Benutzer
Passwort

Beitrag   1 Bewertung  
Autor: Khaine

Erstellt am: 11.02.2006

Beitrag für Buch vorschlagen

Zufälliger Beitrag



Artikelliste


Direkter Link zum Artikel



Vergiss mich!



Geschrieben von:   Khaine




Der Autor hat folgende Stimmungen f�r sein Werk angegeben:
fröhlich
melancholisch
traurig
verletzt



Vergiss mich

Wenn ein Mensch stirbt, lebt seine Seele in den Erinnerungen und Träumen der Menschen weiter.
Versiegen diese, so geht die Seele ein, wie eine zarte Pflanze, in der Hitzeglut der Sonne, der man vergessen hatte etwas Wasser zu spenden. Wasser, das waren Erinnerungen. Erfrischend, mild und nicht greifbar. Greift man nach ihnen, so zerrinnen sie in der Hand und fallen als tausend kleine Splitter in die tiefen Reiche dunkler Götter, ohne Hoffnung sie jemals wieder zusammenfügen zu können.
Stirbt die Seele, so erlischt jede Hoffnung auf Wiedergeburt. Sie sinkt in ein schwarzes Nichts und ist verloren für alle Zeit. Verloren in der Ewigkeit, in der Nichts existiert. Keine warme Sommerbrise, keine zerbrechliche Pflanze, nicht mal ein aufmunterndes Lächeln, nichts. Keine Wut, keine Trauer, nicht mal Entsetzen über die Menschen, denen man aus dem Vermächtnis des Geistes gestrichen wurde. Nur eine stumpfe betäubende leere, und die Hoffnungslosigkeit diese jemals füllen zu können. Und was bleibt, sind nur die Erinnerungen die in einem selbst lebten und nach denen man niemals greifen sollte.
Vergiss mich! – den ich will nicht ewig leben...

Er schwieg. Stumme Worte richteten sich mit den bitterem Wasser der Erinnerung aus seinen Augen an taube Götter.
Vergiss mich! – den ich will nicht ewig leben.
Ohne diese Worte, hätte er es vielleicht getan, doch so? Ihr Geist spukte noch immer in seinen nächtlichen Träumen, suchte ihn in seinem wachen Geist heim, um ihn zu erinnern wie er versagt hatte. Die Schuld nagte an ihm, und verzehrte seine Seele immer mehr. Keine Beichte, keine Flasche hat je dagegen gewirkt. Sie kamen immer wieder. Vermutlich gab es nicht das Geheimrezept, womit man den Trunk des endgültigen Vergessens hätte brauen können. Und so blieb ihm nichts anderes übrig als die Verdammnis auf sich zu nehmen.
Durch das Wölbglas der Tränen, konnte er die Worte auf ihrem Grabstein gar nicht lesen. Unwichtig, er kannte sie auswendig. Kein Name, kein Geburtsdatum, nicht mal der Tag ihres dahinscheiden. Nur die aufrichtigen Worte eines verzweifelten Mädchens:
Vergiss mich! – den ich will nicht ewig leben.