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Autor: Hagalaz

Erstellt am: 13.12.2007

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DIE SCHERGEN



Geschrieben von:   Hagalaz


Teil des Episodenwerkes: Join (Oder: Mein Leben, wie ich es sehe)

  - Einleitung
  - Kapitel 1: DER "Goldene Krug"
  - Kapitel 2: DIE SCHERGEN
  - Kapitel 3: KAROLA
  - Kapitel 4: MISCHA
  - Kapitel 5: PIRATEN


Eines Tage, es war bereites im späten Herbst, kam ich zum Übungplatz und war überrascht, Mischa nicht zu finden. Ich stand bei den anderen wenigen Zuschauern und wartete. In der letzten Zeit waren immer weniger Menschen hierher gekommen, doch ich hatte mich nie darum gekümmert, weil mich einzig die Übungen mit Mischa interessierten.
Jetzt aber beobachtete ich sehr aufmerksam, was sich hier tat. Es waren nur noch sehr wenige Zuschauer da, im Gegensatz zum Frühjahr, als ich das erste Mal hierher kam. Und auf dem Platz, übten nur ein paar Kinder mit Holzschwertern. Ich wunderte mich, denn am Vortag waren noch einige junge Männer dagewesen. Jetzt erst fiel mir auf, dass Mischa gestern sehr nervös gewirkt hatte und das Trainig auch vor der Zeit beendete.
Nach einer halben Stunde beschloss ich, dass es wohl keinen Sinn mehr hatte noch länger auf meinen Freund zu warten. Also ging ich in den goldenen Krug. Zu meiner Überraschung war auch hier so gut wie gar nichts los. Der Wirt stand hinter der Theke und pollierte gedankenverloren einen Pokal, obwohl der bereits sauber war, so weit ich das erkennen konnte. Ilka, das Mädel, das die Gäste bewirtete, war gar nicht zu sehen. Und nur in der hintersten dunklen Ecke bemerkte ich eine Gestalt, die dasaß und den ganzen Laden zu beobachten schien. Da ich hier schon öfters mit Mischa ein Glas Wein getrunken hatte, fragte ich den Wirt, ob er meinen Freund an dem Tag schon gesehen hatte, doch der verneinte es. Also verneinte ich auch seine Frage, ob ich etwas trinken wollte und verließ das Lokal wieder.
Ziellos schlenderte ich durch die Strassen. Überall schienen die Leute irgendwie wachsamer zu sein als üblicherweise. Zum ersten Mal in meinem Leben verfluchte ich mein Desinteresse an der Politik meiner Heimat, denn es war selbst für mich offensichtlich, dass sich etwas grundlegendes verändert hatte.
Als ich um die nächste Ecke bog, blieb ich unvermittelt stehen, als ich eine Patrouille der Schergen auf mich zukommen sah, ein Anblick der auch so nah am Platz recht ungewöhnlich war. Doch ausser einem flüchtigen Blick schien ich keine weitere Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Aber nun war ich doch sehr beunruhigt und ging geradewegs nach hause.
Ich fand meinen Vater wie erwartet im Laden, doch die zu vollen Regale machten mich sofort stutzig. Mein Vater bemerkte meine Überraschung. "Ich weiß auch nicht, was hier heute los ist. Gerade mal die Hälfte eines normalen Tages haben wir heute verkauft. Die letzten 2 Stunden ist überhaupt keiner mehr gekommen. Hast du irgendwas mitbekommen?"
Ich wußte ja, dass auch mein Vater nicht sehr viel von den Vorgängen im Dorf mitbekam, denn ausser seine Bäckerei sah er noch nicht mal was vom Viertel. Und da er ein eher verschlossener Mann war, erzählten ihm auch die Kunden nicht allzuviel von dem, was im Dorf so vor sich ging. "Tut mir leid, Papa. Ich habe keine Ahnung, was hier los ist. Auch Mischa hab ich nicht getroffen. Aber unterwegs bin ich einer großen Schar dieser Schergen begenet. Aber was das alles soll? Ich weiß es nicht."
Mein Vater runzelte die Stirn - das machte er immer, wenn er nachgedacht hatte. "Du könntest zu Karola gehen, mein Sohn. Sie war nicht nur einfach dein Kindermädchen, sie ist auch eine Seherin. Wenn dir einer eine Antwort geben kann, dann sie. Geh nur ruhig jetzt noch dahin, denn morgen werde ich dich wohl nicht in der Backstube brauchen. Wir haben ja noch genug Brot von heute." Er lachte verbittert. "Ich hoffe, dass das jetzt nicht zum Dauerzustand wird."

Ich verlies die Bäckerei und gin Richtung Osten durch die Stadt. Karola wohnte in einem kleinen Wald am Fuß der Kalten Berge, die sich am nordöstlichen Ende von Weindorf bis hin zum weit entfernten Ufer hinzogen.Der Wald war nicht weit von den letzten Siedlungen des Dorfes entfernt, aber man musste schon ein gutes Stück über Land laufen.
Ich kam gerade an den letzten Häusern von Weindorf vorbei, als ich schon wieder eine große Schar der Schergen sah, die über die Felder patouillierten. 'Was bei allen Göttern war hier nur los?', dachte ich bei mir. Ich blieb zwichen den Häusern, bis die Schergen ausser Sicht waren, bevor ich mich auf den Weg zum Wald machte. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich hatte Angst. Angst vor der Zukunft, vor dem Ungewissen, was vor mir lag. Ich wusste plötzlich, dass ich nicht in die Foßstapfen meines Vaters treten würde. Aber was würde wohl vor mir liegen? Was würde aus mir werden? Nur die Götter wussten das. Und diese Unwissenheit machte mir riesige Angst....