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Autor: knochengott

Erstellt am: 07.06.2008

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Der Tod und das Mädchen



Geschrieben von:   knochengott


Anmerkungen des Autors:
ein altes werk, von dem ich dachte es wäre weg - hab es aber auf meiner alten seite wiedergefunden und - verdammt - das ist guter stoff!
viel spaß beim lesen!

Uiuiui ich habe was zu beichten: Die Story habe ich geklaut! Ich lese eigentlich jedes Buch das ich habe mindestens 3mal und heute fiel mir eins in die Hände, dass eine Geschichte namens "Death and the single girl" enthält. Meine ist ein Plagiat davon, denn ich hatte zwar noch den Twist aber nicht mehr die Geschichte als solche im Hinterkopf. Verdammt!

Hier der Wikipedia Eintrag dazu: http://en.wikipedia.org/wiki/Getting_into_Death_and_Other_Stories

Also nicht meine Geschichte, nur aus dem Kopf neu geschrieben praktisch.





Der Autor hat folgende Stimmungen f�r sein Werk angegeben:
belustigt



Es war ein sonniger Sommernachmittag, als sich Tina entschloß zu sterben. Der Grund war recht einfach. Sie hatte seit kurzem keinen Freund mehr, ihre Ausbildung ödete sie an, Freunde und Familie waren längst zu einer Nebensächlichkeit verblaßt - kurzum, sie hatte keinen Bock mehr. Und sie hatte dieses Wochenende sturmfreie Bude, was natürlich als Ausgangssituation exzellent gelegen kam.

Also schnappte sie sich den Schuhkarton vom Kleiderschrank und suchte ihr kleines Adreßbuch, das unter all den Fotos, Briefen und Kleinigkeiten liegen mußte. Sie hatte es bewußt dort hinein getan, denn sollte sie - wie heute - mal einen Anfall von Todessehnsucht bekommen und trotz all der schönen Erinnerungen noch sterben wollten, dann mußte es wohl so sein. Sie stöberte einen Weile darin herum, schob alles von links nach recht und von rechts nach links und entdeckte das schmale Buch ganz unten auf dem Boden, als sie schon fast am verzweifeln war. Schnell nahm sie es heraus, ließ den Karton achtlos auf dem Tisch liegen und ging ins Wohnzimmer.

Warm und weich empfing sie das Sofa, als sie sich setzte. Das Büchlein enthielt ein paar Telefonnummern, die Tina gesammelt hatte. Unter anderem hatte sie darin die Nummer vom Tod.
Eine Freundin von ihr, oder besser gesagt, ihre beste Freundin war vor einigen Wochen an Leukämie gestorben und hatte sich während ihres langen harten Kampfes gegen die Krankheit mehr als ein Mal mit dem Tod unterhalten. Irgendwann hatte er einfach seine Visitenkarte da gelassen und Tina hatte sie unter ihren Sachen gefunden.
Jetzt zog sie die Karte aus dem Büchlein hervor und wählte mit klopfendem Herzen die Nummer. Es klingelte ein paar mal, dann wurde abgehoben und ein freundliche Stimme fragte:
"Hallo?"
"Hallo..." Tina war etwas aufgeregt, immerhin unterhielt sie sich nicht jeden Tag mit dem Tod und ihre Stimme zitterte etwas.
"Ich wollte gern den Tod sprechen."
"Am Apparat."
"Oh ja ... ähm ... also ich ... ich ... ich möchte..."
"Sie möchten sterben?" half der Tod höflich nach.
"Ja genau!" stieß Tina hervor und fragte sofort leise hinterher "Geht das so einfach?"
"Naja, warten Sie mal..." antwortete der Tod, legte das Telefon beiseite und sie konnte ihn im Hintergrund herumsuchen hören.
"Wo ist er doch gleich... ahhh - da ist er." hörte sie von weitem, dann kam der Tod wieder an Telefon.
"Meine Terminkalender." sagte er fast entschuldigen und Tina nickte.
"Also Augenblick ... oh sie mal einer an, der also auch - hmmm - wie sieht es in einer halben Stunde bei Ihnen aus?" fragte der Tod.
Tina klopfte das Herz bis zum Halse, als sie das hörte. So schnell - Wahnsinn!
"Ja sicher in einer halben Stunde wäre perfekt."
"Okay dann komm ich vorbei und wie erledigen das." antwortete der Tod freundlich und machte eine Pause, während er die Stimme senkte.
"Die Spielregeln kennen sie doch, oder? Immerhin haben Sie meine Nummer..."
"Jaja klar!" versicherte Tina, nicht ahnend was er meinte, aber was machte das schon, in einer halben Stunde würde sie tot sein, da konnte sie auch ein paar Regeln akzeptieren.
"Schön, dann komme ich in einer halben Stunde vorbei. Aber wie haben nur etwa 15 Minuten zeit, ich muß danach noch weiter..."
"Kein Problem, das wird sicher schnell gehen!" sagte Tina.
"Dann bis nachher!" verabschiedete sich der Tod
"Ja, bis nachher!" erwiderte Tina und legte auf.

Tina saß etwa 5 Minuten auf der Couch und dacht an alles und nicht. Sie hatte eine Verabredung mit dem Tod! Dann sah sie sich um und erschrak.
Wie es hier aussah!
Schnell raffte sie die Sachen vom Boden auf und warf sie in den Wäschekorb, packte die Videos weg und warf die Reste in den Müll. Als sie am Bad vorbeikam fiel ihr Blick in den Spiegel und der Anblick erschreckte sie noch mehr.
Sie sah ja noch schlimmer aus!
Also duschte sie noch schnell und war eben mit schminken fertig, als es an der Tür schellte. Auf dem weg zog sie sich noch schnell einen Hose an, dann ließ sie den Tod herein.

Er war normal groß, Mitte Vierzig und von der charismatisch/gutaussehenden Art. Er hatte einen kleinen Aktenkoffer aus schwarzem Leder dabei und trug einen Anzug und langen Mantel. Sie bat ihn herein und er legte den Mantel an. Dann führte sie ihn in Wohnzimmer und sie setzen sich, Tina in einen Sessel, er auf das Sofa.
Er sah sie erst einmal eine Weile an, sagte nicht, sah sie nur an und schien zu überlegen. Dann schüttelte er den Kopf , klappte den Aktenkoffer auf und holte eine Mappe heraus.
"Augenblick." sagte er und fummelte in der Innentasche seines Jacketts eine Lesebrille heraus.
"Geht nicht mehr ohne..." meinte er und nahm sich die Akte vor.
"Hmm so Tina, also hier steht du bist 16?" Er musterte sie über den Rand seiner Brille.
"Ja ist richtig." antwortete Tina knapp. Sie war etwas nervös.
"Bißchen jung eigentlich," meinte er, die Nase tief in die Akte vertieft und schien mehr mit sich selbst als mit Tina zu sprechen. "aber wenn du meinst..."
"Aha, den Freund vor kurzem verloren!" rief er nach einigen Augenblicken triumphierend und schaute sie an. "Ist es das?"
"Ja und nein." meinte Tina und wollte noch mehr sagen, doch er fuhr ihr ins Wort.
"Wie war er denn?"
"Was?" Tina verstand nicht.
"Na wie er war, so im Bett, du weißt schon..." deutete der Tod an und wurde etwas rot unter ihrem Blick.
"Er war okay." antwortete Tina kurz "Aber mich kotzt mein Leben allgemein an."
"Ach so..." sagte der Tod und hatte die Nase schon wieder in den Unterlagen.

"Okay, erst mal die Formalitäten. Du... hast du etwas dagegen, wenn ich dich duze?" fragte er höflich
"Ich ... ähm ... nein, nein schon okay..." antwortete Tina.
"Gut! Also, du heißt Tina Willrich, bist am 22.08.1986 geboren und weder verheiratet noch mit Kindern geschlagen." Bei den beiden letzten Anmerkung bedachte er sie mit einem schelmischen Blick und Tina spürte, wie sie errötete.
"Ja alles korrekt." sagte sie
Er blätterte das Deckblatt um und zückte einen Stift.
"Hmm, Größe?"
"165 Zentimeter"
"Gewicht?"
"55 kg"
Er hob die linke Augenbraue und Tina seufzte.
"Okay 57 kg, zufrieden?!"
"Ist reine Formalität." erwiderte er, konnte sich aber das Grinsen nur schwer verkneifen.
"Augenfarbe?"
"Blau."
"Haarfarbe?"
"Blond."
"Maße?"
"Was?" fragte Tina verblüfft.
"Die Maße." Er hatte den Stift gesenkt und blickte sie an. Sein Ton blieb gelassen.
"80-65-90 oder so." sagte Tina mürrisch.
"Hmm." nickte er ab und schrieb eifrig in seinen Bestellzettel oder was auch immer er da hatte.
"Besonderer Todeswunsch?"
Tina zuckte ein bißchen zusammen.
"Nein, ich denke nicht ... nur schnell sollte es gehen ... und schmerzlos."
"Jaja, das wollen sie alle..." murmelte der Tod und machte ein Kreuz auf dem Blatt Papier.
"Gut," er klappte das Deckblatt wieder herunter "dann wollen wir mal..." er zögerte den Begriff hinaus, seine linke Hand machte eine leere Bewegung in der Luft und sein Lächeln verkrampfte sich etwas "...zur Sache kommen."
"Ja." antwortete Tina.

Der Tod stand auf, öffnete sich die Hose, ließ sie mitsamt Boxershorts fallen und setzte sich wieder.
Tina starte ihn verständnislos an und vermied es auf sein Teil zu sehen.
So starrten sie sich eine Weile an, Tina wußte nicht wie sie reagieren sollte und er erwartete eine Reaktion.
"Und?" sagte er schließlich.
"Was?" erwiderte Tina
"Willst du nicht anfangen?" gab er zurück und machte eine einladende Geste.
"Was? Ich soll...?" Tina konnte es nicht aussprechen.
"Ja sicher..." begann der Tod und verstummte.
Plötzlich machte er einen bestürzen Gesicht und raffte eilig die Hosen wieder hoch.
"Verdammt, ich dacht du kennst die Regel!" fuhr er sie wütend an
"Tut mir leid, ich hab die Visitenkarte nur gefunden, ich wollte doch einfach nur sterben und ich..." versuchte sich Tina zu verteidigen und begann zu schniefen. Sie war doch schon so kurz vor dem Ziel!
"Okay, schon gut, beruhigen wir uns erst mal. Verdammtes Malheur, ich muß besser auf die Dinger acht geben!" sagte der Tod und setzte sich wieder.
"Also die Regel..." begann er und Tina nickte schniefen. Er warf ihr einen klagenden Blick zu.
"Könntest du damit aufhören, das zieht mich runter!" fragte der Tod und holt ein Röhrchen Pillen aus der Tasche.
"Okay." schniefte Tina, schnaubte sich aus und warf ihm einen verwunderten Blick zu, als er zwei Pillen auf die Hand schüttete und trocken schluckte.
"Antidepressiva." meinte er lakonisch "Du weißt ja nicht, wie beschissen der Job manchmal sein kann..."
Tina nickte automatisch, natürlich wußte sie es nicht.
"Also die Regel ist sehr einfach und besagt nur ein," sagte er nachdem die Pillen verschwunden waren und sie sich beide etwas beruhigt hatten."du geht’s, wenn ich komme, okay?"
"Okay." meinte Tina und schniefte noch ein letzte Mal.
Der Tod sah auf die Uhr und sprang erschrocken auf.
"Verdammt, ich bin schon 5 Minuten zu spät dran."
"Aber..." begann Tina bestürzt "Was ist jetzt mit mir?" als er an ihr vorbei eilte, den Mantel vom Haken riß und in der Diele stehen blieb. Er drehte sich um.
"Du hast ja meine Nummer."
Tina nickte stumm.
"Ruf mich an und wir machen einen neuen Termin, okay?"
"Okay." sagte Tina matt. Der Tod öffnete die Tür und blieb an der Schwelle noch einmal stehen.
"Eigentlich bist du ja noch fast zu jung dafür..." sagte er, zögerte kurz und dann:
"Überleg es dir noch einmal..."
Er verstummte, als er sah, daß sie sich ausgezogen hatte, warf dann mit einem Ruck die Tür zu und den Aktenkoffer in die Ecke und murmelte:
"Ach was soll's, der kann auch noch einen Tag länger warten..."