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Autor: Anetreus

Erstellt am: 27.07.2006

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Kapitel 4



Geschrieben von:   Anetreus


Teil des Episodenwerkes: Die Gnobbls

  - Einleitung
  - Kapitel 1: Kapitel 1
  - Kapitel 2: Kapitel 2
  - Kapitel 3: Kapitel 3
  - Kapitel 4: Kapitel 4
  - Kapitel 5: Kapitel 5
  - Kapitel 6: Kapitel 6
  - Kapitel 7: Kapitel 7


Die äußerst großen Gebäude der Akademie für gigagewaltige Technotronologie ließen es kaum zu zu Fuß in ihnen unterwegs zu sein. Was die Einrichtung zur Verfügung stellte waren Transportstühle die durch die Gänge schwebten aber nicht sehr schnell waren. Die Studenten wurden deshalb gleich dazu angehalten ein alternatives Bewegungsmittel zu erfinden mit dem sie sich durch die Gänge der einzelnen Universitätsgebäude bewegen konnten. Später musste man Einschränkungen bei der Größe dieser Hilfsmittel vornehmen, da es zu enormen Parkplatzproblemen vor den Hörsälen kam. Die beliebtesten Fortbewegungsmittel waren Sprungstiefel die den Benutzer durch die Luft katapultierten, Helikopter Tornister die man auf dem Rücken trug und modifizierte Varianten der schwebenden Sitze die schneller flogen. Nach einigen Unfällen wurde auch Wert darauf gelegt das die Erfindungen durch keine leicht entflammbaren Mittel betrieben wurden.
Guckie hatte sich kein solches Gerät gebaut. Er fand die sitze die durch die Gänge tuckerten völlig aussreichend.
Snip besaß ein Gefährt, das man mit Muskelkaft betreiben musste. Er nannte es „Zweirädriges mit einer Kette verbundenes Tretgerät“. Dieses Konnte man durch geringe Modifikation für zwei Fahrer aufrüsten. Etwas wakelig war es schon aber nach kurzer Zeit kamen sie recht Gut voran.
Während sie fuhren tauchte Vovo Mikrokurz neben ihnen auf seine Schuhe waren mit Flügeln ausgestattet die beharrlich flatterten. Guckie kannte ihn nur beiläufig sie hatten einige Vorlesungen zusammen. Vovos grüne kurze Haare zitterten im Fahrtwind.
„Hallo, Doktor Professor Flitzgewinde ! Hallo Guckie !“
„Hallo Vovo.“ meinte Guckie ohne ihn anzusehen während er in die Pedale trat.
„Professor Akkuku von Draht hat dich heute in der Vorlesung gesucht er hat gemeint du wärst mit einem Pflichtrefferat dran.“
Guckies Kopf sank tiefer.
„Und du sollst dich wenn möglich bei ihm melden um ihm eine erste Version vorzustellen.“
„Hat er auch gesagt bis wann ich das machen soll ?“
„Ich glaube in drei Tagen oder so.“
Irresockes Verstand rannte Panisch durch sein Gehirn während er von einem großen hässlichen Monster namens „Schlechtes Gewissen“ verfolgt wurde.
„Danke für die Information.“
„Keine Ursache, ist ja eh kein Problem für dich.“ meinte Vovo mit einem Augenzwinkern und schwirrte ab.
Etwas später erreichten sie Snips Labor.
Snip und Guckie sahen sich die Erfindungen an, die Snip bisher entwickelt hat.
„Der akustronische Sprech-Hör-Kombinator. Unwichtig, da wir bereits alle ein GigagnobbKomm in unseren Köpfen haben“, erklärt Snip und geht weiter. Er zeigte auf einen Schirm mit Griff.
„Der hydrotronische Wassertropfen-Deflektor. Nutzlos, da es dank Wetterkontrollen nicht mehr regnet.“
Er zeigte auf ein spinnenartiges Gestell, dass einen Löffel hält.
„Der vollautomatische Suppenumrührkühler. Ebenfalls redundant, da heutzutage jeder Teller eine integrierte Temperaturreglung besitzt.“
Es ging eine Weile so weiter.
„Sie haben wirklich eine Menge Erfindungen gemacht, Prof“, sagte Guckie schließlich.
„Erfinden ist meine Leidenschaft, seit meiner Kindheit“, sagte Snip.
Guckie seufzte. Sein eigenes Lebenswerk bestand bisher nur aus zwei Strichen auf einem Konstruktionsplan.
„Zumindest haben Sie die Gabe, etwas zu Ende zu bauen.“
„Tja, aber wie baue ich etwas Neues?“ überlegte Snip. „Etwas, dass ein Problem löst, für das es noch keine Erfindung gibt?“
„Wie wäre es, wenn wir uns zunächst ein paar alte Erfindungen ansehen?“ schlug Guckie vor. „Vielleicht inspiriert Sie das.“
„Warum nicht“, sagte Snip.
Sie verließen das Labor und folgten dem breiten Verbindungsgang, bis sie an eine große Tür mit der Aufschrift „Lager“ kam. An dieser Stelle sollte vielleicht etwas über eine der Besonderheiten der Akademie für Gigantologische Technotronologien erwähnt werden. Obwohl Snip und Guckie nur durch die Tür treten brauchen, um den Lagerkomplex der Akademie zu erreichen, ist das Lager jedoch fast fünfhundert Kilometer entfernt. Der Trick ist, dass die Tür in Wirklichkeit ein Transportportal ist. Die Tür im Laborkomplex und die Tür im Lagerkomplexes sind über eine Portaltechnologie miteinander verbunden, aber so geschickt, dass derjenige, der die Tür durchschreitet, das Gefühl hat, die andere Seite der Tür wäre tatsächlich gleich neben an. Auf diese Art sind viele Gebäude der Akademie miteinander verbunden, obwohl sie sich über die ganze Welt verteilen.
Die Empfangshalle des Lagers war ein gewaltiger Zylinder mit einem Durchmesser von zweihundert Metern. An der Wand waren Rillen zu erkennen, die in einer engen Spirale um den gesamten Umfang liefen. Im Mittelpunkt des Hallenbodens befand sich ein kleines siebenseitiges Gebäude, mit sieben Türen und durch eine dieser Türen traten Snip und Guckie.
„Hui“, sagte Snip mit hallender Stimme. „Immer wieder beeindruckend, wie groß das ist.“
Das Türgebäude war von einem Kraftfeld umgeben, dessen quadratische Maschen orange und grün in der Luft flimmerten, wie ein Gitter aus Licht, und dabei ein leises Summen von sich gab. Die einzige Öffnung wurde durch einen Bogendurchgang aus Kelondriumstahl gebildet, dessen matt gelb glänzende Oberfläche mit dunkelblauen Strichen lackiert war. Auf der anderen Seite dieser Öffnung stand der Empfangsschalter, eine rote Halbkugel mit blaugerahmten kreisrunden Fenstern. Das größte Fenster war dem Durchgang im Kraftfeld zugewandt und dahinter saß Fluppl Lötklekser, der Lagermeister.
Fluppl war als junger Gnobbl aufgefallen, weil er unheimlich gern technische Dinge sammelte, anstatt selbst welche zu erfinden. Seine Wohnung war selbst ein riesiges Lager, zwar nicht besonders gut sortiert, aber immerhin ordentlich genug, dass man über nichts stolperte. Das hatte ausgereicht, um ihn für die Lagerarbeit in der Akademie zu qualifizieren. Bald war er Lagermeister, und da er kein Kontaktfreudiger Gnobbl war (ebenfalls eine gute Vorraussetzung für jemanden, der den ganzen Tag in einem Lager voller alter Dinge hockte, die selten gebraucht wurden), entließ er alle anderen Lagerarbeiter und ersetzte sie durch Roboter. In gewisser Weise hatte er damit das vollautomatische Lager erfunden, obwohl heute immer noch alles so unsortiert war wie damals und die Arbeitsgeschwindigkeit hatte auch nicht zugenommen. Aber das hatte ausgereicht, um die Gunst des Dekans Blozz Fluxverbieger zu erlangen und nun war Fluppl Lötklekser Lagermeister auf Lebenszeit. Ein Herrscher über sein eigenes Reich.
Snip trat an den Schalter.
„Hallo, Meister Lötklekser.“
Bedächtig drehte sich Fluppl Lötklekser auf seinem Gyrodrehstuhl herum, begleitet von einem unregelmäßigen Summen. Sein gewaltiger magentafarbener Bart schaffte es leicht, von seiner Glatze abzulenken. Seine türkisfarbenen Augen waren ziemlich klein, ebenso sein Mund, der selbst beim Sprechen im Bart verborgen blieb. Dafür war die Nase ziemlich groß und gefährlich spitz, wie ein Kegel.
Er starrte die beiden Besucher an.
„Wir möchten uns alte Erfindungen ansehen“, sagte Snip, der Fluppl Lötkleksers Wortkargheit kannte.
Fluppl Lötklekser zog eine Augenbraue hoch.
„Ach so“, sagte Snip, „ähm, vielleicht aus der Zeit des Weißen Mondes.“
Fluppl Lötklekser nickte und drehte sich wieder weg, während sein Gyrostuhl unregelmäßige Summtöne von sich gab.
„Warum die Zeit des Weißen Mondes?“ fragte Guckie.
„Weil damals die gewaltigsten Erfindungen gemacht wurden. Raumschiffe, so groß wie Monde, Tarnvorrichtungen, um ganze Sonnensysteme zu verbergen und so weiter.“
Plötzlich fuhr ein Ruck durch den Boden der Halle und die Wände begannen sich zu drehen, zumindest sah das für Snip und Guckie im ersten Moment so aus. Aber Snip wusste, dass es der Boden war, der sich drehte. Denn die Halle war genaugenommen eine riesige Gewinderöhre (was der Grund für die spiralförmigen Rillen in der Wand war) und noch viel länger, als Snip und Guckie zur Zeit sehen konnten. Der Boden war gar nicht der Boden, sondern ein gigantischer Gewindebolzen, der im Inneren der Gewinderöhre hinauf und hinab fahren konnte, je nachdem, ob er sich linksherum oder rechtsherum drehte.
Während sich der scheinbare Boden in die Tiefe der Röhre drehte und die Halle immer höher wurde, kamen große Tore in Sicht. Durch diese Tore gelangte man zu den einzelnen Lagermodulen, die spiralförmig um die gesamte Röhre herum angeordnet waren. Beim vierten Tor endete die Fahrt. Das Tor war zwölf Meter hoch und fünfzehn Meter breit. Ein lautes metallisches Geräusch hallte durch die Anlage und zwischen den Torhälften erschien ein Spalt, der sich gemächlich vergrößerte. Dahinter kamen die langen Reihen von Lagerhalle Vier zum Vorschein. In unregelmäßigen Abständen leuchteten Lichter verschiedener Größen auf und verursachten merkwürdig geformte Schatten.
Snip und Guckie traten ein. Aus einer Nische gleich hinter dem Tor trat ein großes metallenes Ungetüm auf drei Beinen, mit mächtigen Armen und einem winzigen Kopf.
„Einer von Fluppl Lötkleksers Robotern“, sagte Snip, als er den besorgten Blick Guckies bemerkte. „Sie achten nur darauf, dass man nichts verändert.“
Dann begannen sie ihre Reise durch die Vergangenheit gnobblischer Erfindungskunst.
Allerlei Maschinenteile lagen hier sauber Katalogisiert und aufgereiht. Das erste Sensormodul für die Kontrolle von Schlüsseln. Diese Erfindung machte es damals den Gnobbls möglich ihre Schlüssel auf Knopfdruck zu sich teleportieren zu lassen. So gehörten Verlegte Schlüssel der Vergangenheit an. Was folgte war das Modul zum Wiederfinden der Fernbedingung für das Sensormodul. Am ende dieser fast endlos erscheineden Reihe war schließlich das Herzstück des Allesfinders eine hundert Meter durchmessende Kugel. Senkrecht eingeordnet war der ein Kilometer aufragende nanoquorxische Vergrößerungskörper für das Mikroskop zur Entdeckung wirklich kleiner Dinge. Damit entdeckten die Gnobbls die ersten Fussel auf Atomkernen.
Schließlich standen sie vor einer über zehn Meter hohen Maschine, die ein komplette Regalsektion für sich allein beanspruchte.
„Und das ist eines von neunundneunzig Teilen des Gigagewaltige Expansionators“, sagte Snip. „Damit wurde damals versucht, den eingefangenen Mond unseres künstlichen Planeten zu vergößern.“
„Hier ist offenbar jemand vor uns gewesen“, stellte Guckie fest und kniete neben einer der riesigen Stützen des Moduls.“
„Hm?“ machte Snip und sah sich die Stelle ebenfalls an.
„Hier ist der Staub weggewischt worden.“ Guckie stand auf und untersuchte die Maschine genauer. „Und dort, bei der anderen Stütze auch. Und hier, an der Instrumententafel.“
„Vielleicht noch jemand, der sich alte Technologie ansehen wollte“, meinte Snip.
„Hm, sehen Sie die Schrauben hier, Prof?“ fragte Guckie. „Die Kerben glänzen frisch metallisch, als ob sie jemand vor kurzem gelöst und wieder angezogen hätte.“ Er zog einen Schraubenzieher hervor und wollte ihn ansetzen.
„Nicht!“ rief Snip und deutete auf den Roboter. „Es ist nicht erlaubt, Dinge auseinander zu nehmen.“
„Aber jemand hat es getan.“
„Dann muss derjenige eine Sondererlaubnis von Fluppl Lötklekser gehabt haben.“

Als sie später wieder am Schalter von Lagermeister Fluppl Lötklekser standen, ging Snip der Sache nach.
„Meister Lötklekser, darf ich fragen, wer vor uns das Expansionator-Modul in Halle Vier besichtigt hat?“
Fluppl Lötklekser zog eine Augenbraue hoch.
„Ich frage, weil sich dort Spuren befinden und es ist sogar die Amaturenplatte geöffnet worden.“
Fluppl Lötkleksers Augen weiteten sich. Seine Nasenflügel bebten. Der Lagermeister erhob sich aus seinem Sessel.
„Das ist kein gutes Zeichen, oder?“ fragte Guckie leise.
Snip schüttelte den Kopf.
Die Fenster des Schalters wurden verschlossen, der Kraftfelddurchgang wurde durch ein separates Kraftfeld versperrt. Die Tür des Schalters öffnete sich und Fluppl Lötklekser trat heraus. Snip machte große Augen. Er hatte noch nie erlebt, dass Fluppl Lötklekser sein Büro in Gegenwart anderer Gnobbls verließ.
Fluppl Lötklekser deutete auf die noch immer geöffnete Halle Vier. Snip und Guckie sahen sich kurz an und gingen dann vorraus.
An der besagten Maschine angekommen folgte eine kurze Untersuchung durch Fluppl Lötklekser. Er schüttelte schließlich den Kopf.
„Da hat wohl jemand Ihre Roboter ausgetrickst“, sagte Guckie.
Fluppl Lötklekser nickte grimmig.