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Autor: Hagalaz

Erstellt am: 20.12.2007

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PIRATEN



Geschrieben von:   Hagalaz


Teil des Episodenwerkes: Join (Oder: Mein Leben, wie ich es sehe)

  - Einleitung
  - Kapitel 1: DER "Goldene Krug"
  - Kapitel 2: DIE SCHERGEN
  - Kapitel 3: KAROLA
  - Kapitel 4: MISCHA
  - Kapitel 5: PIRATEN


Es erschreckte mich, den Laden geschlossen vorzufinden. In all den Jahren hatte ich nicht einmal erlebt, dass mein Vater die Bäckerei nicht geöffnet hatte. Ums Haus herum lief ich zum Hintereingang. Ich stürtzte die TReppe hoch zur Wohnbereich über der Backstube und rief nach meinem Vater. Doch er antwortete nicht. In seinem Schlafzimmer fand ich ihn auch nicht, was mir die Hoffnung gab, dass er nicht krank war. In meinem Zimmer fand ich auf dem Schreibtisch einen kleinen Zettel. Er wäre mir bald nicht aufgefallen, wenn ich meinen heilige Unordnung nicht so gut gekannt hätte.
~ Sohn. Ich muss dringend zur Innung. Pass auf dich auf, bis ich wieder zurück bin.~

Meine Gedanken schwirrten wieder durcheinander. Ich legte mich auf mein Bett und starrte die Decke an, versuchte meine Gedanken zu ordnen, zu ergründen, was bei allen Göttern hier nur los war. Karola hatte mir auch nur ungfähre Andeutungen gemacht. Völlig verwirrt blieb ich liegen und fiel bald in einen kurzen unruhigen Schlaf.

Gedämpft hörte ich ein Hämmern an der Tür zum Laden. Ich glaubte, dass irgendein Kunde Brot kaufen wollte, aber ich dachte nicht daran, mich um diesen zu kümmern. Ich rappelte mich auf und ging in die Stube um mir etwas zu essen zu machen. Erneut wurde gegen die Ladentür gehämmert, doch ich ignorierte es einfach.'Der wird schon irgendwann merken, dass niemand da ist und es aufgeben', dachte ich mir und ass emine Stulle. Nocheinmal hörte ich dieses Hämmern. Ich trank einen Becher Milch. Es wurde still.
Das Zimmer meines Vaters zeigte zur Strasse. Vorsichtig schlich ich zum Fenster und versuchte zu erkennen, wer da unten so energisch gewesen sein könnte. Ich zuckte unwillkürlich zurück, als ich die Schergen sah, die sich nun wieder von unserem Haus entfernten. 'Was wollen die denn von uns?', fragte ich mich. Doch den Gedanken, dass sie nach mir suchen könnten, weil sie mich mal auf dem Übungsplatz gesehen hatten, schob ich beiseite. Erneut lugte ich auf die Strasse und sah gerade noch, wie die Schergen um die nächste Ecke abbogen.
Durch die Backstube verließ ich das Haus wieder. Doch ich ging nicht wieder nach vorne zur Strasse, sondern schlich durch die schmalen Gassen zwischen den Hausern, bis ich ein gutes Stück von meinem Zuhause entfernt war. Im "goldenen Krug" würde ich bestimmt herausfinden können, was bei allen Heiligen in diesem Dorf nur los sein konnte. Ich nutzte nach Möglichkeit nur die engen Hintergassen, um zum Marktplatz zu gelangen. Und wenn ich eine Strsse überqueren musste, bevor ich zwischen dem nächsten Häuserblock Schutz zu finden, vergewisserte ich mich immer erst, ob auch keine Schergen zu sehen waren. Es dauerte zwar lange, so zum Marktplatz zu gelangen, aber das war mir immer noch lieber, als von den Lakaien des Königs einkassiert zu werden.
ZU meiner Überraschung fand ich den Marktplatz wie ausgestorben vor. Es gelang mir völlig unbemerkt in die Kneipe zu gehen, in der nur wenige Menschen waren. Ausser dem Wirt war noch der Bürgermeister und zwei weitere Männer hier. Ich dachte mir, dass ich von der Theke aus bestimmt etwas von dem mitbekommen konnte, was die drei Männer besprachen, also setzte ich mich in die nächste Ecke. Doch zu meiner Enttäuschung sprachen sie fast gar nicht und wenn dann nur in so leisem Flüsterton, dass es mir unmöglich war auch nur ein einziges Wort zu verstehen. Wem konnte ich denn nur vertrauen? Wer konnte mir sagen, was hier passiert war? Da öffnete sich plötzlich die Tür und ich zuckte vor Schreck zusammen. Zu meiner Erleichterung war es Ilka, die Magd des Wirtes, die herein stürmte, als wären die Schergen hinter ihr her.
"Piraten!", rief sie nur und stürtzte dem Wirt in die Arme, wo sie hemmungslos zu weinen anfing. Das also war des Rätsels Lösung. Ich hätte mir beinahe vor die Stirn geschlagen. Das erklärte natürlich, dass man jeden waffenfähigen Mann einzog. Aber was wollte man schon mit einem ungeübten Bäckerlümmel wie mir anfangen. Ich schaute zum Bürgermeister herüber, doch der zeigte ob der Information, die Ilka gerade in den Raum gerufen hatte, nicht die geringste Reaktion. Offensichtlich hatte er bereits davon gewusst. Auch der Wirt schien nicht überrascht. Mir wurde klar, dass nur wenige von dem Überfall wussten und beinahe niemand davon sprach, um nicht darin verwickelt zu werden. Ilka versuchte sich wieder zu beruhigen und stammelte nun, was sie erfahren hatte. "Sie....sie sind in Maisdorf....*schnief*...gelandet und.... und haben es überfallen. Aber sie haben niemanden ermordet. Warum das alles. Ich...*schluchz*..ich verstehe das alles nicht."
Der Wirt streichelte ihr sanft über den Kopf und segte zu ihr:"Überleg doch mal Kleines. Was hätten sie denn davon, die Leute umzubringen. Sie wollen sich doch von ihnen durchfüttern lassen. Das gelingt ihnen nicht, wenn sie die Menschen ermorden oder verstümmeln. Vielleicht bleiben sie ja da, dann brauchen wir uns hier keine weiteren Sorgen zu machen."
Ilka schluchtzte auf. "Meint ihr wirklich, dass wir hier sicher vor ihnen sind?" Mit von Tränen glänzenden Augen schaute sie dem dicken Mann ins Gesicht. "Natürlich!", meinte er nur und drückte ihren Kopf an seine Brust. Doch an seiner Haltung merkte ich, dass er selbst nicht davon überzeugt war.
Dann fasste er sie fest an den Schultern und drückte sie etwas von sich weg. "Du gehst jetzt besser nach Hause und bleibst erst mal eine Weile da. Denn hier wird in den nächsten Tagen eh nicht viel los sein. Also brauche ich dich nicht. Bleib zu Hause. Da bist du auf jeden Fall in Sicherheit." Er bemühte sich zu lächeln, aber seine Mundwinkel zuckten merklich. Doch Ilka schien das mit ihren feuchten Augen nicht zu bemerken. Sie fasste sich wieder ein wenig und verliess die Gaststätte.
Ich stand auf und wollte ebenfalls gehen, als ich vor der Tür brsche Stimmen vernahm. Mit gehetztem Gesichtsausdruck suchte ich nach einer Unterschlupfmöglichkeit. Der Wirt sah mich an und nickte mit dem Kopf in Richtung der Küche. Ich nickte ihm zu und verschwand durch eine Tür neben der Theke.Ich wartete nicht erst darauf zu hören, wer da in die Kneipe kam sondern lief gleich zur Pforte, durch die ich die Küche zur hinteren Gasse verlassen konnte. Ich machte mich sofort wieder auf den Weg, durch die Hinterhofgassen von hier zu verschwinden. Aber wohin sollte ich jetzt nur gehen? Erst jetzt kam mir der Gedanke ebenfalls zur Innung zu gehen, wo ich meinen Vater zu finden hoffte.
Das "Haus der Zünfte" war nicht weit entfernt vom Marktplatz und ich gelangte unbemerkt dahin. Doch als ich um die Ecke eines Hauses zur Innung spähte, bemerkte ich, dass sich eine Truppe auf dem Platz davor postiert hatte.In meinen Gedanken suchte ich nach einer Lösung und erinnerte mich daran, dass mein Vater einmal von einem Geheimgang gesprochen hatte, den nur die höchsten Mitglieder der Zünfte kannten. Er hatte einmal wie beiläufig davon gesprochen und ich hatte dem keine große Bedeutung beigemessen. Jetzt wurde mir bewusst, wie wichtig das war. Nach dem, was er mir damals erzählt hatte, gab es nicht weit von dem Haus, an dem ich stand, einen kleinen Verschlag, der wie eine Notdurfthütte aussah, unter dem ein Tunnel angelegt sein sollte. Ich schlich durch die Hinterhöfe und fand bald eine kleine verwilderte Wiese auf deren Mitte diese kleine Bude stand. Ich bemerkte einen unangenehmen Geruch, der von ihr ausging und war mir sicher, den Eingang zum Geheimweg gefunfen zu haben. Ich öffnete die Tür, die aussah, als würde sie jeden Moment aus den Angeln fallen, aber dennoch sehr stabil war. In dem Verschlag war tatsächlich ein Plumpsklo. Ich schaute durch die Runde Öffnung und erkannte, dass sich der Boden unten in eine Richtung öffnete. Also überwand ich meinen Ekel und rutschte in die Dunkelheit hinab. Zu meinem Erstaunen war der Boden sehr sauber. Das, was man üblicherweise hier hinein schüttete, war zur Seite gewischt worden, so dass der Weg in den Tunnel nicht vor lauter Exkremente rutschig war. Ein wenig tiefer hinein wurde das Licht so schwach, dass ich nicht einmal mehr die Hand vor Augen erkannte und mich an der Wand vorbei tasten musste. Auch sie war wenigstens nicht unangenehm verdreckt, so dass ich ohne weitere Überwindung gut vorran kam.
Am Ende des Tunnels fanden meine Hände eine Leiter an der Wand und ich stieg sie hinauf. Die luke am Ende war jedoch verschlossen, als ich sie hochzudrücken versuchte. Doch ein leichtes Klppern verursachte ich dennoch beim Versuch sie hochzudrücken. kurz darauf hörte ich über mir Schritte, dann ein metallisches Knitschen und auf einmal traf mich helles Licht, als die Luke aufgerissen wurde und ein kräftiger Mann mit einem Bauernspiess über mir stand.
"Pi..-Pi..-Piraten!", stammelte ich und der grobschlächtige Kerl lächelte mich plötzlich an, was mir eine Gänsehaut auf dem Rücken verlieh. "Ist schon gut mein Junge.", seine Stimme war tief und rauh, aber doch irgendwie sanft. "Komm erstmal hoch, dann werden wir mal weiter sehen."
Als ich in den Raum kletterte, sah ich einen Tisch, an dem viele Männer saßen. Unter ihnen erkannte ich auch meinen Vater, der aufsprang und zu mir herüberstürtzte. Mit Tränen in den Augen umarmte er mich, was mich angesichts seiner normalen eher reservierten Art doch überraschte. "Den Göttern sei Dank, dir ist nichts zugestossen, mein Sohn!" Seine Stimme bebte vor Erleichterung und seine Knie schienen merklich zu zittern. "Ich hatte gehofft, dass du dich an den Geheimgang erinnerst, war mir aber nicht so sicher, weil du mir ja nie richtig zuhörst." Er versuchte zu lächeln und ich grinste ihn frech an. "Jetzt konnte ich dich wenigsten auch mal eines besseren belehren, was Paps?" Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Die Spannung war von mir abgefallen und ich fühlte mich in der Gegenwart meines Vaters so sicher, wie nur irgendmöglich.
Doch das Zischen des alten, graubärtigen Mannes am Ende des Tisches ließ mich schnell wieder daran erinnern, in welcher Situation wir uns alle befanden. "Wir wollen doch nicht vergessen, was sich jüngst ereignet hat. Es ist schon viele Jahrzehnte her, dass unsere schöne Insel zuletzt von Piraten heimgesucht wurden. Und damals war eine guter König auf dem Thron, dem allem Heroländer liebend gerne in den Kampf gegen diese Bedrohung gefolgt waren."