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Autor: Anetreus

Erstellt am: 12.07.2006

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Kapitel 1



Geschrieben von:   Anetreus


Teil des Episodenwerkes: Die Gnobbls

  - Einleitung
  - Kapitel 1: Kapitel 1
  - Kapitel 2: Kapitel 2
  - Kapitel 3: Kapitel 3
  - Kapitel 4: Kapitel 4
  - Kapitel 5: Kapitel 5
  - Kapitel 6: Kapitel 6
  - Kapitel 7: Kapitel 7




Der Autor hat folgende Stimmungen f�r sein Werk angegeben:
gespannt
belustigt



Professor Doktor Snip Flitzgewinde erfand, forschte und entdeckte zwar ebenfalls, aber die anderen Gnobbl-Forscher würden sich eher die Zunge abbeißen, als seine Tätigkeit Erfinden, Forschen und Entdecken zu nennen. Seine Titel hatte Snip nur erhalten, weil damals sein Großonkel Tnops Bolzenflicker Dekan gewesen war. Dekan Tnops Bolzenflicker als gutmütig und senil zu bezeichnen, wäre noch untertrieben ausgedrückt. Snip hatte das Glück einer der Lieblinge von Tnops Bolzenflicker zu sein, und als die Vorführung seiner Doktorarbeit das Gebäude der Fakultät für Theta-Textil-Technotronologie in den Ultra-Raum gesprengt hatte, hatte das zwar keinerlei wissenschaftliche Aussagekraft, doch Dekan Tnops Bolzenflicker fand das so lustig (vor allem, weil er die mathematischen Mode-Vorschriften der Theta-Textil-Technotronologen hasste wie die Pest), dass er Snip den Doktortitel anerkannte. Den Professortitel erlange er auf ähnliche Weise.
Doch Tnops Bolzenflicker war heute nicht mehr Dekan der Akademie für Gigagewaltige Technotronologie. Die Zeiten waren für Professor Doktor Snip Flitzgewinde entschieden schwerer geworden.
Doktor Plia Kupferschräubchen betrat das Labor von Snip. Sie hatte den typischen Körperbau eines Gnobbls. Etwa Neunzig Zentimeter groß, wobei der Kopf fast ein Drittel des Körpers ausmachte. Außerdem die großen Augen und kleine Nase, wie sie für weibliche Gnobbls typisch ist. Ihr hellgrünes Haar mit den orangefarbenen Strähnchen hatte sie zu fünf kurzen Zöpfchen gebunden, die nach links, rechts, oben, hinten und vorn abstanden. Mit den für Gnobbls typischen kleinen schnellen Schritten (wegen der kurzen Beine) durchquerte sie das Labor.
„Guten Tag, Herr Professor Flitzgewinde“, rief sie. Den Sarkasmus in ihrer Stimme bemerkte Snip gar nicht. Vermutlich deshalb, weil er sich ein merkwürdiges Ding ans Ohr presste und angestrengt lauschte. Sein marineblaues Haar war stellenweise verschmort und stand in der Richtung vom Kopf ab, in die sich die letzte Explosion ausgebreitet hatte.
„Psssst!“ machte er.
„Herr Professor! Ich habe nicht viel Zeit!“ rief Doktor Kupferschräubchen empört.
Snip blickte auf. Er trug eine spezialspektromatische Brille, die sein rechtes Auge unnatürlich vergrößerte und sein linkes in gleichem Maße verkleinerte. Sein zur Seite abstehendes Haar wackelte mit jeder Kopfbewegung und Ruß rieselte zu Boden.
„Oh, Sie sind es, Frau Doktor Kupferschräubchen. Was kann ich für Sie tun?“ fragte er, wartete aber nicht auf eine Antwort. „Sehen Sie mal“, rief er und deutete auf das längliche Ding, dass er in seiner kleinen Hand hielt. „Meine neueste Erfindung!“
„Ah ja“, sagte Doktor Kupferschräubchen und dass ihr Lächeln nicht besonders freundlich war, fiel Snip nicht auf. „Faszinieren Sie mich.“
„Gerne!“ rief Snip und hielt das Gerät hoch. „Dies ist ein akustronischer Sprech-Hör-Kombinator!“ Er reichte den akustronischen Sprech-Hör-Kombinator Doktor Kupferschräubchen.
„Das obere Ende enthält ein Schallwellen-Emitter und das untere Ende einen Schallwellen-Kollektor. Klingt verrückt, nicht wahr?“
„Und wie“ sagte Doktor Kupferschräubchen und rollte mit den Augen.
„Halten Sie sich bitte das obere Ende ans Ohr und das untere Ende vor den Mund.“
Misstrauisch betrachtete Doktor Kupferschräubchen den akustronischen Sprech-Hör-Kombinator. Snip achtete nicht weiter auf sie und ging zu einem anderen Arbeitstisch. Er wühlte herum und holte einen zweiten akustronischen Sprech-Hör-Kombinator hervor.
„Sehen Sie die Kabel, die aus beiden Exemplaren herauskommen?“ fragte er. „Die laufen in der Vermittlotronik-Box zusammen. Und jetzt passen Sie gut auf!“
Snip betätigte eine Taste und plötzlich fuhr eine Wand aus dem Boden zwischen den beiden Gnobbls und trennte das Labor in zwei Hälften.
„Professor?“ fragte Doktor Kupferschräubchen.
„Hallo, hallo, hören Sie mich?“ erklang Snips Stimme. Aber sie klang ganz anders, so blechern und wie aus großer Ferne. Doktor Kupferschräubchen brauchte eine Weile, bis sie merkte, dass Snips Stimme aus dem Schallwellen-Emitter des akustronischen Sprech-Hör-Kombinators erklang.
„Professor?“ fragte sie zögernd in das Gerät.
„Doktor!“ ertönte Snips triumphierende Stimme. „Ich präsentiere ihnen den Distanz-Sprech-Hör-Übermittler! Ihre Worte werden in elektrische Signale umgewandelt, durch das Kabel transportiert und bei mir wieder zurück in Schallwellen rekonstruiert. Und umgekehrt läuft es genauso! Na? Ist das nicht gigagewaltig?“
„Professor Snip Flitzgewinde!“
„Ja?“ fragte Snip voller Stolz und Vorfreude des Lobes, das er nun erwartete.
„Sie erstaunen mich! Es ist unglaublich, wie inkompetent ein Gnobbl ihres Ranges ein kann!“
„Aber... aber... aber...“
Doktor Kupferschräubchen ließ den akustronischen Sprech-Hör-Kombinator fallen und aktivierte ihr GigagnobbKomm. Antennen fuhren aus ihren Ohren und sie rief Snips Empfangscode.
Snip ließ enttäuscht seinen akustronischen Sprech-Hör-Kombinator sinken und fuhr seine Antennen ebenfalls aus.
„Ja?“ fragte er über GigagnobbKomm. Man hörte deutlich seine Enttäuschung.
„Wissen Sie eigentlich“, begann Doktor Kupferschräubchen, und man hörte deutlich ihre Befriedigung über Snips Enttäuschung, „dass Ihre Erfindung total redundant ist, angesichts unserer GigagnobbKomm-Technologie?“
„Ähm, ja, das fällt mir jetzt auch gerade auf.“
„Und jetzt fahren Sie die Wand da wieder herunter! Ich will Ihnen in die Augen sehen, wenn ich Sie fertig mache!“
Die Wand senkte sich und gab den Blick auf Snip frei, der mit hängenden Schulter dastand.
„Ich soll Ihnen von Dekan Blozz Fluxverbieger ausrichten, dass Ihnen Ihre Forschungserlaubnis an der Akademie für Gigagewaltige Technotronologie entzogen wird und Ihre Forschungsgelder gestrichen werden, wenn Sie nicht endlich etwas erfinden, das wirklich einen Nutzen hat!“
Damit ließ sie Snip stehen und verließ das Labor.
Snip ließ sich mit einem schweren Seufzer in einen ergomatronischen Sessel fallen. Das schlimmste war, dass er niemanden mehr hatte, der zu ihm hielt. Seine Kollegen betrachteten ihn mit Verachtung. Die jungen Studenten strebten alle nach dem Vorbild des neuen Dekans Blozz Fluxverbieger.
Alle, bis auf einen.