und sehr merkwürdige Spielregeln sorgten bald für die gewünschte Wirkung.
Fünf Schnapsleichen, sogenannte Untote, taumelten kurz darauf einen wunderbar entlegenen Feldweg hinauf. Wir taten das einzig in dieser Situation Vernünftige, schifften auf die Zuckerrüben und spielten Skat ohne Augenlicht.
Steini, Marcus und Janko beschwerten sich. Es ginge ihnen nicht gut. Mir ging es gut. Ich schmunzelte hinter ihrem Rücken. Christian lallte etwas. Er tat es wieder. Schließlich hörte ich Eimer. Knapp aber er traf. Mit fortschreitenden Stunden in den Perversitäten geschahen von denen ich hier nicht sprechen will (nicht immer müssen Assoziationen zutreffen), nahm er immer mehr die Gestalt von Marilon Manson an. Er kotzte auch so oft, wie Manson durchschnittlich in einem Lied und ätzte sich auf selbige Weise die Speiseröhre weg. Irgendwann dann schleiften wir ihn in ein Bett und stellten eine Schüssel daneben. Es war um drei des Morgens und irgendwie musste er gegen sechs aufstehen, um zur Schule zu kommen. Um einen Bisa Sam direkt auf Bisa Flor zu leveln muss man das Pokemon dazu bringen einen multiplen Orgasmus zu haben.

Drei Wecker klingelten. Abermals brannte mir die Sonne meinen dösigen Schädel weg. Ob der hoch kam? Er sah noch immer aus wie Manson. Aber nun so arg. Man hätte ihm geglaubt, dass er mit der Aguilera Sex hatte.
Nein ich zwang mich aus lauter Solidarität mit ihm hoch. Selbstverständlich lief mein Vater schon umher. Musste er dieser armen, fertigen Gestalt Alkohol anbieten? Christian sank vor unserem Hoftor in die Knie und bewegte sich nicht, bis er abgeholt wurde. Totenstarre sieht um einiges lebendiger aus. Man redet nicht über das Aufräumen nach Besäufnissen, genausowenig wie man Fotos macht, während sie stattfinden. Das sind gute Voraussetzung für ein Besäufnis. Die letzte Stufe ist dann, das man alle Spiegel abnimmt. Die logische Konsequenz ist nicht mehr zu saufen.
Ich weiß nicht wie es kam, das alle gegen halb neun am Frühstückstisch saßen, aber man munkelt, dass mein immerwacher Vater seine Hand im Siel hat. Wir labten uns an Kuchen, Kefir und Toast. Der Vortag war wechselhaft gewesen im Wetter. Eine Mischung aus strahlend blauem Himmel und tiefem, nassen Donnergroll. Am 2. Mai schien die Sonne und das war gut so. Wir nahmen die Reste bestehend aus dreißig Würstchen und einem Kasten Bier an uns. Nur um niemanden zu verwirren will ich gleich sagen, dass dieser Kasten Bier in dieser Geschichte keine weitere Rolle spielt, ich erwähnte ihn nur weil ein Kasten Bier, wenn vorhanden ein ziemlich elementares Gepäckstück ist. Es rief das Strandbad Eldena.
Zum Baden war es zu kalt. So saßen wir auf einer Art Kinderklettergerüst und boten den Kaputtesten von uns Gelegenheit ihren Rausch auszuquatschen. Es zeigt sich, dass es viel besser ist einen dröhnenden Kopf auszuquatschen als ihn stillschweigend auszuliegen. Dies kann natürlich am erhöhten Durchbluten und an der erhöhten Körperaktivität liegen sollte aber auf Alienorganismen zurückgeführt werden. Schlussendlich fanden wir uns im Sand buddelnd wieder. Eine volle Stunde lang schürften wir mit ununterbrochenem Elan, nur um am Ende festzustellen, dass wir ein Toilettenbecken mit Spülkasten, Armatur, Vorleger und Klobürste errichtet hatten. Danach hatten die Alienorganismen ihre Schuldigkeit getan und wir spielten Volleyball. Beim Volleyballspielen im Kreis ohne Netz geht es hauptsächlich darum im Sand zu liegen und wild durch die Gegend zu fliegen, was ein äußerst spaßiges Unterfangen ist. Ich glaube nicht während der Zeit am Strand irgendetwas gedacht zu haben. Allerhöchstens ein bisschen Argwohn stieg in mir auf, als ein paar Kinder unsere Kloschüssel zerstörten, doch das war nicht wichtig... Schließlich bin ich jetzt erwachsen und stehe über ein paar Kindern, die noch nicht einmal ein eigenes Ich entwickelt haben, geschweige denn sich in der Einwertskrümmung menschlicher Entwicklung befinden.
Hunger jedenfalls ist eine Merkwürdige Sache. Man denkt nicht darüber nach, wenn man satt ist. Aber indirekt proportional zur Abnahme der Sättigung, steigt die Frequenz mit der Visionen von genialen Gerichten sich zu Wort melden. Dann wird das Schwein geschlachtet, geräuchert und verspeist. Es ist, wenn man so will, wie mit Sex nur das hierbei die ganzen Implikationen nicht so auffällig sind. Schließlich sind wir höchstens fünf Minuten am Tag sexuell befriedigt.
Torsten brubbelte irgendetwas und das ist eine sehr gute Überleitung. Denn wahrscheinlich hat er etwas gebrubbelt, als wir vom Strand zum Grillen aufbrachen und wahrscheinlich hat er in dem Moment gebrubbelt, an dem ich nun einzusetzen gedenke. Garantiert hat er gebrubbelt als er den obigen Absatz gelesen hat. Mit größt möglicher Wahrscheinlichkeit brubbelt er auch jetzt gerade. Dummerweise macht mir dieser Absatz die ganze Überleitung zu Nichte.
Es zeigte sich jedenfalls, dass wir neben Grillwürstchen, die ungefähr so beliebt sind, wie Grillwürstchen auch noch über eine Menge Fleisch verfügten. Die Stunden gingen vorbei indem wir Skat spielten und unsere nackten Füße im kühlen, grünen Gras badeten. Die Sonne ging unter und es war schon recht spät. Bevor ich noch ein paar ernst gemeinte Worte spreche eine andere Überlegung. Wenn die Tage länger werden, werden die Klamotten Kürzer und die Mädchen schöner.
Ich war vollkommen satt und hatte ein mäßiges Blatt in der Hand. Meine subtile Spielweise errang schlussendlich den Sieg und mir fehlte es nur an Einem. Wir spaßten im Kreise guter Freunde. Es ging allen gut und ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben ganz und vollkommen erwachsen. So als könnte ich jedem alles sagen. So als läge keinerlei Zwang auf mir. Zurückhaltung ist Geschichte. Ich kenne einige Leute die sich, wenn sie diese Sätze lesen, fragen werden, wie dreist ich noch sein will. Was der Typ denkt noch mehr als den schwachmatischen Stuss den er fortwährend von sich gibt? Ihr habt ja keine Ahnung....
Und dies ist ein viel besserer Abschluss, als zu sagen, dass wir noch auf einer total überheizten, verrauchten Bahn bowlen waren und fast alle tierisch unter Niveau gezockt haben. Diese Erwähnung nur am Rande, um die achtundvierzig Stunden voll zu machen.