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Autor: Hagalaz

Erstellt am: 13.12.2007

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DER "Goldene Krug"



Geschrieben von:   Hagalaz


Teil des Episodenwerkes: Join (Oder: Mein Leben, wie ich es sehe)

  - Einleitung
  - Kapitel 1: DER "Goldene Krug"
  - Kapitel 2: DIE SCHERGEN
  - Kapitel 3: KAROLA
  - Kapitel 4: MISCHA
  - Kapitel 5: PIRATEN


"Spucken hätte der Verdammte Berg sollen." Der Bürgermeister grollte mit seiner tiefen Stimme. Er war ein fülliger Mann und trug immer seine dicke goldene Kette, die sein Amt kleidete. Er saß mit seinen Freunden am Stammtisch im "Goldenen Krug". Er hob seinen Pokal und nahm einen großen Schluck Rotwein.
Seine Freunde waren allesamt Geschäftsleute aus dem Dorf. Einer dieser nahm gerade ebenfalls einen Schluck aus seinem Pokal. Er hatte eine eher pipsige Stimme. "Wir können doch eh nichts dran ändern. Warum auch immer. Jetzt sitzt er nun mal auf dem Thron und wir müssen uns irgendwie damit arangieren." - "Ja ja. Das weiß ich auch. Dennoch geht hier alles den Bach runter, seit Maurizius starb. Selbst dieser Wein...." Der Bürgermeister spuckte aus und machte ein angewiedertes Gesicht. "Wir waren berühmt für unseren hervorragenden Wein. Und jetzt dürfen diese Brühe trinken, weil dieser feine Adolfus die besten Weine für sich und seine Schergen beansprucht."
Ein Mann, der sehr bunt gekleidet war, setzte sich zu ihnen. Der Kleidung nach zu urteilen, war er ein Gaukler. "Als ob ihr die einzigen seid, die derartig Tribut an unseren neuen König abtreten dürfen. Er beschlagnahmt nicht nur den besten Wein. Das beste Obst, die besten Brände, das beste Fleisch, die prächtigsten Fische. Jedes Dorf unserer schönen Insel steht im selben Maße unter der Knute des Herrschers. Und wenn sich jemand dagegen auflehnt, sind sehr bald Saschas Schergen da und er findet sich im Bunker wieder. Ich nehme an, Sascha würde auch keinen Halt vor euerem Amt machen. Also würde ich an eurer Stelle sehr vorsichtig sein, was ihr wann sagt. Man kann heutzutage gar nicht vorsichtig genug sein. Erst letzte Woche habe ich gehört, dass Sascha den Bürgermeister von Jagddorf in den Bunker hat sperren lassen."

Ich saß an der Theke und hörte eher unfreiwillig den Ausführungen der Männer am Tisch zu. Aber wenn dass stimmte, was der Gaukler sagte, dann war das schon sehr riskant von den Männern. Immerhin konnte auch ich jedes Wort hören, was die sagten und ich saß nicht gerade direkt neben dem Tisch. ,Spucken hätte der Berg sollen' hatte der Bürgermeister gesagt. Ich wußte nicht, was er damit meinte. Aber die Veränderung, die nach Maurizius' Tod stattgefunden hatte, hatte ich schon von Mischa erklärt bekommen. Während unseren Übungen hatte er immer wieder davon gesprochen, wie toll alles zu der Zeit des alten Königs gewesen sein soll. Ich hatte nicht verstanden, was er meinte, denn ich stellte bis jatzt auch keine Nachteile für meine Person fest. "Kein Wunder," hatte Mischa mir gesagt, "Du bist ja auch wahrhaftig nicht gerade ein bedeutender Mann. Und nach alledem, was du mir von deinem Vater erzählt hast, hat er in seinem Leben ja wohl auch noch keine Heldentaten für sein Königreich errungen." Und obwohl er mich dabei angegrinst hatte, war in mir der sonderbarer Wunsch aufgekommen, ihm so richtig eins auf's Maul zu geben. Er hatte zwar recht, dass mein Vater und natürlich auch ich keine besonders bedeutenden Menschen in Heroland waren, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, so über uns zu reden. Doch er legte mir gleich seine Hand auf die Schulter und meinte: "Aber sei froh darüber. Denn bedeutende Menschen werden entweder in die Reihen von Saschas Schergen gezwungen oder sie landen bald im Bunker, wenn sie überhaupt noch leben. Heutzutage ist es gesünder eher unbedeutend und unbekannt zu sein." - "Aber du bist doch bestimmt nicht unbekannt. Immerhin gibst du hier auf dem Platz den jungen Kerlen Fechtunterricht.", entgegnete ich ihm.
"Und eben das hält mir die Schergen auch vom Hals. Sie kommen immer wieder hier vorbei und beobachten uns. Und wenn sie einen ausmachen, der ganz besonders gut mit einer Waffe umgeht, dann habe ich ihn zum letzten mal gesehen. Man sagt, dass sie oben auf Heronia ein Ausbildungsplatz errichtet haben. Und genau deswegen sitzt Adolfus auch so sicher auf dem Thron. Weil niemand auch nur auf den Gedanken kommen würde, gegen ihn und vor allem gegen Sascha und seinen Schergen oben auf Heronia anzutreten."
Aber vielmehr war aus ihm auch nicht herauszubekommen. Denn er vermied es meist länger über Adolfus und die seinen zu reden, aus Angst, er könnte von irgendeinem Königstreuen belauscht werden.

So verließ ich den Goldenen Krug wieder, denn ich hatte keine Lust mehr, den übellaunigen Männern zuzuhören. Und mir war aufgefallen, dass sich beinahe jeder in der Kneipe über die allgemeine Situation im Land beschwerte. Ausserdem musste ich am nächsten Morgen, wie an jedem Morgen früh aus dem Bett.