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Autor: flegeton

Erstellt am: 19.03.2003

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Labyrinth



Geschrieben von:   flegeton


Auf Meeres-Wellen schaukelt träge
Ein Labyrinth aus hartem Stein.
Du legst durch Gänge deine Wege
Und schlägst die falschen Routen ein.
Und aus dem Boden wachsen Wände,
Du rennst um Ecken, rast vorbei,
Bald ist die Welt dir einerlei
Und kommst doch niemals an das Ende.
Die Fenster wurden dir genommen
Und so die Hoffnung zu entkommen.

Das Labyrinth hat keine Türen,
Nach draußen führte nie ein Weg.
Laß dich durch enge Gassen führen,
Vertraue nie den Sternen, leg'
Die Route fest, die zwar verständlich,
Doch niemals in die Enge führt,
Wo du einmal zutiefst gerührt
Die Tränen rollen ließest endlich.
Verliere niemals dein Gesicht,
Denn wiederfinden wirst du's nicht.

Verloren, ohne jeden Hafen
Irrst du allein im blauen Meer.
Laß nur die Wellen ruhig schlafen
Und bleibe deinem Herz gleich leer.
Hast keinen Anker, kannst nicht halten,
Mußt unverstanden irren und,
Bis du letztendlich läufst auf Grund
Dein Leben auf dem Meer gestalten.
Doch Wasser ist dein Element,
Weil's Himmel und die Erde trennt.

Du sitzt auf Fliesen auf dem Boden,
Den Rücken an die wand gedrückt.
Siehst Menschen ihre Wälder roden
Und hoffst, daß es auch ihnen glückt,
Wenn sie allein auf Steinen sitzen
Und suchen nach dem letzten Blatt,
Daß je ein Baum verloren hat,
Um dort hinein ihr "X" zu ritzen,
Mal zu verstehen, was sie tun.
Dann kannst auch du an Ende ruh'n.

Steh' auf und wand're durch die Gänge,
Jetzt führ' die Hand am Stein entlang.
Fühlst du der Dellen große Menge,
Wo einst des Hammers Schlag erklang?
Doch kann ein Hammer nie zerschlagen
Des Labyrinthes festen Stein.
Zerschlagen kannst ihn du allein.
Doch das hat vorerst nichts zu sagen:
Bevor die Hand das Meißel hält
Noch viele Runden dreht die Welt.

Du Minotaurus der Moderne,
was ist's was dich auf Erden hält?
Sind es die Fliesen? Sind's die Sterne?
Benenne das, was dir gefällt!
Ist es der Hall der eigenen Schritte,
Wenn du allein um Ecken irrst,
Und dich dadurch nur selbst verlierst?
Sag' ist es eine fremde Bitte,
Die dich auf ewig irren läßt,
Was hällt dich aufrecht, hällt dich fest?

Nein, freiwillig bist du für immer
In diesem Alptraum sicher nicht!
Die Wellen werden höher, schlimmer,
Doch du denkst nur an deine Pflicht.
ein Kasten schaukelt auf den Wogen.
Ein Labyrinth auf hoher See,
Doch so tust du ja keinem weh,
Hast nur ums Leben dich betrogen.