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Beitrag   4 Bewertungen  
Autor: Silence

Erstellt am: 31.03.2006

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In Gedanken



Geschrieben von:   Silence


Teil des Episodenwerkes: Das Leben des Tod

  - Einleitung
  - Kapitel 1: Ach ja, der Morgen
  - Kapitel 2: Spaß an der Arbeit
  - Kapitel 3: Auf leisen Sohlen?
  - Kapitel 4: In Gedanken
  - Kapitel 5: Kinder und Haustiere
  - Kapitel 6: Die Liste
  - Kapitel 7: Arbeit, Technik und Frauen
  - Kapitel 8: Heißer Sand


Ein neuer Morgen, die Sense vibriert und Tod schaut verschlafen aus der Kapuze. Heute ist Freitag, wieder einmal Zeit für den wöchentlichen Bericht an das regionale Kundenserviceteam. Er stupst die Sense kurz an und wälzt sich genervt im Bett. Katharina ll blickt geduckt unter dem Hamsterhäuschen in Richtung Sense, sichtlich nervös auf Grund des gestrigen Ereignisses. Nach der Feststellung, dass die Sense stabil steht kommt sie hervor und reflektiert: ‚Gewiss, Willy war ein Trottel, manchmal nervig aber immerhin liebenswürdig. Ein Jahr hätte er bestimmt noch geschafft. Jetzt wird Alea sicherlich einen neuen besorgen, damit ich nicht so allein bin. Bestimmt so ein Dreimonatiger Möchtegern-Macho der denkt, er könnte meine, aus eineinhalb Jahren Lebenserfahrung gewachsenen, Erwartungen locker erfüllen. Der wird sich schön mit Willys Kindern beschäftigen, während ich frische Möhren und ein gutes Fitnessprogramm im Laufrad genieße.’ Diesen Entschluss geistig gefasst und abgehakt macht sie sich auf den Weg in Richtung Fressnapf, sie muss sich schließlich an das Fressvolumen für 13 langsam ranarbeiten.
Alea ist mit glücklichem Gesichtsausdruck und einem leicht animierten Schwung im Gang dabei das Koreanerfutter vom Vorabend in die Mikrowelle zu schieben, kein Grund so was wegzuwerfen. Dann setzt sie sich an den Tisch und liest Zeitung. Als Tod nach zehn Minuten immer noch kein Lebenszeichen von sich gibt, sprintet sie die Treppe hinauf zum Schlafzimmer, springt mit Schwung auf das Bett und landet genau auf ihn drauf. Tod röchelt ein wenig, schiebt sie behutsam von sich runter, steht auf und steigt in seine Morgenpantoffeln. Ein flüchtiger Blick auf die Sense lässt ihn aus den Pantoffeln heraus, direkt ins Bad fliegen. Sein morgendlicher Zeitplan ist durch seine Verschlafenheit immer so eng, dass jede Minute Goldstaub ist.
Fix ein bisschen Wasser in die Kapuze geschmissen und ab zum Frühstück.
Innerlich noch über seine Interpretation von ‚kuscheln’ schmunzelnd fragt Alea ihn am Küchentisch: „Heut ist Freitag, hast du auch nicht vergessen, dass du den Bericht noch schreiben musst? Denk bitte auch daran, dass morgen das Treffen der Gebietsseelensammler Nord-Ost stattfindet und du als GSSL (Gebietsseelensammlungsleiter) die monatliche Medienauswertung vorstellen musst. Wird ja dann eh bloß um Imalia und Johanna gehen, die du beide persönlich abgeholt hast.“ Tod schaut kurz vom Stochern in seinem nicht identifizierbaren Frühstück auf und sagt: “Ja Schatz, die Medienauswertung muss ich nur noch um den gestrigen Vorfall erweitern, das kann ich zur Not auch direkt beim Treffen in einem Satz machen. Ist ja auch nicht so als ob Imalia mir viel Ärger bereitet hätte. Manchmal wünschte ich mir, ich hätte einen anderen Job angenommen aber dann sehe ich dir in die Augen und denke daran, dass ich dich dann nie kennen gelernt hätte.“ Tod lächelt sie kurz an und beginnt dann wieder in seinen Becher Koreanisch und in Gedanken an seine Vergangenheit zu versinken: ‚Es ist schon so lange her. Bevor ich diesen Job angenommen habe war ich im ganzen Westgotischen Reich bekannt als Theoderich (mit sehr kurzem „e“ gesprochen). Alle nannten mich wegen meiner Kampfeskunst nur Toderich, das war für AfterLife INC. wohl der Grund, einen Headhunter nach mir zu schicken und mich abzuwerben. Das Westgotische Reich hatte den Verlust eines ihrer Top Manager nicht sonderlich gut verkraftet aber mir war es egal. Immer diese aggressive Politik, Akquisition hier, Joint Venture gegen die Römer da, dann wieder mit den Römern, davon muss doch jeder irgendwann die Schnauze voll haben. Teilweise hatte es ja auch Spaß gemacht, die Sabotageaktion mit Alarich und seiner Abteilung in der römischen Verwaltung z.B. Die Zeiten sind ja nun vorbei und als quasi verbeamteter hab ich ja ein sicheres Leben. Den Job vom alten Hades kann ich bestimmt auch in ein paar Jahrhunderten übernehmen, er hatte ja schon angedeutet, er wolle sich neune Herausforderungen widmen und eventuell für den Betriebsrat kandidieren. In der GGG (Griechische Göttergewerkschaft) ist er ja schon eine Weile. Soll er ruhig machen, aus dem Außendienst aussteigen und eine ruhige Kugel in der Verwaltung einer recht eingestaubten Abteilung schieben ist ein Stressabbau von mindestens 200%.’
Durch einen Klaps auf den Hinterkopf, welcher seine Kapuze fast ins Essen befördert, reißt ihn Alea aus seinen Gedanken: „Du kommst zu spät, verdammt! Die internen Sterbeuhrkunden für heute sind schon gedruckt, was glaubst du, was die in der Etikettierung für einen Aufriss machen wenn sich wegen dir das TED (Todeseintrittsdatum) um 10min verschiebt?!“
Diesen Gedanken und die damit verbundene Rechtfertigung vor seinem Vorgesetzten im Hinterkopf sprintet Tod wie ein junger Carl Lewis aus dem Haus.

© Silence