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Autor: Hoffnung

Erstellt am: 08.01.2003

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Einkaufsgeschichten



Geschrieben von:   Hoffnung


Das quietschen des Einkaufswagen begleitet meine Schritte.
Der Blick immer wandernd von meinem Zettel zu den Regalen.
Hmm wieder Spaghetti wie die letzten Tage?
Mein Blick gleitet eher uninterressiert über die anderen Käufer.
Thunfisch oder Tomatensoße dazu?
Ein Mann geht an dem Zeitungsständer vorbei und nimmt sich eine der Zeitungen heraus.
Ich glaube Champignonrahmsauce wäre auch nicht schlecht.
Schnell rollt der Mann die Zeitung zusammen und geht zur Kasse.
Sollte ich Creme freche dazunehmen oder lieber nur Sahne.
Die Kassiererin nimmt die Zeitung entgegen und entrollt sie, kurz wird der Blick auf ein nacktes Modell frei.
Oder vielleicht doch Putengeschnetzteltes mit Reis.
Ein leichtes Grinsen geht über mein Gesicht bei dem peinlich berührten Blick des Mannes.
Irgendwie ist es lustig hier Menschen zu beobachten.
Schnell rollt er die Zeitung zusammen und verschwindet ernsthaft bemüht nicht aufzufallen.
Der Blick der Kassiererin folgt ihm nicht, wozu auch, ein Kunde wie jeder andere.
An ein Regal gelehnt beobachte ich den Zeitungsstand.
Eine Gruppe älterer Frauen um die 50 versammeln sich um ihn.
Das Geplapper dringt bis zu mir.
Habt ihr schon gehört der Prinz William...
Ja und diese Verona Feldbusch , schrecklich nicht.
Irgendwie beruhigend dieses geschwirr an Gerüchten, aus Zeitungen gesogen.
Man kann immer über das selbe reden da auf jeder Titelseite das selbe steht.
Ein junger Mann geht an die Kasse, die Blicke der plappernden Gessellschaft folgt ihm.
Na mal sehen was er wählt.
Der Finger fährt über die Musikzeitschriften, und zögert kurz bei den PC Spielezeitschriften.
Ahja ein Schüler oder ein Student.
Ein PC Junky der neuen Generation.
Langsam dreht er sich um als wenn er die Anspannung spüren würde.
Kurz ein Blick nach links, ein absichernder nach rechts.
Schwupps ist eine dicke Zeitung in seiner Hand.
Ich streck leicht den Kopf um zu sehen was er gewählt hat.
Die Welt oder der Financiel, die Jugend heutzutage ist schon seltsam.
Was machen sie eigentlich mit ihrem Taschengeld, ich weiss noch das wir es mit Süßen verschwendet haben.
Naja mein Zahnarzt weiss es heute auch.
Das Geplapper der Tina und Neue Welt Leserinen verschwindet langsam.
Eine Junge Frau erscheint am Zeitungsstand, gute Figur, sehr gut angezogen.
Vielleicht Tochter reicher Eltern oder gut mit den Fingern denk ich noch.
Selbstbewusst wie jede Diva sucht sie den Ständer durch.
Kosmopolitan, ich wette sie nimmt die Kosmopolitan.
Nebenbei packe ich zwei Champignondosen in meinen Einkaufswagen, und nähere mich unauffällig.
Na meine Kleine enttäusch mich nicht, na nimm sie schon.
Eine Autozeitschrift scheint wie magisch in die schwarzlackierten gutmanikürten Finger zu gleiten.
Irgendwie überascht es mich gar nicht mehr.
Die Welt ist doch verdreht, mag man sagen was man will.
Irgendwie enttäuscht schiebe ich meinen quietschenden Einkaufswagen zu dem Zeitungsstand und schnapp mir meine Bildzeitung.
Wenn schon die anderen nicht in das Schema passen die ihnen vorgegeben sein sollten tu ich es wenigstens.
Ich seh durch die Scheibe nach draussen zu den plappernden Frauen, als mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf schiesst.
Bin ich vielleicht schon alt?
Schnell lege ich die Bildzeitung zurück und greife eine dieser Herrenmagazine heraus.
Mit der Zeit gehen heisst es doch oder?
Selbstbewusstsein zeigen ist die Defise.
Ich sehe der Kassiererin in die Augen wie eine Schlange ein Kaninchen fixieren würde.
Kein Lachen kein Blick, alles normal.
Zuhause pack ich die Hochglanzzeitung aus und leg sie in die Ecke.
Irgendwie komme ich mir albern vor.
Böse fixier ich die Zeitung als wäre sie schuld daran.
Mit einem Griff pack ich sie und zwing mich sie durchzublättern.
Mit der Zeit gehen schön und gut, mein Blick wandert über etwas seltsame Stellungen die vielleicht ein Schlangenmensch zustande bringen könnte, natürlich in betrunkenen Zustand.
Nach einiger Zeit wird es langweilig und ich lege die Zeitschrift zur Seite.
Mein Blick überprüft kurz und sachlich den Einkauf.
Eine Tasse Capucino wäre jetzt recht und ein Blick in die Bildzeitung, aber das geht ja gerade leider nicht.
Tja das passiert wenn man mit der Zeit geht, schießt es mir durch den Kopf, selber schuld würdest du versuchen du zu sein, wärest du jetzt auf dem Sofa mit einer Zeitung und deinem Capucino.
Mit einem gezielten Wurf landet das Hochglanzmagazin mit den verenkten Frauen und Männern im Papiereimer.
Jaja du bist und bleibst ein altes Weib, hör ich mich denken als das Wasser zu kochen anfängt.
Aber ehrlich gesagt bin ich froh so zu sein, das Pulver des Capucino stäubt leicht als das heiße Wasser auf ihn zischt.
Nur seltsam das ich es immer wieder versuche anders zu sein.
Kurz streift mein Blick das Magazin.
Naja wieder ein Lehrgeld mehr, ab morgen bin ich wieder eine vorbildliche Bildleserin.
Wozu anders zu sein wenn ich mich so wohlfühle, sollen die anderen rebellieren.
Genüßlich trinke ich meinen Capucino, während die allnachmittäglichen Talkshows laufen.
Und wisst ihr was, ich mag es und es ist gut so.