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Autor: Killerpoet

Erstellt am: 20.12.2001

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Zerstörte Träume (V 1.02)



Geschrieben von:   Killerpoet


Es war mal wieder eine jeder Nächte an denen sich Menschen gegenseitig für ein paar Pfenigge Kugeln in den Kopf jagen.
Den ganzen Tag hatte es geregnet, doch auch diese kühlen Regenschauer konnten nicht die Schwüle der Nacht vertreiben die über der Stadt lag. Fast war es so als liege etwas in der Luft. Neben den üblichen Abgasen und dem Gestank umgeworfener Müllcontainer schien sich noch etwas anderes unsehbar doch nicht unspürbar in der Luft zu bewegen. Ein feines Flirren als würde etwas von Stofflichkeit versuchen selbige zu verheimlichen um sicher auf Jagd gehen zu können in den nächtlichen Straßen. Vielleicht ein gefallener Engel zu suchen die Verderbten um sie in seine knöchernen Arme zu schließen. Vielleicht auch ein Diener jener Macht die mit Gott und anderen unwichtigen, nichtsaagenden Namen tituliert wird, um die vergessenen Sterbenden in den Slums zu gnädiger Ruhe zu betten.
"Und was is nu?"
Die Stimme reißt sie aus den Gedanken. Verwirrt bricht sie den Blick mit der merkwürdigen Erscheinung und wendet sich wieder ihrem Gesprächspartner zu. Stephan blickt spöttisch auf sie herab. Kurz fährt er sich mit der Hand über den unrasierten Mund, mustert kurz kritisch seine Handinnenflächen als scheine er dort irgendetwas großer Wichtigkeit zu entdecken, wischt sie dann achselzuckend an der schmutzigen, zerrisenen Jeans ab.
"Hm? Hast Schiß oder? Dacht ichs mir doch das du einscheißt wenns mal um ne Männersache geht!"
Kaltes Glitzern in den spöttischen blauen Augen. Kalt wie Eis und voll verletzemden Hohn. Aber es waren doch gerade diese Augen die sie immerwieder faszinierten...waren der Grund warum sie nicht von ihm lassen konnte...warum sie dies alles ertrug...sie liebte diesen leicht verkniffenen Ausdruck den sie einnahmen wenn er etwas für besonders interessant hielt, oder auch diesen Ausdruck voller Wärme und Zuneigung die sie manchmal darin zu sehen glaubte. Ja, sie liebte ihn. Sie liebte ihn über alles. Sie würde sogar sterben für ihn. Nun, das hatte sie ihm auch gesagt. Und nun stand sie hier mit dem durchgeladenen Revolver in der Hand und schimmernden Tränen in den Augen deren Salz ihr den Blick vernebelte und die Augen brennend machte. Alles was sie tun konnte war ihn einfach nur flehentlich anzublicken in der HOffnung das er doch aufhören möge. Doch sie wußte es würde erst aufhören wenn sie tat was von ihr erwartet würde.
Sie warf einen hilfesuchenden Blick in die Runde. Überall die selben abgefuckten Gestalten, von billigen Drogen, Alkohol und mehr oder minder drei Jahren Leben auf der Straße zu bloßen Schatten einst lebender Menschen geworden. Überall der selbe Ausdruck in den Augen: Spott, Geilheit auf den Kick und eine tiefe Leere.
"Und was is nu? Erst große Töne spucken und jetzt den Schwanz einziehen, hm? Dacht ichs mir doch das du`s nich bringst. Was kann man von ner Nobelfotze wie dir auch erwarten" jedes Wort ausgespuckt von Spott. Jedes Wort ein Schlag ins Gesicht. Nobelfotze. Er wußte wie sehr sie diesen Namen hasste. Alle wußten es. Was konnte sie denn dafür das ihre Eltern nicht arm sondern reich gewesen waren? Doch arm oder reich es waren verdammte Bastarde die mehr auf ihre Cocktailpartys als auf die eigene Tochter achteten. Verrecken sollten sie.
Ihr Blick schweift wieder ab zum Revolver:
Sieben Kammern leer....eine voll
Sie hatte ihm versprochen für ihn zu sterben wenn es sein müßte und nun wollte er den Beweis. Es war wahr. Sie würde es doch tun, Aber nicht so.....so sinnlos. Morgen würde er die Sache wieder vergessen haben. Verdammter Alkohol. Wie sehr sie sich nach ihm sehnte....seine Nähe.....tief in ihr die Wärme...
"Nobelfotze. Na was is?", Stephans Blick schweift beifallheischend über die Runde.
Schweres Schlucken. Alles in ihr sehnt sich danach den Revolver zu nehmen, an den Schädel zu halten und abzudrücken. Und doch sie kann es nicht. Er wettete das sie es nicht tun würde und sollte sie es doch tun und abdrücken wäre sie der Held und er der Idiot. Nein sie konnte es nicht. Sie konnte ihm diesen Beweis nicht liefern. Nicht weil sie Angst um sich selbst hatte, sondern einzig und allein für diesen 20-jährigen Punk dem ihre ganzes Sein, Denken, Leben, Hoffen galt.
Noch ein letzter Blick auf den Revolver. Tränenschimmer. Ein kurzes Heben des Blickes.

"Na seht ihr....die Nobelfotze hat mal wieder eingeschissen. Was hab ich euch gesagt. Dumme Schlampe war ja klar das sie nix drauf hat"
Ruhig blickt er in die Runde. Er hatte es mal wieder geschafft. Für heute war er der King. In den Gesichtern der anderen liest er ihre Zuneigung. Ein letzter Blick zu der Ecke hinter der Sarah verschwand, dann endet der Abend wie alle: Saufen, rauchen und ein letzter Schuß.
Nur spät am Abend erinnert sich nocheinmal an das Geschehen vor ein paar Stunden:
Es tut ihm leid, hat doch auch er die Kleine lieber als alle anderen hier. Sie, seine große Liebe. Ein leichtes Schmunzeln überkommt ihn denkt er an die Träume die sie manchmal haben von fernen Städten und Ländern in denen alles anders ist. In denen die Sonne scheint und nicht die Augen des Dealers. Alles hinter sich lassen. Doch es ist nur ein Traum und die Straße Realität. Trotzdem morgen wird er sich bei ihr entschuldigen. Ihr sagen wie leid es ihm tut....und vielleicht...vielleicht werden manche Träume war....morgen" Dann....umnebelte Geisteskrankheit durch Einsetzen der Droge....ein letztes Flimmern
und Schluß

Tränen vernebeln die von tiefer Bitterkeit verdüsterten Augen. Ein tiefer Schluchzer voller Seelenschmerz entringt sich der schmächtigen Brust aus spröden Lippen. Langsam laufen die salzigen Wasser die bleichen Wangen hinab...tropfen auf schwarze Kleidung oder vermengen sich mit Blut wo sie auf die aufgeschnittenen Unterarme tropfen. Kurz hebt sie der trüben Augen Blick. Flimmern in der Luft. Der Engel, aus ihren Träumen, der kommt um sie zu hohlen. Mit zittrigen Fingern legt sie die im Mondlicht silbrig glänzende Klinge beiseite. Blut perlt von der scharfen Klinge schneide auf den Boden und vermengt sich mit dem schmutzigen Wasser der Straße. Der Blick schweift ab. Der Revolver. Langsam schließt sie wieder die Trommel. Der stählerne Kokon eines schwarzglänzenden Schmetterlings verschwindet im Lauf. Langsam wendet sich die Waffe in den zittrigen Händen auf dem Gesicht des jungen Mädchens zu. Langsam nähert er sich. Zärtlich liebkosend streichelt der Lauf die von schwarz zerflossener Schminke und weißem Puder getünchte Wange. Schließlich endet sein Weg zwischen schwarzen Lippen im bebenden Mund des Menschenkindes. Niemals hätte sie ihn verraten können. Er brauchte diesen Sieg. Wie hätte sie ihm denn so in den Rücken fallen können. Sie liebte ihn doch. Und würde sie es ihm endgültig beweisen. Sie sagte sie würde für ihn sterben, nun sollte er den letzten Beweis für ihre Liebe erhalten. Die Lider senken sich. Der Hahn wird gespannt. Fest ruht der Zeigefinger auf dem Abzug. Noch ein letztes Heben der Lider. Ein letzter Blick auf den flirrenden Schimmer in der Luft...........

Stille


Langsam senkt sich die Erscheinung über den toten Körper des Mädchens. Weiße Augen in einem knochenbleichen Gesicht mustern voll endloser Trauer den zerfetzten Schädel. Zärtlich nimmt ER die Jugendliche in seine knöchernen Hände und umfängt sie mit wohliger Finsternis. Nie wieder würde sie einsam sein. ER würde immer bei ihr sein....ebenso wie ihre Liebe.....diesen Tod hatte ER sich heute schon geholt. Sie würden auf ewig vereint sein...nicht im Himmel, diesen Weg hatten sie sich selbst versperrt...doch in der Hölle war Platz genug für alle