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Autor: Anetreus

Erstellt am: 19.07.2006

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Kapitel 3



Geschrieben von:   Anetreus


Teil des Episodenwerkes: Die Gnobbls

  - Einleitung
  - Kapitel 1: Kapitel 1
  - Kapitel 2: Kapitel 2
  - Kapitel 3: Kapitel 3
  - Kapitel 4: Kapitel 4
  - Kapitel 5: Kapitel 5
  - Kapitel 6: Kapitel 6
  - Kapitel 7: Kapitel 7


Ein neuer Tag begann auch für Professor Doktor Snip Flitzgewinde. Ein neuer Tag mit einer gänzlich neuen Erfahrung: Niedergeschlagenheit. Zum ersten Mal in seinem Leben musste sich Snip der Realität stellen. Seine unbekümmerte Tüftelei, der er sonst sorglos nachgegangen war, hatte ein Ende. Wenn seine nächste Erfindung nicht ein Erfolg wurde, wäre es aus.
Snip stand pünktlich um 7:00 am Podest im Vorlesungssaal D-45-Grün. Es war noch nicht das Schlimmste, dass nur ein einziger Student in den weiten, ansonsten leeren Reihen saß. Das Schlimmste war, dass Snip erst jetzt merkte, dass es schon seit Jahren so gewesen war.
Niedergeschmettert ließ er sich auf den Stuhl plumpsen. Sein Kopf sackte vornüber auf den Tisch und landete mit Stirn auf der Platte.
Guckie schaute erstaunt auf den Professor nieder. Er war gekommen, weil Professor Snip Flitzgewinde einige Vorzüge gegenüber den anderen Dozenten hatte. Erstens war noch nie jemand durch seine Prüfungen gefallen. Guckie verstand nicht, warum die anderen Studenten die viel schwereren Vorlesungen besuchten, wo man bei Professor Flitzgewinde doch für den geringsten Aufwand die besten Noten bekam. Nun, vielleicht lag das daran, dass Flitzgewinde-Noten stark an Wert verloren hatten. Der zweite Vorzug war, dass Professor Flitzgewinde keinen Wert darauf legte, eine Autoritätsperson zu sein. Er bestand z.B. nicht darauf, mit „Herr Professor Doktor“ angesprochen zu werden. Der dritte Vorzug war, dass Flitzgewindes Vorlesungen immer so etwas Unbeschwertes hatten, als ob es da draußen in der Welt keine anderen Probleme gab.
Doch heute schien dieser letzte Vorzug verschwunden zu sein. Es sah ganz so aus, als hätte die Realität Zugang zu Professor Flitzgewinde gefunden. Guckie stand seufzend auf, ging die lange Treppe zwischen den Sitzreihen hinunter und stellte sich neben das Pult.
„Professor?“
Der marineblaue Schopf des Dozenten, der heute sorgfältig nach oben gerichtet war, wackelte etwas.
„Bin kein Professor“, klang es dumpf.
„Aber klar sind Sie das. Ihre Vorlesungen sind einfach die besten, ehrlich“, sprach Guckie unbeholfen.
„Jedenfalls nicht mehr lange“, gab Snip leise von sich.
„Nicht mehr lange was?“
„Meine Tage als Professor sind gezählt.“
„Was?! Aber was wird...“, begann Guckie. Fast hätte er gesagt 'aus meiner einzigen guten Note', aber dann setzte er fort: „...aus Ihren genialen Vorlesungen und Experimenten?“
Der Schopf wackelte wieder.
„Wenn ich nichts Nützliches erfinde, ist's aus damit. Und ich werde nichts Nützliches erfinden. Ich bin so dumm.“ Snip sah sich selbst schon auf der Straße. Seine einzigen Studenten würden dann die Spinnenratten in den Abwasserkanälen sein.
Guckie starrte finster auf Snip herab. So ging das ja nicht, dachte er.
„Hören Sie mal, Professor -“
„Nenn mich Snip.“
„Okay, Snip. Sperren Sie mal die Lauscher auf.“
Bei diesem völlig ungewohnten Klang hob Snip den Kopf und starrte Guckie irritiert an.
„Lassen Sie sich so leicht in den Allerwertesten treten?“ fragte Guckie.
„Aber -“
„Versuchen Sie es doch wenigstens“, sagte Guckie. Und bevor er zur Vernunft kam, fielen ihm die nächsten Worte über die Lippen. „Ich helfe Ihnen auch dabei.“
Snip bekam etwas von seiner früheren Begeisterung zurück und richtete sich auf.
„Na gut. Versuchen wirs.“