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Autor: Anetreus

Erstellt am: 18.09.2006

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Publikoid extraschlecht ? Director's Cut



Geschrieben von:   Anetreus


Anmerkungen des Autors:
Erste Version Anfang 2004.
Director's Cut Ende 2006.





Der Autor hat folgende Stimmungen f�r sein Werk angegeben:
belustigt



Es war so, dass eine Gruppe bergsteigender Gummibälle auf meinem rechtem Ohr einen Tabakshop errichten wollten. Können Sie sich vorstellen, was für Probleme das machen kann? „Mach sie weg“, sagen Sie? Das habe ich versucht, doch für ein politisches Experiment habe ich mir die Hände an meine Fußflächen kleben lassen und wenn ich den Kopf schüttle, um die Gummibälle loszuwerden, jauchzen und jubeln sie nur. Das wiederum hat die Aufmerksamkeit einer Gruppe von headbangenden Gummienten erregt, Sie wissen schon, diese kleinen Gelben. Die hielten seit einiger Zeit große Reden auf dem Rand meines Fernsehklos*, darum konnte ich auch keine Hilfe rufen. Nun, die Headbanger-Enten kamen also rüber und unterhielten sich mit den Bergsteigerbällen. Schließlich entschieden sie sich neben dem Takakshop ein Mondstudio zu eröffnen. Zwanzig Minuten auf der Mondbank sollten Totenbleiche versprechen und für nur vier Euro zu haben sein. Mir kamen Zweifel in Bezug auf bestimmte EU-Richtlinien, obwohl ich die Lösung noch nicht erörtern konnte, da mein Experiment mit den Händen ja noch nicht abgeschlossen war. So blieb mir nichts anderes übrig, als mir aus einer geplatzten Packung gefrorenem Orangensaft, zwei Wimpern und einem essbaren Taschenrechner ein Telefon zu bauen. Und das nur mit meinen Zähnen, von denen die Hälfte nicht mal anwesend war, denn sie halfen wie so oft meiner Katze Fleischer beim Verprügeln von Mofafahrern. Aber die restliche Belegschaft meines Gebisses schaffte es und ich rief ohne zu zögern meine Geistwerkerin an.
„Dies ist nicht der Anrufbeantworter der Praxis Giovanni. Bitte hinterlassen keine Nachrichten, denn...“
„Aria! Ich bin’s! Ich kann riechen, dass du da bist, nimm ab!“
Fünf Sekunden.
„Blödes Geruchstelefon“, antwortete Arias Stimme. Sie konnte ja nicht wissen, dass ich gar nicht über mein Nasenhandy telefonieren konnte, sondern dieses improvisierte Ding benutzen musste.
„Ein Elektropsychisches Trauma besetzt mich.“
„Ich sagte doch, du sollst die Experimente lassen.“
„Was soll ich tun?“
„Wo sitzt das Trauma?“
„Auf dem rechten Ohr.“
„Dreh dein Gehirn zwei Grad nach Steuerbord.“
Ich tat es. Dann verschlug es mir den Atem.
„Äh, Aria? Ich sehe deine Stimme. Ist das normal? Das, äh, lenkt mich etwas ab. Wenn du verstehst.“
„Hm. Warte mal, ich ziehe meiner Stimme schnell was über.“
Das ist das Problem, wenn man in einer Kultur lebt, wo die Menschen mit nackten Stimmen sprechen. Aber das war nur das kleinere meiner Probleme.
„Da bin ich wieder.“
„Schick.“
„Danke.“
„Und was ist jetzt mit mir passiert?“
„Das liegt an der Quetschung. Das Gehirn ist länger, als breit. Und wenn man es zu drehen beginnt, wird es gequetscht.“
„Und was bringt das?“
„Platz. Den brauchst du, wenn du dir deine Zunge durchs rechte Auge in den Schädel steckst.“
„Und was mache ich dann mit dem Auge?“
„Schlag mit deiner Stirn so lange gegen etwas Hartes, bis das Auge herausfällt. Aber beachte! Halte das linke Auge fest verschlossen, sonst verlierst du beide und könntest meine Stimme nicht mehr sehen.“
„Okay, ich versuchs. Bis gleich.“
Also kniff ich mein linkes Auge zu und schlug mit meiner Stirn auf die Fliesen meines Badezimmers. Immer und immer wieder und ich befürchtete schon, es würde nicht funktionieren, als endlich ein leises Schmatzen in meinem rechten Auge sichtbar wurde. Es löste sich allmählich. Juchu! Ich schlug meinen Kopf eifrig weiter auf die Fliesen, als ich ein Plopp! sah und das Auge herauskullerte. Es zog eine feuchte Spur hinter sich her und blieb dann neben der Klobürste liegen.
„Okay, Aria, das Auge ist raus.“
„Prima. Nun steck dir die Zunge durch die Augenhöhle in den Schädel. Taste dich am Gehirn vorbei und durchs Ohr wieder raus.“
„Lllmmll mlnlll lll lll-lll mlm?“
„Genau. Gib‘s ihnen!“
„Lll-ll!“
„Gern geschehen, bis dann.“
Ich legte auf und meine Zunge näherte sich lautlos einem Bergsteigergummiball von hinten und stieß ihn kräftig ins Hinterteil. Wütend für der Ball herum, doch meine Zunge hatte sich schnell wieder zurückgezogen. Stattdessen erblickte der Ball eine der kleinen gelben Headbanger-Enten. Er sprang sie zornig an und eine wilde Schlägerei begann. Bälle und Enten prügelten sich, das noch im Bau befindliche Mondstudio und der Tabakshop explodierten. Die Druckwelle schleuderte die Ohrbesetzer fort und so wurde ich auf spektakuläre Weise befreit. Meine Zunge kehrte siegreich zurück und durchschritt selbstbewusst die Reihen der applaudierenden Zähne. Mein Gehirn drehte ich zurück, doch mein rechtes Auge musste ich für die Dauer meiner politischen Aktivitäten erst mal neben der Klobürste liegen lassen – doch ich behielt es im Auge.

Was lernen wir daraus: Wenn Sie unter Elektropsychose** leiden, sollten Sie sich nicht die Hände unter die Füße kleben – die Welt könnte viel besser sein, wenn die Leute das endlich mal kapieren würden.

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*) Fernsehklo: Da die Qualität das Fernsehprogrammes sich auf fäkaloidem Niveau bewegt und die meisten Leute nur Scheiße labern, habe ich mein Klo teilweise umfunktioniert, um Fernseher und Telefon zu sparen (die GEZ rätselt noch, ob ich dafür Gebühren zahlen muss)

**) Elektropsychose, abkürzend für Elektromagnetische Transpersonal-Psychose, eine wenig erforschte Geisteskrankheit, deren Erreger über Bildschirmbuchstaben übertragen werden. Infizierte Texte sind als solche meist nicht zu erkennen, obwohl ihr Inhalt im fortgeschrittenem Stadium auffällig sinnfrei sein kann.