Benutzer
Passwort




Autor: Franklin M. Bekker

Erstellt am: 11.12.2006

Beitrag für Buch vorschlagen

Zufälliger Beitrag



Artikelliste


Direkter Link zum Artikel



Sir Knumpskulls kalte Hand



Geschrieben von:   Franklin M. Bekker


Anmerkungen des Autors:
Counter-Strike in die Turnhallen! Sportpsychologen vor den PC!
(Der Titel steht nochnicht fest.)



Nein er hatte nicht geglaubt, dass man sich gefahrlos erschießen konnte. Der Tot war nur Ausdruck seiner Stummheit. So sind Tänzer eben. Sie müssen alles ausdrücken. Und Tänzer ist er immer gewesen. Immer, musste er tanzen. Früh, hatte er angefangen und lange sich geübt. In seiner kleinen Kammer von der Welt entbunden, zeitlos. Ewig lebte er, beinahe von Luft und Ozon, von Gummibärchen und von Cola. In eine Welt geworfen, die weder Ländergrenzen noch Gesichter kennt. Seine Eltern besaßen einen Druck vom „Mönch am Meer“. Dieses Bild schaute er nie an.
Ach, und dann hatte ihn die Lust gepackt. Die Lust besser zu werden, schneller zu werden, genauer zu werden; Ehrgeiz trieb ihn voran mit allen Martern des Frusts und des Misserfolgs. Flaschen, überall leere Flaschen und Boxershorts, Kekspackungen auf seinem Fußboden, Staub auf den Schränken. Wochenenden in Schlafanzügen und Schweiß. Kalter Schweiß und eine warme Hand führt die Maus, das Männchen in Ego-Perspektive um eine Wand, einen Sprung hinter eine Kiste zurück, ein gezielter Schuss. Den Gegner triffts am Kopf. Er fällt tot um. Blendgranate und rum. Zwei Salven und gut. Die Mitspieler hatten den anderen Flügel des Tunnels übernommen. Die Gegenspieler waren geschlagen. Glücklich. Lucker, Cheater usw.
Frame, Stats, Ping, Bpm? Rede Klartext mit uns! Die Forderungen seiner Eltern, das milde Desinteresse und der Hohn. Seine Tanzschuhe waren hin und er brauchte ein paar neue. Dass er eine weitere Sprache erlernte, sahen sie auch nicht.
Er war eine Eintagsfliege. Seinen Tanz - in der richtigen Welt kann ihn jeder nur einmal tanzen. Die Banner seiner Vortänzer brauchte er dazu nicht mehr. Symbole sind nur Symptome, seinem Tanz nicht genuin. Ihn und seine Vorläufer verband nur die stumme Welt aus der sie sich frei tanzten, einmal, um für immer zu verstummen. Realitätsverlust hatte man ihnen vorgeworfen, dabei brachten sie Realität zu den Menschen. So wie kleine Kinder es tun. Mit einem hilflosen Aufschrei in dem die ganze heimtükische Welt verworfen wird.
Sie fanden, dass er gegessen hatte und getrunken und geatmet. Er hatte Unterhosen getragen und in der Schule einen Rucksack. Er hatte Witze über das 3. Reich gehört und gemacht. Als er kleiner war hatte er Fußball gespielt. Aber seine Eltern waren nicht geschieden und hatten sich immer nur um ihn, ihr einziges Kind, gesorgt. Es schien ihm gut zu gehen in seinem Zimmer. Manchmal schien es ihnen, er tanze dort, tanze sich in Trance. Und sie waren befremdet. Er hatte vieles getan, was alle normalen Menschen tun. Sein Fehler war in einer blinden Welt ein Tänzer zu sein. Nein er hatte nicht geglaubt, dass man sich gefahrlos erschießen konnte. Der Amoklauf war nur Ausdruck seiner Stummheit.