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Autor: Franklin M. Bekker

Erstellt am: 21.05.2004

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Versus



Geschrieben von:   Franklin M. Bekker


Der Sommer hatte gerade erst begonnen. Ein Grillfest bei Freunden und die sich langsam lösende Trauer über zurückliegende Beziehungen. Wind weht nur in milden Briesen, um den Abend romantisch zu gestalten. Bäume und Sträucher waren zu blühenden Zierraden aufgebrochen. Bierflaschen klirren, Steaks getunkt in Barbecue Sauce. Die Dämmerung kurz nachdem die Sonne ihren Niedergang beendete. Zeit des Mondes. Mir ist ein bisschen kalt. Er nimmt meine Hände und massiert sie. Wir sind in diesem Augenblick allein, unser Augenblick, tief in den Augen des Anderen. Er lächelt mich an, ein wenig schüchtern, aber viel zu gewiss. Ich küsse ihn. Ein Kuss mehr gehaucht, als berührt. Seine Hand streichelt meine Wange, sortiert mein Haar. Er weiß, was er tut und er weiß, was er damit bei mir bewirkt. Ein kurzes Beben das meinen Körper, mehr noch meinen Geist erschüttert. Das Gefühl in den Armen eines Mannes zu liegen, dass sein kräftiger Herzschlag meinen bestimmen könnte. Mit dem Ausatem verlor ich jeden Gedanken an Vergangenes. „Du machst mich frei.“, sagte ich.
„Ich habe einen Pakt mit dem Teufel“, antwortete er. Es war kein Zeichen von Spaß an ihm zu erkennen. Nur dieses Glimmen in seinen Augen.

Der gute Nacht Kuss war viel zu innig, als das eine gute Nacht ohne ihn denkbar gewesen wäre.

Als ich aufwachte, schien die Sonne. Ich schmiegte mich an ihn, musste aber feststellen, dass an seinem Platz ein Teddybär lag. Nur langsam drängten sich Sinneseindrücke in meine Wahrnehmung. Das Rauschen eines Netzteillüfters, das unrhythmische Knapsen der Festplatte. In diesem Augenblick wusste ich, dass er mich hatte. Ich war ein Morgenmuffel, aber ihn liebte ich, auch wenn er sich früh am Tag an den Rechner setzte, mich im warmen Bett verließ.
Seine Finger tanzten über die Tastatur. Er schrieb schnell. Im Stuhl hatte er sich zurück gelehnt. Seine Züge entspannt. Ich kicherte verzückt. Liebe muss unbelastet sein. Diese war es. Als er mein Erwachen bemerkte lächelte er wissend. Er ging ins Bad. Den geschriebenen Text hatte er nicht geschlossen.
In der verführerischen Hülle eines weißen Bettlakens setzte ich mich an den PC. Mir stieg Wärme in die Wangen. Mit ihm war alles so poetisch, dass es surreal wurde. Ein Traum in uns gebettet.

„Ich nahm ihre Hände. Eine Massage, die ich an so vielen geübt hatte. Das Spiel trat in die heiße Phase. Spürte sie, wie für Berührung für Berührung, Atemzug für Atemzug ihre Blicke begehrlicher wurden? Ja, sie spürte es, aber ich ließ es sie wollen. Sie kam immer näher, wollte gefüllt werden. Aufmerksamkeit, Geborgenheit, Wohlbefinden, ein klein wenig Erregung. Ich gab ihr, was sie wollte, strich ihr über die Wange. Ein leichtes Beben. Ihr Körper in meiner Hand.
„Du machst mich frei.“, sagte sie.
„Ich habe einen Pakt mit dem Teufel“, antwortete ich.
Zweifel, wenn er bestärkt wird, wird zur Gewissheit. Glaube, wenn er bestärkt wir, wird zur Gewissheit. „Glaubst du an wahre Liebe?“ In diesem Moment konnten unsere Gesichter nicht näher bei einander sein. Als sie ihren Kopf schüttelte, die Haare ein wenig hüpften und sie mit einem Lachen „Nein.“ sagte, wusste ich, ich hatte etwas getroffen. Sie glaubte und ich ließ es zur Gewissheit werden. Leise, gleich einem weisen Wind aus der Ferne, flüsterte ich in ihr Ohr. „Fühle!“ Da hatte ich sie.“

Er war aus dem Bad gekommen und schaffte sich nun in der Küche. Ich nahm nichts mehr war. So harte Worte. Warum? Sollte ich fragen? Nein. Der Text war offensichtlich da, um von mir gelesen zu werden. Mit einem Schulterzucken verschwanden störende Gedanken. Ich erinnerte mich daran, dass er Schriftsteller war. Und las weiter.

„Sie lag da. In ihrem Bett und war wunderschön friedlich, als wäre das Paradies zu ihr gekommen. Sie lag da. In ihrem Bett und war naiv. Ich schmunzelte. Es hätte wahr sein können, wenn ich wahr gewesen wäre. Vielleicht hätte ich es ihr gegönnt. Jetzt war es zu spät. Gestern hatte ich sie flach gelegt. Heute mache ich ihr Käsebrötchen zum Frühstück und Übermorgen werde ich sie betrügen.“

Ich fühlte nichts mehr. Nur noch meinen schweren Atem. Durfte er das schreiben? Seine Hand lag plötzlich auf meiner Schulter. Ich schreckte zusammen. Das Laken glitt an mir herunter. Er schwang ein silbernes Tablett vor meine Nase. Darauf Käsebrötchen. „Möchtest du ein Käsebrötchen?“, fragte er. „Du magst doch Käsebrötchen?“