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Autor: Franklin M. Bekker

Erstellt am: 26.10.2003

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Strahlende Helden?! - Esalen V



Geschrieben von:   Franklin M. Bekker


Es war ein verschwiegener Marsch, der die Zwerge mit Knuffelbert und Nel an die Ostfront brachte. Sie liefen den ganzen Tag hindurch, eilten den Kämpfern, die solange standgehalten hatten, entgegen. Nicht um sie abzulösen und vielleicht nicht einmal, um ihnen den Kampf zu erleichtern. Sie brachten nichts, das den ausgemergelten Soldaten Hoffnung geben konnte. Nur ihre Unterstützung, die kaum der Macht des Königs der goldenen Krone gewachsen war. Und so schlichen sie denn wortlos dahin, verständigten sich nur auf das Nötigste. Die Schlacht würde auch für sie kommen, der Kampf ihre Kräfte früh genug aufzehren. Sie machten erst als es schon lange dunkel war Rast. Sie pausierten erst, als Nel und Knuffelbert die erfahrendsten Abenteurer sich auf einer Lichtung niederließen, weil es keinen Zweck mehr hatte weiter zu marschieren. Wachen wurden nicht aufgestellt. "Und wenn der Tot vor der Schlacht kommt.", sagte Knuffelbert in dumpfer Tonlage. "Wir wollen keinen Hieb tuen, der nicht mit voller Kraft geschlagen ist." Also schliefen die Zwerge und machten mit ihrem Schnarchen unmöglich, dass Nel und Knuffelbert es ihnen gleich taten. Sie saßen des nachts beisammen, spähten in den dunklen Wald, gen Osten und dachten über den Tot nach. Wenn man sein Leben riskiert, dann muss man vorher damit abgeschlossen haben. Das taten sie jetzt. Knuffelbert bedauerte all das Leid in der Welt und verfluchte die Zauberer, aber er fand Stärke in dem Gedanken, dass es auch die guten Mächte gab. Nel bedauerte, dass sie noch immer nicht ihren Gott gefunden hatte, aber fand Stärke in dem Gedanken, dass sie trotzdem mächtig war.
Das Säuseln war zuerst in Knuffelberts Ohren. Er schaute auf und sah Feuer durch die Luft fliegen. Nördlich von ihnen wurde mit Brandpfeilen geschossen. Der Wald entflammte. Es begann zu knistern. Waffengeklirr! "Kaaampf! Er brüllte, was seine Lungen her gaben, übertönte das Schnarchen, welches ihn umgab. Die Zwerge waren sofort hell wach. Sie schlüpften notdürftig in ihre Rüstungen und nahmen ihre Waffen auf. Von Osten her brachen drei Zwerge durch die Lichtung. Sie standen still, als sie um die zwanzig Artgenossen vor sich fanden. Einen Moment zögerten sie, dann rannten sie mit gesenkten Waffen auf die Gruppe zu und schrien: "Für Esalen!:" Einer von ihnen wurde von einem Pfeil, der von hinten geschossen war niedergestreckt. Die soeben erwachten Zwerge erfassten die Situation. Sie hoben ihre Waffen und stürmten in den Wald, von woher die Pfeile gekommen waren. Eine weitere Salve von Pfeilen prallte zu großem Teil an ihren Panzerungen ab. Die Meute von zwanzig erzürnten, bärtigen Zwergen ließ die im dunklen verborgenen Feinde wissen, dass ihr letzter Atemzug gekommen war. "Für Esalen!" Garfunkel allen voran.
Nel schüttelte den Kopf. "Planlos, stürmisch! Zwerge, wie sie unbesiegbar sind." Knuffelbert grinste. Er wusste das Hauptgefecht wurde etwas weiter nördlich ausgetragen. Sie standen den zwei eben noch verfolgten Zwergen gegenüber. "Wieviel? Von wo?"
"Über hundert, nur von Osten." Die beiden waren außer Atem, aber sie standen aufrecht und versuchten sich keinen Anschein von Schwäche zu geben.
"Und ihr?"
"Wir waren fünfzig." Der Zwerg drehte sich kurz zu dem gefallenen Kameraden um. "Sind geteilt worden. Zehn von uns haben sie hier runtergetrieben. Hauptsächlich mit Bögen. Seid ihr Nel und Knuffelbert von Zarnekow?"
Die beiden bekannten Abenteurer nickten. "Dann mag es vielleicht doch noch Hoffnung geben.", sagte der zweite Zwerg.
"Wenn es Hoffnung geben soll, dann müssen auch wir vier jetzt diesen Kampf kämpfen." Knuffelbert war sehr bestimmt. Sie brauchten nun keine Lobesreden auf Vergangenes. Sie mussten neue Wunder vollbringen. Und Wunder zu vollbringen stürmten sie in den dunkeln Wald.
Ihre Abenteureraugen ließen sie flüchtige Blicke auf gespaltene Schädel an Bäume genagelt mit Wurfäxten, auf Zwerge, wie überdimensionale Nadelkissen, hängende Gedärme, herumliegende Gliedmaßen erhaschen. In den Augen der Leichen Horror. Einige mit zwergischer Sturheit sabberten noch Blut, klammerten sich an ihr Leben. Und immer trugen diese Toten das Emblem, die goldene Krone. Knuffelbert ging voran. Nel schirmte die Rücken der sie begleitenden Zwerge. Ab und an Sprang ein Zwerg, die goldene Krone auf seiner Rüstung schimmern aus den Büschen oder rannte in Berserkermanier auf sie zu. Knuffelbert war ultimativ tötlich. Sein Bastardschwer fuhr durch ihre steinharten Knochen, knirschte und ließ sie zerspringen. Er rannte jetzt nicht mehr, ging bedächtig. Keine Kampfkunst ist schrecklicher anzuschauen, als die eines Mannes der keinen Spaß daran hat. Der tötet, weil er muss. Er würde eine Träne für jeden dieser verirrten Zwerge vergießen. Aber nicht in dieser Nacht.
Sie kamen auf eine weitere Lichtung, wo die zwanzig Zwerge, die ihnen eben die Ohren mit ihrem Schnarchen dröhnen lassen hatten, fünf Zwerge vom König der goldenen Krone umringt hatten. Letztere schauten verwirrt, konnten nicht fassen, dass sie noch lebten und verstanden nicht warum Freddys Zwerge ihr blutiges Werk noch nicht verrichtet hatten. Nel verstand es. Dies hier waren keine erfahrenen Kämpfer. Teilweise waren sie gerade erst erwachsen geworden oder hatten ihr gesamtes Leben nur meditiert. Was sie vollbracht hatten, einen Trupp des Königs der goldenen Krone, bis auf fünf niederzuschlagen, war ihrer Wut zuzusprechen. Sie hatten nicht darüber nachgedacht, was sie taten. Sie hatten gedakenlos ihre ureigenste Natur ausgelebt. Nun aber waren sie unsicher. Was sollten sie tun? Sie waren unerfahrene Käpfer. Nel entschied es. Sie sprang in die Mittes des Kreises. Ihre Fäuste flogen schnell. Ihr Füße kamen dazu. Die Ellenbogen verfehlten kein Ziel. Einem Zwerg brach sie beide Beine, einem anderen das Nasenbein. Ein dritter musste seine Augäpfel geben. Sie wanden sich vor Schmerz . Die Zwerge Esalens schauten Bel entsetzt an. "Hört mir zu ihr glorreichen Krieger Freddys! Dies ist eine Schlacht auf Leben und Tot. Ihr könnt nicht zweifeln, ihr könnt nicht grübeln. Ihr seid eure Urväter und in euch brodelt das Blut. Den Feind niederzuschlagen ist euer Ziel und dort hinten..." sie deutete in den Wald herein dem Frettchengebirge zu. "...schlagen eure Brüder einen aussichtslosen Kampf gegen eine Übermacht des Königs der goldenen Krone. Lasst uns dort hingehen und ihnen helfen, bis uns selbst eine Klinge küsst. Lasst uns dort hingehen und für jeden erschlagenen Bruder blutige Rache nehmen." Knuffelbert trat in den Kreis. Er erhob nicht seine Stimme sondern sein Schwert. Die Zwerge Esalens hielten Ruhe. Der Krieger schnitt den sich windenden Mannen vom König der goldenen Krone die Kehle durch. Garfunkel hatte Nels Blick gefangen. Er war einer der wenigen erfahrerenen Kämpfer hier. Sie lächelte als kannte sie jedes Unheil in der Welt. Garfunkel nickte und er streckte seine Axt empor und schrie: "Gemetzel!" Seine Artgenossenen grölten in Jubel. In ihnen waren die Zwerge erwacht, die den Blutrausch suchten. Ihre Augen funkelten heiß wie Schmiedefeuer. Das Ende ihrer Feinde begann jetzt. Das ist Selbstfindung.
Die Horde sprang über Äste, schlug sich durch Gestrüpp und bahnte sich unaufhaltsam ihren Weg in Richtung der Schlacht. Dort oben loderte Feuer, Bäume stürzten, Tiere verbrannten auch Zwergenkadaver. Es war ein Feuer des Todes, aber es war nichts im Vergleich zu jenem Feuer, das im Innern der Zwerge Esalens loderte. Sie bewegten sich nicht in Gruppen. Jeder schulg für sich einen Pfad. In dieser Nacht schufen sie Pfade, die unvergesslich in das Bild des Waldes geschlagen sein sollten. Wo diese Zwerge wüteten würde kei Gras mehr wachsen. Ihre Körper waren voll von Schweiß. Ihre Lungen schnaufeten wie ein Blasebalg, die Luft war heiß. Sie starrten in rotes Licht, gegen Feuerwände, sprangen hindurch oder umliefen sie. Dann brachen sie von allen Seiten aus den Bäumen hervor und kamen ins Kampfgeschehen. Plötzlich kam auf jeden Zwerg des Königs der goldenen Krone ein Feind. Die Kämpfer Esalens, die schon alle Hoffnung verloren hatten, schwangen noch einmal ihre Äxte, als erwachten sie aus einem erholsamen Mittagsschläfchen und die der goldenen Krone fürchteten sie sich, als sie in die tötlichen Augen der Neuankömmlinge blickten. Aber auch sie waren Zwerge. Auch sie glaubten an das, was sie taten. Und was sie taten war die Mannen Freddys ein für alle Mal auszulöschen. Der Wald war ein widerstreit mächtiger Stimmen, die aufeinanderprallten, wie es Hämmer und Äxte taten. Die abwechselnd riefen: "Für Esalen!" "Für den König der goldenen Krone."
Nel riss einem Zwerg die Speise- und Luftröhre heraus. Er kniete röchelnd vor ihr nieder und seine Augen versprachen ihr, dass er sterben würde. Mit der anderen Hand fing sie einen Axthieb ab, der auf ihren Oberkörper gezielt war. Sie hatte die führende Hand des angreifenden Zwerges umklammert. Ihr Grinsen verriet ihm sein Unheil. Ein Ruck ging durch ihren Körper da hatte sie den ganzen Oberarm, den Unterarm, jede Faser ihrer Finger angespannt. Der Axtgriffknackte. Ihr Gesicht verkrampfte sich. Noch mehr Kraft in ihrer Hand. Erst gab der Axtgriff nach, dann die Knochen des Zwerges. Nel stieß ihn von sich. Er hielt sich die rrechte Hand, deren Finger leblos daran hingen. Jede noch so leichte Berührung des Handgelenkes schmerzte, den darüber waren alle Knochen gebrochen. Der Zwerg schaute sie angsterfüllt an. Sie entspannte kurz, stieß den Ausatmen schnell aus. ihr Bein und Fuß schnellten hervor. Der Tritt brach dem Zwerg das Genick. Die gottlose Mönchen sprang zu dem nächsten Gegner herüber. Der nächste Verdammte.
Knufelbert war ein moralischer Mensch, aber er war ein wahnsinniger Krieger. Mehrere Feinde bedrängten ihn von vorn. Er machte einen Ausfallschritt nach hinten bei dem er sein Schwert fest beim Heft gegriffen hielt, die Klinge zwischen Oberkörper und Oberarm geklemmte, so dass die Schwertspitze nach hinten deutete. Der Zwerg, der Knuffelbert mit seinem Hammer von hinten hate erschlagen wollen, lief in die Klinge, spuckte Blut und starb. Die von vorn kamen führten mächtige Schläge aus. Drei Äxte sausten auf Knuffelbert herab und grinste, ob der Dummheit dieser Zwerge. Er hatte damit gerechnet, dass sie alle drei diesen Angriff wählten. Sie konnten seinen Kopf nicht treffen, den er hatte das Schwert schon längst darüber gebracht und die Äxte somit abgwehrt. Aus dem Ausfallschritt heraus, drückte er nun mit sich die Äxte der Zwerge empor. Er schritt weiter auf sie zu, drehte sich an sie herein, zog sein Schwert dabei unter ihren Äxten hervor, gelangte durch die Bewegung in ihren Rücken und hatte dem mittleren der Dreien die Kehle aufgeschlitze. Schon hopste er kurz zurück, um den Äxten der anderen beiden auszuweichen. Er hatte recht gehabt nciht zu erwarten, dass ihre Bewegung mehr als wildes Gestikulieren sein konnte. Seine Augen strahlten zufrieden. Der nunmehr rechte Zwerg kam vorwärts führte seine Axt in einer Bewegung von links nach rechts, die Knuffelbert die Bauchdecke aufschneiden sollte. Gleichzeitig erhob der linke seine Axt für den folgenden tötlichen Schlag. Aber Knuffelbert kannte ihre Techniken. Er rollte sich nach rechts weg und der horizontale Schlag, schlitzte die Luft auf. Beide Zwerge waren ensetzt über den Reflex, allein der Angriff ließ sich nicht mehr stoppen. Der rechte stolperte am linken vorbei, dessen Axt Knuffelbert anschließend entzwei geschlagen hätte. Nur stand Knuffelbert nicht dort, wo die Axt die Luft teilte. Er stand nun ganz nahe am zuvor linken Zwerg. Fast so nahm war er dem Zwerg, wie sein Schwert es war. Weil dem Zwerg genau das zu nah war, starb er
Garfunkel sprang noch immer zwischen den brennenden Bäumen umher. Er kannte den Wald nahe Esalens unv vielleicht war es doch ein Glück, dass sich die Frontlinie mittlerweile so sehr seiner Heimat genähert hatte. Er umlief für eine Weile jeden Kampf weiträumig. Dann hatte er sich ganz in den Rücken der angreifenden Truppen geschlichen und er näherte sich wieder dem Kampfgebiet. Nur einen kurzen Moment hielt er inne, sah er die feurigen Gestalten, deren wütenden Gesichter, die grimmigen Blicke, Blutsträhnen, Ruß, hörte er Waffenklirren, Kampfschreie und Schmerz und Pein. Sah und hörte er den Tot. Dann brach er aus dem Unterholz empor. Schon hatte er eine Gruppe von fünf Feinden erblickt, die zwei seiner Gefährten zurück drängte und wollte ihnen zu eilen, da sperrte ihm ein anderer Gegner den weg. Es war Uriah. Einer der brutalsten Zwergenkrieger, die unter Zwergen je gekannt worden waren.
"Zeit eine Ära zu beenden.", grummelte Garfunkel, als er den ersten Hieb Uriahs parierte. Er stieß den gewaltigen Zwerg und dessen mächtigen Kriegshammer von sich. Sie kannten einander und wussten, dass einer von beiden nach dieser Nacht nicht mehr gekannt werden würde. Axt und Hammer krachten Schlag um Schlag aufeinander, manchmal gab es funken, die in der Flammenhölle, die sie bald umringte, untergingen. Jeder Hieb eines der beiden Zwerge war Ausdruck purer Kraft und jede Bewegung, mochte sie bei Zwergen auch noch so plump aussehen, war gegriffen aus einem Jahrhunderte alten Erfahrungsschatz. Energiereich war ihr Kampf und er trieb beide an den Rand der Erschöpfung. Ewig hätte ihr Kampf vielleicht noch andauern können, den niemand war gewillt sich dem anderen zu überlassen. Vielleicht war es ein Zufall. Hinter Uriah stürzte einer der beiden Gefährten Garfunkels, die von fünf Gegnern bedroht wurden. In Rage schwang Garfunkel, der diese Ungerechtigkeit beobachtet hatte, seine Axt empor. Uriah brachte seinen Hammer in Verteidigungsposition über den eigenen Kopf. Er riss die Augen auf. Der Angriff war nicht so schnell gekommen, wie er es erwartet hatte. Er hätte Garfunkel töten können. Nun war es zu spät. Garfunkel hatte seine Kraft gesammelt. Sein Brüllen begleitet das Herabsausen der Axt, begleitet das Brechen des Schaftes von Uriahs Kriegshammer und den Todesschrei des mächtigen Kriegers. Garfunkel riss die Axt aus dem gespaltenen Schädel des Feindes und sprang durch eine Wand aus Feuer. Fünf Feinde wenden sich um, als sie den Ruf "Für Garfunkel" hören. Fünf Feinde sterben durch die Hand Garfunkels. Einer der mächtigsten Zwergenkrieger, die unter Zwergen je gekannt worden sind.
Knuffelbert zog sein Schwert aus einem weiteren gefallenen Feind heraus. Er blickte sich auf dem feurigen Schlachtfeld um, suchte Nel. Er fand ihren befriedigten blick. Der Krieger hielt sein Schwert in die Höhe. Vierzig Zwerge hatten überlebt. "Die Zwerge Esalens tragen noch einmal den Sieg davon.", übertönte seine mächtige Stimme sogar das Prasseln des brennenden Waldes.