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Autor: knochengott

Erstellt am: 18.08.2010

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puppets



Geschrieben von:   knochengott


Anmerkungen des Autors:
meine angefangene serie \"strangers in the night\" hat sich leider totgelaufen und es wird wohl zu keinem ende mehr kommen, weil ich inzwischen den faden komplett verloren habe.
trotzdem gibt es ein oder zwei episoden, die mir gut vorkommen und die ich aus diesem grunde posten werde, allerdings als einzelwerke.
auch alleine für sich finde ich jedes gut.





Der Autor hat folgende Stimmungen f�r sein Werk angegeben:
depressiv



Ihre Haare waren gefärbt. Max fielen als erstes ihre schlecht gefärbten Haare auf, deren kastanienbraun am Ansatz in ein staubgrau überging. Zudem trug sie viel zuviel Make-up, was für Frauen ihres Gewerbes aber wohl normal war.
Wortlos lag sie auf dem breiten Bett, deren Bezug faserig und grau aussah. Sie hatte sich ein wenig auf die rechte Seite gelegt, war aber in die Mitte gerutscht - die Matratze war wohl alt und verschlissen. Ebenso wie sie.

Ihr hochgerutschter Rock entblößte ihr rechtes Bein fast bis zum Ansatz und Max konnte große bräunliche Quetschungen an den Oberschenkeln erkennen. Innen, nahe ihrer Scham. Nicht älter als ein oder zwei Tage. Schnell sah er beiseite, weg von dem grauen Bett, dem grauen Rock, dem grauen Gesicht der Frau.
Der Raum war ansonsten bunt eingerichtet, doch alles sah nach Ramsch und Sperrmüll aus. Wenigstens gab es innerhalb der vier Räume nur Termalsicherung. Die SST verzichtete hier auf ihre übliche Indiskretion.

Fragend hob er den monatlichen Coupon. Sie deutete, immer noch ohne etwas zu sagen, auf den Nachttisch, wo eine Schale voller ähnlicher Coupons stand. Er legte seinen dazu.
Während er seine Jacke auszog und sie über den einzigen Stuhl im Raum legte, sah er sich um. Er war schon unzählige male hier gewesen, einem Ritual folgend, das ihn genauso anekelte, wie es ihm zwanghaft erfreute. Verblaßte Poster von Blumen und Wiesen an den Wänden. Staubige rote Vorhänge vor dem Fenster um die grauen Häuserfasaden auszusperren. Der Wind pfiff draußen vorbei und ließ das undichte Fenster klappern. Wärme fehlte in diesem Raum völlig. Sein Blick ging weiter herum.
Ein kleiner Tisch mit einem Plattenspieler, daneben einen Stapel Platten. Das Bett, üppig und groß, in einem relativ gepflegtem Zustand.
Sie, ebenfalls gepflegt, zumindest äußerlich. Mit ein paar schnellen Bewegungen öffnete sie die Front ihrer Bluse und zeigte ein paar schlaffe, flache Brüste mit dunklen aufgerichteten Warzen. Der Rock wurde ebenso rasch abgestreift und bevor ihre Nacktheit weiter grausame Relikte ihres Lebens enthüllen konnte, zog sie sich unter die Decke zurück und legte sich hin, den Blick zur Zimmerdecke gerichtet.

Max zog seine Schuhe aus, stellte sie unter den Stuhl und sah seinen linken großen Zeh an, der durch ein Loch in der Socke das Tageslicht erblickte. Mechanisch knöpften seine Hände das graue Arbeiterhemd auf und wollten es zur Jacke über den Stuhl legen. Im letzten Moment bedachte er, daß es draußen regnete, die Jacke also naß war und warf es über die Sitzfläche. Seine Hose folgte und anschließend noch die Socken.
Sein weißer Bauch schob sich ein wenig über die Unterwäsche, die einzige Unterwäsche, die er noch besaß und die er nur an diesem einen Tag im Monat anzog.
Er machte ein paar Schritte auf das Bett zu und setzte sich auf die Kante. Sie sah ihn mit müden Augen an und hob die Decke ein wenig. Er schlüpfte darunter und zuckte unter dem Schwall billigen Parfums zusammen. Er hatte es schon gerochen, als er ihr die Treppe hinauf gefolgt war, diesen billigen üblen Geruch, den man kaum mehr als Duft bezeichnen konnte. Das Parfum war so süß, wie der Schweiß aus ihren Poren bitter.

Achtlos schob sie ihre kalte Hand in seine Unterhose und umfaßte ihn. Erneut zuckte er zusammen und stöhnte leise auf. Sie verstand das wohl falsch, den der Druck wurde noch stärker und sie begann, ihre Hand auf und ab zu bewegen. Max wollte schon etwas sagen, sie bitten es sein zu lassen, doch dann spürte er, wie ihre Hand durch die Bewegung warm wurde und hielt den Mund.
Sie massierte in langsam und gleichmäßig, trotzdem dauerte es Minuten bis sich etwas regte. Ihre professionelle Art ihn anzufassen wirkte auf Max, der im Beruf und im privaten nur durchschnittliche Leistungen brachte, mäßig stimulierend. Es brauchte eine Weile, bis er seine Gedanken ordnen und abschalten konnte. Erst dann kam sein Trieb hervor, verhungert und müde. Am Anfang war das anders gewesen, da waren ihm die Dinge, wie ihre Haare und die Quetschungen nicht aufgefallen, da konnte er es kaum erwarten unter die Decke zu steigen und seinen monatlichen Coupon abzugleichen.

Schließlich stand er aufgerichtet und Max\'s Atem hatte sich etwas beschleunigt. Er löste ihr Hand sachte und sie legte sich bereitwillig auf den Rücken, spreizte die Knie. Er schob seine Unterhose herunter, klemmte den elastischen Bund unter seinem Hodensack fest.
Max griff in den Topf auf dem Nachttisch, nahm drei Finger voll Creme und rieb ihn damit ab. Mit ein paar schnellen Auf- und Abbewegungen wurde er geschmeidig und glatt. Es war umsichtig nicht zu lange oder zu oft auf und ab zu reiben. Die Termalsicherung war zwar die einzige Sicherung, aber ihre Auflösung ließ Bewegungen deutlich erkennen. Selbstbefassung wurde mit dem Entzug einer Ration bestraft. Alle Energie mußte in die Arbeit, den Wiederaufbau gesteckt werden.
Er umfaßte ihr kaltes Knie und zog es weiter zur Seite. Sie war nicht rasiert, weder intim noch im Gesicht, bemerkte Max aus der Nähe. Das Parfüm wurde überwältigend süß, ließ ihn sauer aufstoßen.

Mit einer schnelle heftigen Bewegung wollte er eindringen, doch er rutschte mit der eingecremten Hand von ihrem Knie ab und stieß ihn sich schmerzhaft an ihrem Schambein. Einen Moment schloß Max die Augen und versuchte den Schmerz, der sich in seinen Bauch fraß zu unterdrücken. Allmählich ließ er nach. Er öffnete wieder die Augen und sah sie an. Sie lag noch immer auf dem Rücken, starrte an die Decke und wartete auf ihn. Diesmal stützte er sich mit der linken Hand ab und drang in sie ein. Sie war warm, endlich eine warme Stelle an ihr. Doch die Bewegung ging nur zäh, er rieb mehr, als das er rutschte. Max keuchte schon nach ein paar Stößen auf und krampfte sich zusammen. Er beugte sich nach vorn, weiter hinein in das Aroma nach süßer Verwesung und bitterem Haß und atmete tief durch, die Augen zusammengepreßt, den Körper angespannt um nicht weiter nachzugeben, nicht mehr Kontakt mit ihr zu nehmen, als unbedingt notwendig.

Es dauerte, dauerte lange, bis sich das Pochen in ihm beruhigte und nur noch der dumpfe Schmerz des Stoßes übrig blieb. Dann zog Max sich zurück und begann sich still anzuziehen.
Kalter Schweiß trocknete auf seinem Rücken, als er sich das Hemd überzog und in seine Hose stieg. Er setzte sich auf den einzigen Stuhl, zog seine Socken an und warf ihr noch einen Blick zu. Sie rauchte eine Zigarette, wahrscheinlich eine Spende des letzten Besuchers.
Ihr Blick war leer und weit entfernt, sie starrte wieder auf die Wand, eine Puppe ohne Meister, eine Maschine ohne Strom. Mit einem Mal ekelte es Max vor sich selbst. Er sah an sich herunter, sah seine fettig glänzende rechte Hand die gerade den Gürtel schloß und Spuren auf ihm hinterließ. Seine Finger fühlten sich taub an, nicht durch die Kälte oder die Creme, einfach nur taub, wie der Rest von ihm. Hastig warf er sich die nasse Jacke über und verließ das Zimmer. Laut polterten seine Schuhe die Treppe herunter, Max preßte die Lippen zusammen, seine Zähne knirschten aufeinander und so rannte er aus dem Haus, dem Haus, das ihm Freude bringen sollte und es doch nicht konnte.

Er rannte, schaffte es bis zur nächsten Ecke, bevor er zusammenbrach und sich übergab. Nasser, saurer kaum dicker Brei verließ seinen Magen, der Großteil Brot, Suppe und billiger Rum. Es hob ihn noch zweimal, dann mußte er rülpsen und sein Magen gab wieder Ruhe. Und als er den Fleck vor seinen Füßen sah, sich mit der Hand den Mund abwischte und ihm der Geruch der Creme in die Nase stieg, lachte er kurz und kratzig auf.

Es war nur ein paar Jahre her, da hatte es ihm gefallen zu der monatlichen Hure zu gehen, zu arbeiten, zu schaffen, um sich seinen Coupon zu verdienen. Damals hatte es ihm Spaß gemacht, die Wärme in ihr, die Bewegung mit ihr, das Gefühl für sie. Er hatte sich lebendig gefühlt.
Jetzt war alles anders, bis auf das Gefühl.
Lebendig.
Hier, eine Ecke entfernt von bezahlter Liebe mit leerem Magen und dem sauren Geschmack von Erbrochenem auf den Lippen fühlte er sich - lebendig.