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Autor: Franklin M. Bekker

Erstellt am: 15.08.2004

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Beren und Luthien



Geschrieben von:   Franklin M. Bekker


Das Blätterdach ist weit und grün.
Die Schierlingsdolden wachsen dicht.
Noch steht der Flieder weiß und schön.
In Hainen tanzt Tinuviel.
Ihr Kleid es ist von Sternenlicht.
Lässt unterm Mond die Nächte blühn.
Und es erstrahlt ihr Angesicht,
als Schein im Silbergrau - so hell.

Vom kalten Berg kommt Beren her,
verloren wandelt er im Wald.
Er steht allein. Die Welt ist schwer.
Am Elbenwasser: Einsamkeit!
Im Flieder findt er die Gestalt.
Ins Kleid geflochtnes Blumenmeer.
Wie es über die Lichtung wallt,
sinkt Beren still in Heiterkeit.

Ein Zauber stärkt den Menschensohn.
Er greift nach ihr ihr mit zu viel Hast.
Schon ist Tinuviel entflohn.
Im Elbenheim das Holz so dicht.
Ein Mondstrahl ist, was Beren fasst,
der Wald ganz still, gibt keinen Ton,
und er zieht weiter ohne Rast.
Und hört sie nur, doch sieht sie nicht.

Ein Wispern unterm Blätterdach,
von Füßen leicht wie Lindenblatt.
Von fern tönt ihr Gesang noch schwach,
als sanftes Wehen in der Welt.
Da fallen Schierlingsdolden matt,
und Winter schleicht dem Herbste nach.
Ein Buchenblatt stürzt farbensatt,
und seufzt, als es zu Boden fällt.

Er sucht sie und er wandert weit,
durch Laub von manchem Herbst gesäht.
Auch als es von den Himmeln schneit,
zieht er noch einsam weiter fort.
Ein fahler Schein bei Nacht erspäht.
Im Mondenlicht sieht er ihr Kleid.
Doch Nebel wird heran geweht,
und sie entschwindt an fernen Ort.

Im Frühling erst kehrt sie zurück.
Tinuviel erhebt Gesang.
Im Elbenreich erwacht das Glück.
Die Elbenmaid ist wieder hier.
Der Flieder sprosst im Liederklang,
und Beren fühlt es Stück um Stück.
Ihr Anblick nährt in ihm den Drang.
Will tanzen in dem Gras mit ihr.

Er ruft nach ihr in klarem Ton:
"Tinuviel! Tinuviel!"
Da steht sie still und lauschet schon,
erst tanzend hielt sie plötzlich an.
An ihre Seite eilt er schnell,
im Arm hält er den Weltenlohn.
Ihr Lächeln leuchtet morgenhell.
Und auf sie fällt der Schicksalsbann.

Beren, der in ihre Augen schaut,
findt tief darin das Sternenlicht.
Das Antlitz ist ihm schon vertraut,
der süße Schein im Schattenhaar.
Sie wirft ihr strahlendes Gesicht,
und sterblich wird die Elbenbraut,
über Beren - doch reut es nicht.
Im leisen Wald erblüht das Paar.

Das Schicksal lässt ihnen nicht Zeit.
Es treibt sie durch das wüste Land.
Bald sind die Kluften viel zu weit.
Geworfen in die lange Nacht.
Doch irgendwann am Waldesrand,
sieht man sie von dem Bann befreit.
Sie gehen schließlich Hand in Hand.
Als Paar hinein, das sorglos lacht.

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Dies ist eine von mir erstellte Übersetzung der Verse, die Aragorn im Herrn der Ringe aus dem "Lied von Beren und Luthien" zitiert. Der Autor des Textes ist also eigentlich J.R.R. Tolkien und nicht Franklin :) Es ist mein erster Ausflug in die Welt der Metrik und des Rhythmusses, aber ich hab mir den Arsch aufgerissen und es sollte angenehm zu lesen sein. Um noch ein wenig rumzuprollen: Ich habe das Rheimschema des Originals übernommen und konsequent durchgezogen (was in der deutschen Übersetzung, die sich im deutschen Herrn der Ringe findet, nicht geschehen ist) Jede Zeile hat 8 Silben und man kann den Text zu der "Vertonung des Originals vom Tolkienorchester Kopenhagen" singen, ohne ins Stolpern zu geraten. Ich habe versucht den Trochäus? (ich hab ehrlich gesagt nicht so recht den Plan, was es ist) zu erhalten, so dass auch die Betonung der Zeilen gleich ist (sein sollte). Vier mal pro Vers. Immer die zweite und letzte Silbe und eben zwei dazwischen betont. Oder so... nun ja. Ich denke, wers gelesen hat oder liest, wird es nicht bereuen... außer es interessiert ihn nicht. Wers noch nicht gelesen hat: es ist eine Liebesgeschichte (better say: love-story) zwischen einer Elbin und einem Menschen, die Tolkien für seine Frau und sich geschrieben hat.