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Autor: Funkelfang

Erstellt am: 21.10.2001

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Straßen der Nacht



Geschrieben von:   Funkelfang


Sie steht genau vor mir, zielt mit der Waffe auf mich, ihre Hand zittert, sie hat Angst zu schießen. Dann schließt sie die Augen und drückt ab. Bruchteile von Sekunden. Wie in Zeitlupe sehe ich die Kugel auf mich zukommen. Schließe ebenfalls die Augen. Ich spüre nichts, keine Angst, nur Stille. Langsam trifft die Kugel auf meiner Brust auf, dringt in mich ein, weiter bis zu meinem Herzen. Kurz davor jedoch stoppt sie. Ich öffne meine Augen wieder und sehe an mir hinunter. Blut durchströmt mein Hemd. Ich taste vorsichtig mit meiner Hand nach der Wunde. Sehe das Blut an meinen Händen. Kein Schmerz, nichts. Ich blicke auf, sehe verschwommen eine Person vor mir. Sie drückt ihre Hand gegen ihren Mund, kann nicht fassen, was sie getan hat. Dann dreht sie sich um und läuft weg, einfach weg, so schnell sie ihre Füße tragen. „Warte...“ Meine Stimme versagt, langsam sinke ich zu Boden. Sehe das gelbe Licht der Straßenlaternen. Wie ich dieses Licht gehasst habe, das so fremd dem Tage war. Doch jetzt scheint es mir so warm, so vertraut. Ich lächle. Spüre mein Herz, wie es schlägt. Die Kugel hielt an bevor sie es traf. Nicht weil mein Herz zu stark für sie gewesen wäre, nein, es war schon zu schwach, zu verletzt um sich zu wehren. Die Kugel hielt an, weil sie es nicht noch mehr verletzten wollte, als es schon verletzt worden war...

So lass mich dem folgen,
der über mich wacht,
dem Wind nach zum Himmel
durch Straßen der Nacht.