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Autor: Anthea

Erstellt am: 02.02.2007

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Filyiana (1)



Geschrieben von:   Anthea


Anmerkungen des Autors:
Ebenfalls sehr alt...



Sie schwebt mitten im Raum, um sie herum ist nur weiches, warmes Licht. Dieses Licht durchdringt alles, füllt sie aus, gibt ihrem dha Frieden. Langsam bildet sich eine Form, das Licht zieht sich zusammen, strebt einem Zentrum zu, bis sich eine Kugel gebildet hat. Ebenmäßiger könnte eine Form nicht sein, dennoch wirkt sie unbeständig, da das Licht zu pulsieren beginnt. Bei jedem Aufleuchten wird es heller, gleißender.
Die Kugel bewegt sich nun und sie mit ihr. Sie folgt dem Licht durch die Unendlichkeit, durch das Dunkel. Plötzlich muß die Dunkelheit Farben weichen. Farben so sanft, daß sie nur einer liebenden Seele entspringen können. Ihre eigene Kugel birst, zerspringt in Myriaden kleinster Teilchen, die wie Glühwürmchen anmuten. Die Funken verschmelzen mit den weichen Pastelltönen des Hintergrundes, bis dieser immer heller wird, durscheinend, den Blick auf ein Gesicht freigibt. Sie kennt dieses Antlitz so gut wie ihr eigenes, dennoch betrachtet sie es auf ein Neues. Weiß-silbrige Strähnen umspielen die Wangen, die deutlich in Spitzen endenden Ohren, die das Wesen als Fey auszeichnen. Nach und nach wird die Sicht deutlicher, läßt die feinen Gesichtszüge des Fey erkennen. In seinen tannengrünen Augen tanzen kleine, hell leuchtende Punkte. Verleihen der Farbe seiner Augen immer neue Nuancen. Ein feines Lächeln umspielt die schön geschnittenen Lippen. Keine Unebenheit verunziert dies Antlitz. Ein letztes Mal flattern seine Lider herab, nur um gleich darauf wieder den Blick in seine Unergründlich tiefen Augen frei zu geben.
Nach diesem letzten Bild wird die Sicht wieder unscharf. Der Schleier aus sanften Farben legt sich über ihre Wahrnehmung. Die winzigen, hell strahlenden Pünktchen kehren vom Horizont zurück, vereinigen sich - einem nicht erkennbaren Muster folgend - wieder zu der Kugel aus reinem Licht. Mit dieser Kugel kehrt sie an ihren Ausgangspunkt zurück. Ein letztes Mal umgibt sie die warme Helligkeit, bevor wieder alles im Dunkel versinkt.
Leise seufzend öffnet sie langsam ihre Augen. Eine Hand streicht über das Gesicht, versucht den Schlaf zu vertreiben. Mit einer unbewußten Geste streicht sie ihr Haar hinter die Ohren, entblößt dabei deren deutliche Spitzen. Mit einem weiteren tiefen Seufzen streckt sie ihre Arme und Beine, bevor sie sich von dem weichen Moos erhebt, das für diese Nacht ihr Lager gewesen ist. So leicht und feingliedrig ihr Körper auch sein mag, hinterläßt er doch einen Abdruck im Moos. Von dem Gewicht befreit beginnen sich die winzigen Pflänzchen sofort aufzurichten. Um den Schlaf endgültig zu vertreiben, geht sie mit noch leicht müden Schritten zu der kleinen Quelle, die sie am Abend zuvor entdeckt hat. In einer fließenden Bewegung kniet sie nieder und taucht die Finger in das eiskalte Wasser. Mit einem leisen Quietschen spritzt sie sich das Quellwasser ins Gesicht. Diese unkontrollierten Regung läßt ihre Jugend und ihre unbändige Lebensfreude erkennen. Nachdem sie sich ausreichend erfrischt hat, bleibt sie noch einige Augenblicke bei der kleinen Quelle sitzen und betrachtet sich im kristallklaren Wasser. Plötzlich werden ihre Augen groß vor Überraschung. Ihr Spiegelbild zeigt das gleiche silbrig-weiße Haar, mit dessen Strähnen der Wind sanft spielt; die gleichen grünen Augen, die die Farbe des Waldes haben, und in denen helle, bernsteinfarbene Punkte leuchten. Nur sind ihre Züge eindeutig weiblich, weicher, aber ebenso ebenmäßig.
Erschrocken klatscht sie mir der flachen Hand auf die Wasseroberfläche und das Spiegelbild zerfließt in den Wellen, die sie verursacht hat. Rasch springt sie auf, schnallt sich den Köcher und den Bogen auf den Rücken und verläßt schnellen Schrittes - fast fluchtartig - die Lichtung. Wieso war ihr das nicht früher aufgefallen? Dies war doch nicht der erste Traum, der ihr den Fey zeigte, und doch war diesmal alles klarer gewesen. Sollte er es sein, nach dem ihr Herz ruft, dem ihre rastlose Suche gilt?
Sie braucht diese Frage nicht lange zu erwägen, ihr Herz kennt bereits die Antwort. Ein leichtes, fast schüchternes Lächeln stiehlt sich auf ihre Lippen...so hätte ihre Suche nun wenigstens ein Ziel. Endlich irrt sie nicht mehr ziel- und haltlos durch ihr Leben. Sie hat ein Ziel vor Augen, das es zu verfolgen gilt, mag es noch so lange dauern. Beschwingt schreitet sie aus, läßt sich von einem Gefühl der Gewißheit vorwärts tragen. Wenn es ihr so bestimmt ist, so wird sie ihn finden. Leise stimmt sie ein Lied an, das leicht und fröhlich über ihre Lippen kommt. So schreitet sie frohen Mutes ihrer Zukunft entgegen.