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Autor: Anetreus

Erstellt am: 02.08.2006

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Kapitel 5



Geschrieben von:   Anetreus


Teil des Episodenwerkes: Die Gnobbls

  - Einleitung
  - Kapitel 1: Kapitel 1
  - Kapitel 2: Kapitel 2
  - Kapitel 3: Kapitel 3
  - Kapitel 4: Kapitel 4
  - Kapitel 5: Kapitel 5
  - Kapitel 6: Kapitel 6
  - Kapitel 7: Kapitel 7


Später in der Kantine, wo sich Snip und Guckie nach ihrem Erlebnis erstmal eine ordentliche Mahlzeit zu sich nahmen, überlegten sie, wer dahinter stecken könnte. Aber ihnen viel nicht einmal ein Grund ein, warum jemand so einen Aufwand betreiben sollte, sich uralte Technologie anzusehen.
Als sie sich dann übers Essen hermachten wurden sie wieder unterbrochen. Professor Akkuku von Draht betrat die Kantine. Guckie versuchte seinen Kopf so über seinen Essensteller zu drehen, dass man ihn nicht erkennen konnte. Aber der Professor hatte ihn schon entdeckt und kam zu ihrem Tisch. Er war braun gebrannt und hatte Gnobbl untypische schwarze Haare. Natürlich kursierten durch den Campus einige Gerüchte, dass sie gefärbt wären. Andere behaupteten er würde sie nie Waschen und das Schwarz käme von einer Zentimeter dicken Russchicht, der von explodierten Experimenten stammt. Allerdings fand sich kein Beweis für beide Theorien.
„Ah, Irresocke ich habe sie heute in meiner Vorlesung vermisst.“ strahlte Akkuku.
„Äh, ja wissen Sie ich bin zum technischen Assistenten von Doktor Professor Flitzgewinde ernannt worden. Und deshalb habe ich sehr wenig Zeit und könnten wir das Referat vielleicht verschieben.“ wand sich Guckie unter dem fragenden Blick des Dozenten.
Snip hatte gerade den Mund voll und starrte nur gerade aus.
Von Draht lächelte: „Aber Herr Irresocke! Das Referrat habe ich bereits vor zwei Jahren an Sie Verteilt. Sie werden mir doch wenigstens eine Gliederung zukommen lassen können. Außerdem glaube ich nicht das Ihre Dienste bei meinem Kollegen so viel Zeit in Anspruch nehmen.“
Flitzgewinde beschäftigte sich inzwischen so lange mit seiner Mahlzeit, dass er nur noch am Löffel lutschte. Akkuku von Draht war ein Mitglied im Gremium für Forschungsgelder und Finanzen was ihn so angenehm machte wie eine aufgespannte trotzlonische Wurmfalle.
„Äh, ja, natürlich, äh, also, sie kriegen sie dann... bald.“ stotterte der Student.
Der Professor verabschiedete sich. Und Irresocke starrte Flitzgewinde an der durch ihn durch starrte.
„Hat er mich bemerkt ?“ fragte Snip der immer noch seinen Löffel im Mund hatte.
„Äh, nein er hat nur mich angesehen.“
„Ich wusste gar nicht dass du mein persönlicher Assistent bist.“
„Noch nicht, erst muss ich die Gliederrung für mein Refferrat machen.“
Die beiden sahen sich an, als wären sie gerade einem großem Raubtier entkommen, nur das einer von beiden bemerkte, dass es noch nicht weg war.
„Entschuldigen Sie mich“ sagte Irresocke und stopfte sich noch etwas Essen in den Mund. „Ich muss nach Hause. Wenn mir etwas zu der Sache einfällt, sag ich Ihnen Bescheid.“

Auf dem Weg von der Kantine ins Wunderwohn-Hyperhabitat nahm Snip einige Umwege, um so dem größten Teil seiner Kollegen auszuweichen und unentdeckt seine Wohnung zu erreichen. Er würde seine Wunderwohnung im Hyperhabitat vermissen, denn wenn er keine vernünftige Erfindung machte, würde er auch dieses Privileg verlieren.
Doch irgendwo zwischen den riesigen, blubbernden Rohren des Alphaquarium und den dunklen, windigen Gängen der Nullnekrotechnologischen Fakultät verlief sich Snip.
'Beim Gigagroßen Alleserfinder', dachte er, 'wo bin ich hier bloß gelandet?'
Dann hörte er Stimmen - eine davon war ihm sogar vertraut. War das nicht Plia Kupferschräubchen? Snip bog in den Gang, aus dem er die Stimme zu vernehmen glaubte. Er passierte ein paar in die Wand eingelassene Alkoven, in denen ab und zu uralte Roboter standen, die nur noch von Rost und Spinnenweben zusammengehalten wurden. Snip schlich von Alkoven zu Alkoven und entdeckte schließlich zwei Gestalten. Eine davon war Doktor Plia Kupferschräubchen. Sie stand vor dem übernächsten leeren Alkoven, in welchem sich eine große dunkle Gestalt versteckt hielt. Sie sprachen leise miteinander und Snip konnte nur Wortbruchstücke hören. Es war Zeit, eine Erfindung einzusetzen. Snip holte aus einer seiner vielen Taschen seine allerälteste Erfindung überhaupt heraus: Den Schallkonzentrator. Er hatte ihn eine Woche nach seiner Geburt erfunden. Es handelte sich um einen ebenso einfaches, wie effizientes Design: Ein Bogen aus papierdünnem Kunststoff, den man zu einem Trichter zusammenrollen konnte. Hielt man ihn vor den Mund, konnte man die Lautstärke seiner Stimme signifikant steigern, was Snip damals geholfen hatte, sein Unwohlsein noch lauter zu bekunden, als es Babys sowieso schon können. Genialerweise konnte man diese Erfindung aber auch vollkommen umfunktionieren, um die Wahrnehmungsschelle des Ohrs anzuheben. Im Prinzip waren es also zwei Erfindungen. Snip hielt sich den Trichter mit dem kleinen Ende ans Ohr und richtete das große Ende auf Plia und ihren geheimnisvollen Gesprächspartner aus.
Nun klangen die Stimmen deutlich genug, dass Snip die Worte verstehen konnte.
„... reichen etwa nicht?“ fragte Doktor Plia Kupferschräubchen gerade.
Eine fremde Stimme antwortete. Sie klang sehr tief und leise – bestimmt kein Gnobbl.
„So einen verrückten Plan habe ich noch nie gesehen. Wir könnt ihr bloß danach bauen?“
„Nun, ich kann durchaus nachvollziehen, dass Sie Probleme haben, komplexe Konstruktionspläne des fortschrittlichsten Volkes der Galaxis zu lesen“, antwortete Plia hörbar beleidigt.
„Wir wollen das Herzstück“, forderte der Fremde. „Den Rest können wir nachbauen.“
„Was, etwa das komplette Herzstück?!“ rief Plia ungläubig aus.
„Natürlich das komplette! Ihr braucht es doch wohl nicht mehr.“
„Wie soll ich das da raus bekommen?“ fragte Plia.
„Das sollte für eine Akademikerin des fortschrittlichsten Volkes der Galaxis wohl kaum ein Problem sein. Ansonsten suchen wir uns einen anderen Geschäftspartner.“
„Na gut“, antwortete Plia zerknirscht. „Und nun verschwinden Sie.“
„Viel Erfolg“, sagte der Fremde und schlich durch die Schatten davon.
Plia wandte sich in die Richtung, in der sich Snip versteckte und trippelte los. Snip geriet in Panik. Jetzt, wo sie in seine Richtung sah, würde sie ihn entdecken, wenn er den Gang zurücklief. Wenn er aber im Alkoven blieb, würde sie ihn entdecken, wenn sie vorbeikam. Snip drückte sich noch weiter in den Alkoven und dachte fieberhaft nach. Zu dumm, dass hier keine Roboter in den Alkoven standen, hinter denen man sich hätte verstecken können. Plia war nur noch fünf Meter entfernt. Hastig kramte Snip in seinen Taschen, bis er etwas fand, das ihm helfen könnte: Der Staubmagnet! Schnell schaltete er ihn ein, kniff die Augen zusammen und hielt die Luft an. In zwei Meter Umkreis geriet plötzlich jedes Staubkörnchen in Bewegung, und davon gab es hier eine ganze Menge. Eine graue Wolke zog sich um Snip zusammen und bedeckte ihn von Kopf bis Fuß mit einer dicken Staubschicht. Snip hörte Plias Schritte näher kommen. Er biss die Zähne festaufeinander, denn in seiner Nase und in seinen Ohren entstand ein heftiger Juckreiz. Bloß nicht niesen! Plia war nun auf gleicher Höhe. Sie blieb stehen. Snip hielt still. 'Ich bin eine Statue', sagte er sich. 'Ich bin eine reglose Statue!'
Plia murmelte etwas und ging endlich weiter. Snip hielt weiterhin die Luft an. Die Schritte wurden leiser. Das Jucken wurde immer stärker. Die Schritte waren fast nicht mehr zu hören. Snip bekam Tränen in den Augen. War Plia nun weit genug entfernt? Das war Snip nun auch egal. Er schaltete den Staubmagneten ab, riß den Mund auf, atmete ein und nieste so gewaltig, das eine neue Staubwolke entstand. Dann nieste er nochmal. Und nochmal. Dabei pulte er sich in den Ohren, rieb sich die Augen und spuckte Staub aus. Als seine Augen, Ohren, Nase und Mund einigermaßen staubfrei waren, schüttelte er Ärmel und Hosenbeine aus und machte sich auf den Weg ins Hyperhabitat.
Er brauchte dringend eine Dusche.