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Autor: flegeton

Erstellt am: 19.03.2003

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Blaues Blut



Geschrieben von:   flegeton


Ich schreibe Gedichte in Blut und in Sprüchen,
Ich schreibe die Texte in blauem Blut,
Verliere mich in einer Unzahl von Flüchen
Und finde mich wieder in feuriger Glut.

Ich lebe allein in der Welt hinter Mauern,
Aus Worten, Symbolen ist sie, meine Welt.
Dort draußen braucht ihr nicht mehr auf mich zu lauern,
Ich komme heraus, wanns mir selber gefällt.

Nein, ich bin kein Fisch, den wann immer es euch passt,
Die Angel hervorbringt aus tobendem Meer,
Bin vielmehr ein Trugbild, das Leben an sich hasst,
Und zu Nebel verblasst, wenn ihr nah kommt zu sehr.

Unberührbar für euch! In den Adern fließt Tinte
Und unfassbar, so, wie ein vogel, ein Wort.
Und das Wort nur Fassade, nur Lüge und Finte!
Was wartet ihr noch? Nun verschwindet, geht fort!

Stetig reihen sich Worte zu Versen, zu Strophen.
Meine Hand schreibt allein, und ich sehe ihr zu.
Bin ichs selbst, die da schreibt? Schreibe ich, kann ich's hoffen?
War mit meinen Zehn Fingern schon immer per "Du"?

Die Begriffe bewegen sich, atmen das Leben?
Tanzen kreischend und fauchend in Schimmernden Reihn,
Und ich war es, die ihnen hat Freiheit gegeben,
Und nun sind sie so frei, wie ich selbst nicht kann sein.

Sie sind stärker als ich, sie bestimmen mein Handeln,
Sie umkreisen mich bunt und sie wissen zu viel,
Können sich sehr geschickt ineinander verwandeln,
Treiben mit ihrer Schöpferin teuflisches Spiel.

Und sinken die Hände ermüdet vom Schreiben,
Wenn das Blut wird versteckt von dem Deckel am Stift,
Endet nicht der Figuren erschreckendes Treiben,
Ätzen mich noch im Schlaf mit dem furchtbaren Gift.

Ich muss lernen, die Bilder allein zu beherschen,
Und ihr könnt mir nicht helfen, das ist nicht erlaubt.
Monster ordnen zu Reihn, zu Kolonnen, zu Märschen
Und seid ehrlich: Bisher habt ihr mir nie geglaubt.

Und nun lasst mich allein und bemüht euch nicht weiter!
Muss ich wirklich noch sprechen, auf dass ihr versteht?
Und ich sehe euch an, scheine glücklich und heiter,
Doch ich warte darauf, dass ihr bald wieder geht.

Mit Blut muss ich schreiben, es fließt aus der Feder,
Die Worte, die Sätze, das Bild, alles fließt.
Doch auch ich habe noch rotes Blut, so wie jeder.
Auf das sich bald nur noch das Blaue ergießt!