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Autor: flegeton

Erstellt am: 13.04.2002

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Luzifer



Geschrieben von:   flegeton


Im gleißend hellen Mondeslicht
Auf dem Geländer einer Brücke
Versteckt vor allen sein Gesicht,
Und reißt sich selbst das Herz in Stücke
Ein Engel, leicht wie Sternenschein,
Der Perlen, niemals Tränen weint,
Die jede glänzend, kühl und rein
Fast alle Welt in sich vereint.
Und so sitzt er schon lang allein,
Und blickt hinunter in die Tiefe.
Der Bach ist still, als ob er schliefe,
Doch kann er stets das Ende sein.

So kann der Engel immer bleiben,
Denn ohne Willen ist er schwach,
Doch kann er Finsternis vertreiben,
Und seine stolze Kraft wird wach.

Es ist nicht in Ordnung, zu trauern,
Wenn man eine Möglichkeit hat,
Allein, ohne fremdes Bedauern,
Vielleicht an des Selbstmitleids statt,
Sich dann auf die Beine zu stellen,
Wenn man zu den Toten gezählt,
Die Hölle schon hat zu erhellen.
Und dann ist man neu auf der Welt.

Er hat alle Kräfte der Erde.
In sich und in seiner Gewalt.
Er sagt sich dann: "Werde, was werde!",
Und hat am Geländer noch Halt,

Doch plötzlich, wie ein Windesstoß,
Reißt er sich von der Brücke los!

Er stellt sich nun allen Gewalten,
Bereut die Entscheidung nur kurz,
Weil plötzlich die Flügel ihn halten,
Die er nach dem furchtbaren Sturz,
Der einst in die Hölle ihn führte,
Schon längst für gebrochen gemeint,
Weil er sie seit dem nicht mehr spürte.
Und hat er nicht deshalb geweint?