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Autor: Khaine

Erstellt am: 25.12.2005

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Wenn Gott eine Seele bricht



Geschrieben von:   Khaine




Der Autor hat folgende Stimmungen f�r sein Werk angegeben:
glücklich
melancholisch
sehnsüchtig
traurig
verletzt
verliebt



-„Warum ist die Welt so trist und grau?“

„Ich weiß es nicht. Vielleicht, … vielleicht ist die Welt gar nicht grau. Vielleicht ist sie wirklich bunt und farbenfroh wie die anderen es sagen und wir können es nur nicht sehen?“

-„Aber warum nicht?“

Er zuckte mit den Schultern und drückte sie noch fester an sich.
„Vielleicht weil für uns nie die Sonne scheint. Man sagt: In der Dämmerung sind alle Katzen grau. Vielleicht aber auch, weil unsere Seelen nicht so hell strahlen wie die anderen und so zu wenig Licht spenden um die Welt in Farben zu sehen“

-„Wie meinst du das?“

„Na ja, vielleicht hat Gott unseren Seelen nicht so viel Kraft verliehen. Vielleicht gab er uns auch keine ganze. Vielleicht hat Gott bei unseren Seelen einfach gespart oder er hatte keine Lust gehabt zwei zu entwerfen. Also nahm er eine und brach sie wie einen Leib Brot um sie zwei Menschen zu geben.“

-„Du meinst, die eine gab er dir und die andere schlummert in meiner Brust?“

„Ja, genau so! Und unsere beiden Seelenteile wissen, dass sie nicht vollkommen sind, dass sie nicht so hell strahlen wie es die anderen tun. Ich denke, sie schämen sich dafür und fühlen sich ausgestoßen, weil sie sich wie Schatten durch eine hell erleuchtete Seelenlandschaft bewegen wie ein schwarzer Schandfleck. Sie verstecken sich und geben deshalb auch immer weniger Licht und Wärme ab.
Und während sie in der Kälte frösteln, trösten sie sich mit jeder Unreinheit, jeder Verschmutzung die sie in den anderen Seelen finden und ihre Trauer verwandelt sich in Zorn oder Hass. Hass auf die Menschen und das Schlechte in ihnen. Zorn auf das mit dem sie die Welt besudeln und grau färben. Sie beginnen sich vor den Menschen zu ekeln und grenzen sich immer weiter ab.“

-„Das ist traurig. Warum tut Gott so was?“

„Ich weiß es nicht. Gott antwortet nie. Aber eins weiß ich. Wenn die beiden Seelenhälften nah genug aneinander kommen, dann spüren sie ihren verlorenen Teil und ein magisches Band zieht sie zueinander wie zwei Magnete. Und in den wenigen Stunden in denen sie zusammen sind, in denen sie sich gegenseitig in den Armen wiegen, in denen sie zusammenkommen, da verschmelzen sie zu einer Seele und leuchten genau so hell wie die anderen, wenn nicht sogar heller! Dann fällt der graue Schleier wie ein Vorhang von ihren Augen ab und sie vergessen die Dämmerung der Welt und die Tristesse, die sie gebärt. sie vergessen die menschliche Kälte, die wie ein Pflock ihre Herzen durchbohrt und lauschen nur dem Herzschlag des anderen. Denn sie sind zum ersten mal glücklich in ihrem Leben, glücklich für wenige Stunden bis die irdischen Ketten sie wieder auseinanderreisen und in einen schneelosen, dunklen Winter zerren.“

-„Ja, du hast recht“

„Ja, ... aber vielleicht…“

-„Psssscht…!“, sie legte ihm zärtlich einen Finger auf die Lippen. Dann drückte sie ihr Ohr ganz fest an seine Brust…