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Autor: Franklin M. Bekker

Erstellt am: 08.01.2004

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Störgeräusch



Geschrieben von:   Franklin M. Bekker


Auf einer Bank am unteren Ende der Dünen, wo der Sand vermengt mit Schnee zwischen den Gräsern heraus getrieben wird. Wir blicken auf die See. Die Ostsee. Wellen überschlagen sich kalt. Der Strand wird nicht gesäubert außerhalb der Saison. Wo das Wasser Festland überspühlt wirbeln Steine, wabern Algen. Einzelne Leute spazieren. Ihre Hunde mit ihnen. Am Weihnachtsmorgen.

"Ich bin ja mit Nana auseinander."

Seine Beziehung war keine. Sie hatten Probleme. Von ihrer Seite keine Liebe, eher Ekel. Ein Kinderwagen wird vorbei geschoben. Zieht seine Spuren im Schnee. Das Kind sieht nur den grauen Himmel, der Anschieber nur den Boden, worauf sich die Karre nur schwer voran bringen lässt. Die See braust.

"Ja hab ich schon gehört."
"Dann weißt du vielleicht auch schon warum."
"Nein, das hat sie mir nicht gesagt."

Zwei Kinder kratzen den Schnee vom angefrorenen Strand, bewerfen sich mit sandigen Schneebällen. Das größere, der Junge, bekommt eine Breitseite an die Wange. Er beginnt zu plärren.

"Wir waren im Club. Ich habe zuviel getrunken. Vielleicht weißt du ja, dass wir seit drei Monaten keinen Sex mehr hatten. Kannst dir ja denken, was passiert ist."

Zwei Hunde tollen gegenseitig ihren Schwänzen nach, wälzen sich am Strand, springen durch das flache Wasser und wieder heraus. Herrchen dreht sich ab, wenn Hündchen sich schüttelt. Wir stehen auf, spazieren aufwärts. Die Dünen werden zu Klippen.

"Du hast nicht..."

Möwenschwärme erheben sich von dem Fleck, wo sie gesessen haben, in die Luft. Ein wilder Flug. Sie landen auf den Wellenbrechern, braunen Holzstämmen, die von Algen bewachsen, bemosst aus dem Wasser ragen, starren von den Buhnen herab in die dunkle See.

"Ich hab sie vergewaltigt."

Seitensprung wollte ich sagen. Ich sollte jetzt betroffen sein. Der Himmel ist Wolkenverhangen. Dickes Grau, dahinter die Sonne kaum zu sehen. Mehr Schnee will nicht fallen.

"Du bist ein Idiot. Lässt nichts aus. Nimmst alles mit. Da fällt mir nichts mehr zu ein."
"Ich weiß. Früher habe ich den allen den Tot gewünscht und jetzt bin ich selbst einer von ihnen."

Wir steigen eine steile Treppe hinauf, die die Klippen empor in einen Wald führt. Die Bäume hier, ihre Äste sind leicht mit Schnee überlagert. Der Waldweg, voller Pfützen, ist frei. Der Schnee in den feuchten Weg gesickert. Ein wenig matschig an einigen Stellen, an anderen sind Pfützen zugefroren, unter der Eisfläche kein Wasser mehr. Wir treten sie alle ein.

"Wie sie da in meinen Armen gelegen, gezittert hat."

Zu unserer Rechten taucht eine alte Feriensiedlung auf. Blanke Fundamente, eingefallene Bungalows. Die Tapeten - wie die Kindheit tapeziert war.

"Aber ein Gutes hat die Sache für sie..."
"Dass sie dich los ist."
"Sie kann jetzt ungehemmt flirten."

Im Speisesaal sind zur Hälfte die Fußbodenfliesen zerschlagen. Rohrleitungen schauen in den Toiletten aus den Wänden. Unkraut und gammliges Laub bemächtigen sich des Vorraumes.

"Naja wir sind noch Freunde und sagen uns guten Tag, wenn wir uns im Club treffen. Aber ich glaube nicht, dass da nochmal was von wird."

Ich hebe meine Arme, um die Welt zu umfassen, blicke gen Himmel und spreche ihm zu: "Weißt du noch, als wir hinter unseren Häusern die Wildnis erkundeten und Stunden lang Blödsinn redeten" Ist es nicht idyllisch hier""