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Autor: Hagalaz

Erstellt am: 15.12.2007

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MISCHA



Geschrieben von:   Hagalaz


Teil des Episodenwerkes: Join (Oder: Mein Leben, wie ich es sehe)

  - Einleitung
  - Kapitel 1: DER "Goldene Krug"
  - Kapitel 2: DIE SCHERGEN
  - Kapitel 3: KAROLA
  - Kapitel 4: MISCHA
  - Kapitel 5: PIRATEN


Ich erwachte noch vor dem Morgengrauen. Es brauchte eine kleine Weile, bis ich mich wieder zurechtgefunden hatte. Im diffusen Licht der Sterne, das durch die Fenster hereinfiel, erkannte ich schemenhaft die Umrisse der Gegenstände in der Hütte. Karola war offensichtlich noch nicht zurück gekommen. Ich stand auf, ging zum Tisch und entzündete eine der Kerzen. Was sollte ich jetzt nur tun. Mein ehemaliges Kindermädchen hatte mir eine Menge an Informationen gegeben, doch das half mir nicht wirklich weiter. Was sollte ich denn jetzt nur tun?Ich setzte mich an den Tisch und vergrub mein Gesicht in meine Hände.
Eine ganze Zeit lang saß ich so da, als es plötzlich an der Tür klopfte. Mein Stuhl kippte nach hinten um, als ich erschreckt aufsprang. Karola würde doch nicht klopfen. Wer mochte das wohl sein. Der Kerzenschein verriet jedem, der draussen die Hütte betrachtete, dass sich hier jemand aufhiel. Zögernd ging ich zur Tür. Meine Stimme bebte, als ich fragte, wer da war.
Die vertraute Stimme löste jede Anspannung in mir und ich riß die Tür stürmisch auf. Da stand Mischa, seinen Umhang fest zugezogen und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.
"Was machst du denn hier?", fragte ich meinen Freund.
"Hmh. Das gleiche könnte ich dich auch fragen." In seiner Stimme schwang Misstrauen und er musterte mich mit zusammengekniffenen Augen.
"Komm erstmal rein und setz dich an den Ofen. Du siehst durchgefroren aus." Ich zog ihn in die Hütte und stellte ihm einen Stuhl an den Ofen. Ein kurzer Griff an den Herd verriet mir, dass ich Holz nachlegen musste, wenn der Ofen überhaupt genug Wärme abgeben sollte. Ich ging nach draussen und holte einen Stoß Holzscheite, die an der Hüttenseite aufgestapelt waren. Das Feuer im Ofen war bereits bis auf einen kleinen Gluthaufen zusammen gesunken. Ich stopfte zuerst etwas reisig hinein um eine kleine Flamme zu entfachen, bevor ich die Scheite darüber aufschichtete.. In kurzer Zeit prasselte ruhig wieder ein schönes Feuer und der Ofen strahlte gemütliche Wärme ab.
Ich nahm mir ebenfalls einen Stuhl und setzte mich zu dem großen Mann. "Ich bin hierher gekommen, weil mein Vater mir riet, dass ich Karola besuchen sollte. Im Dorf sind so viele komische Sachen vorgefallen. Nicht zuletzt, dass du gestern nicht zum Übungsplatgz gekommen bist." Meine Stimme überschlug sich fast. "Mein Pa sagte, dass Karola eine Seherin sei und das sie mir helfen könne. Aber bis jetzt hat sie mir nur eine ganze Menge erzählt, was ich noch nicht so richtig verstehe."
Ich schazte auf den Boden und versank in meine Gedanken. Mir wurde langsam wieder bewußt, was die alte Frau mir gestern alles erzählt hatte und mein Hirn schien wieder Karussel zu fahren.
Michas Stimme war ruhiger geworden und beinahe flüsternd sprach er nun mit mir. "Es sind sehr unruhige Zeiten. Vorgestern, nachdem du gerade erst gegangen warst, kamen die Schergen zum Platz. Ich sagte dir doch, dass sie jeden dort wegholten, der gut genug mit einer Waffe umgehen konnte. Zum Glück hatten wir mit unseren Übungen aufgehört, also stand ich noch am Rand und beobachtete, was sich dort abgespielt hat. Sie kamen mit einer großen Schar und nahmen jeden mit, der auch nur eine Waffe in der Hand hatte. Ich zog mich unauffällig zurück und konnte ihnen so entkommen. Was dann mit den anderen passiert ist, kann ich mir schon vorstellen. Sie werden jetzt wohl schon oben auf Heronia sein, um ihre Ausbildung zum Schergen zu beginnen." Das Wort Ausildung spie er geradezu heraus.
Ich starrt ihn mit großen Augen an. "Was willst du denn jetzt machen?"
Nun blickte er mir mit einem freudlosen Lächeln direkt in die Augen. "Was glaubst du denn, warum ich hierher gekommen bin?" Verzweiflung lag in seiner Stimme. Doch bevor ich weitere Fragen stellen konnte, ging die Tür auf und die Hausherrin kam herein. Sie hielt nur einen flüchtigen Moment inne, als sie Mischa sah, und ging dann geradewegs zum Schrank, wo sie ihren Mantel aufhängte. Dann nahm sie den Kessel und setzte Wasser auf. Keiner von uns sprach ein Wort. Die Spannung in mir schien beinahe greifber zu werden. Was geschieht nun? Nervös rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her.
"Setzt euch an den Tisch, Jungs. Der Tee ist gleich fertig. Dann können wir uns in Ruhe unterhalten." Ihre Stimme war ruhig wie immer, aber auf ihrer Stirn zogen sich zwei tiefe Sorgenfalten.
Die Seherin stellte drei Tassen auf den Tisch. Und als das Wasser kochte, streute sie einige getrockneten Blätter hinein.Dann kam sie mit dem Kessel zum Tisch und setzte sich zu uns. zunächst musterte sie uns, als wolle sie in unsere Seele blicken.Mit einem tiefen Seufzer rieb sie sich die Augen, bevor sie zu uns sprach. "Ihr solltet euch auf jeden Fall von allem fern halten, was auch nur im entferntesten mit einer Waffe zu tun hat. Die Schergen nehmen jeden mit zur Hochinsel, der auch nur eine Waffe halten kann. Für dich mein Lieber wird es schwieriger werden." Mit diesen Worten blickte sie Mischa fest an. "Du bist schon zu bekannt in Weindorf. Du kannst nicht länger hier bleiben, ohne dass sie dich auch noch holen. Am besten ist, du gehst erstmal nach Obstdorf. Mehr kann ich dir leider nicht raten."
Mischa schlug die Augen nieder. Ein leises Stöhnen verriet, dass er damit schon gerechnet hatte. Meine Gedanken überschlugen sich noch mehr. Was war nur passiert? Warum diese Aufregung? Doch Karola dachte nicht daran, uns darüber zu berichten. Statt dessen schaute sie nun mich an. "Und du, mein Sohn, gehst erstmal nach hause, bevor dein Vater sich Sorgen macht. Halte dich vom Platz fern. Am besten meidest du jede Menschenmenge." Jetzt lachte sie kurz auf. "Wobei ich nicht glaube, dass du auf Weindorf's Strassen überhaupt noch eine größere Ansammlung finden wirst. Die Strassen sind beinahe wie ausgestorben. Leider kann ich dir nicht raten, was du tun solltest. Ich habe dir gestern bereits erklärt wieso. Aber wenn du Hilfe brauchst, dann komme jederzeit zu mir. Aber jetzt geht. Beide!" Sie stand auf und in ihrer Stimme lag eine Bestimmtheit, die keinen Widerspruch zuließ. Also standen wir beide auf und gingen in Richtung Tür. Wir verabschiedeten uns kurz von der alten Seherin und verlißen die Hütte.

Eine Zeit lang gingen wir gemeinsam aber schweigend durch den Wald in Richtung Werindorf. Als wir am Waldrand ankamen wollte ich geradde zu sprechen beginnen, als Mischa mir direkt ins Wort fiel. "Ich weiß nicht, ob wir uns jemals wiedersehen, Join. Ich weiß nur, dass ich nicht mehr ins Dorf zurückgehe, sondern mich jetzt direkt auf den Weg mache, den Karola mir geraten hat. Denk immer daran, was ich dir beigebracht habe. Es waren zwar scheinbar nur einfache Hieb und Streiche mit dem Schwert, aber wenn du dich konzentrierst und versuchst die einzelnen Bewgungen zu kombinieren, wirst du es mit fast jedem Gegner aufnehmen können, denn du hast etwas in dir, dass dir helfen wird, dich in jeder Lage zu verteidigen. Ich wünsche dir von Herzen, dass du niemal in deine Situation kommen wirst, in der du eine Waffe gebrauchen musst, doch ich befürchte, dass das in der heutigen Zeit nicht m,öglich ist. Leb wohl."
Noch bevor ich ihm antworten konnte, war er bereits im Unterholz ausser Sicht verschwunden. Ich wandte mich um und spähte durch die letzten Bäume auf's Feld, ob dort wieder irgendeine Patroullie war. Als ich niemande sah, Lief ich so schnell ich konnte zum Rand des Dorfes und verschwand zwischen den Häusern. Ich ging Umwege, damit ich in den kleinen Gassen nicht in die Gefahr lief, noch mehr dieser Schergen zu begegnen. Und so gelangte ich bis zum Mittag ungesehen zur Bäckerei meines Vaters.....