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Autor: knochengott

Erstellt am: 17.06.2014

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ODDVILLE02



Geschrieben von:   knochengott


Teil des Episodenwerkes: ODDVILLE

  - Einleitung
  - Kapitel 1: ODDVILLE01
  - Kapitel 2: ODDVILLE02
  - Kapitel 3: ODDVILLE03
  - Kapitel 4: ODDVILLE04
  - Kapitel 5: ODDVILLE 6
  - Kapitel 6: ODDVILLE08
  - Kapitel 7: ODDVILLE11




Der Autor hat folgende Stimmungen f�r sein Werk angegeben:
verwirrt
fröhlich



Samstag - Blitzmerker - für alle Fälle - Einhorn - Werbegeschenk

Es war ein Samstag Nachmittag, als ich Horst kennen lernte. Die Sonne schien, ich wollte ein Stück Rad fahren und ging hinunter um mein Fahrrad aus dem Innenhof zu holen.
Unser Innenhof ist übersichtlich klein, mit einem einzelnen Baum der in der Mitte gepflanzt ist und einer Sortiment an Fahrrädern in diversen Fahrradständern drum herum. Horst stand eben neben diesem Baum, knabberte an seiner Rinde und schlug mit dem Schweif nach Fliegen von der nahe gelegenen Mülltonne.
Ich blieb sprachlos stehen. Da stand ein braunes Pferd in unserem Innenhof und hatte schon fast ein drittel der Baumrinde abgeknabbert. Einen Schmerzensschrei später hatte ich mich wieder an den automatischen Schließarm der Tür erinnert und hüpfte auf dem linken Bein herum, während ich mir die Ferse des rechten Fußes massierte.
Das Pferd drehte sich nach mir um und sah mich mit seinen brauen Augen an.
„Ein Pferd!“ entfuhr es mir.
„Ein Pferd!“ äffte mich das Pferd nach und lies eine Menge Zähne mit ungesunder gelber Farbe in einer Parodie eines breiten Grinsens sehen.
Diesmal war es ein Schreckenschrei dem ein Schmerzensschrei folgte als ich vor Schreck zusammenzuckte, dabei meine ohnehin nur spärlich vorhandenes weil einbeinige Gleichgewicht verlor und unsanft auf meinem Hintern landete.
Das Pferd wieherte.
„Alter, ganz große Klasse!“
„Du kannst sprechen!“ sagte ich, langsam aufstehend und mir die Kehrseite reibend.
„Ein Blitzmerker!“ erwiderte das Pferd und wieherte wieder.
„Warum kannst du sprechen?“
„Warum kann ich sprechen? Warum kannst DU sprechen wenn du doch nur Müll laberst?“ Das Pferd schaffte es wirklich und wahrhaftig die Augen zu rollen.
„Weil ich ein Mensch bin?! Menschen sprechen nun mal.“
„Jaja schön für euch.“ Er wendete sich wieder dem Baum zu und begann zu knabbern.
„Lass die scheiße! Guck dir mal an wie der Baum schon aussieht! Was machst du hier überhaupt?“
„Herr Fpeft hat mif hier abgefpellt.“
„Was?“
Er hörte auf am Baum zu knabbern und drehte sich wieder zu mir herum.
„Herr Specht hat mich hier abgestellt“
„Herr Specht? Warum hat der ein Pferd?“
„Weil er Fahrradfahrer hasst.“
Ich erinnerte mich an Herrn Specht. Hatte mir schon mal erzählt wie sehr ihm die Fahrradfahrer in Berlin auf den Sack gehen würden. Und das er immer einen Knüppel „für alle Fälle“ dabei hätte. Alles im nettesten „schönes Wetter heute“ Plauderton, während ich gerade mein Fahrrad abschloss. Aber der Zusammenhang erschloss sich mir noch nicht. Naja ich hatte eine Ahnung aber ich wollte es nicht glauben.
„Und?“ hakte ich also nach.
„Was und? Er mag keine Fahrradfahrer, Autos in Berlin sind die Hölle wenn man einen Parkplatz braucht, die öffentlichen sind entweder zu spät oder voll oder zu spät UND voll und so gut zu Fuß ist er auch nicht mehr.“
Das Pferd hatte wieder begonnen am Baum zu knabbern.
„Lass das verdammt!“ sagte ich mechanisch „Und was hat das mit dir zu tun?“
Er seufzte, lies den Kopf hängen und drehte sich dann langsam zu mir um.
„Also hat er sich ein Pferd gekauft um es zu reiten.“ sagte er betont langsam und deutlich.
„Du bist also ein Reitpferd?“
Er schloss wieder die Augen und schnaubte.
„Nein Mann, ich bin ein Einhorn auf Urlaub! Ja ich war ein Reitpferd!“
„War?“
„Ja war! Und jetzt lass mich in Ruhe essen verflucht!“
Doch ich lies nicht locker.
„Was heißt hier war?“
Wieder das Seufzen, wieder senkte er den Kopf und sah mich dann lange an.
„Ich bin kein Reitpferd mehr, weil Herr Specht nicht reitet.“ sagte er schließlich. „denn offensichtlich hat Herr Specht noch mehr Angst vor Pferden als vor Fahrradfahrern.“
„Und nebenbei bin ich auch kein Fan von Fahradfahrern.“ setzte er hinzu mit einem Blick auf meinen Fahrradhelm. „Alles Bekloppte.“
Damit drehte er sich wieder zum Baum um und begann ungeduldig an der Rinde zu zupfen. Blätter rieselten herab als der ganze Baum hin und her schwankte.
„Und was machst du dann hier?“
„Gottverdammt du bist echt eine Nervensäge was?“ Er spuckte das bisschen Rinde was er abgezupft hatte aus und kam langsam auf mich zu „Kannst du nicht einfach die Klappe halten? Was machst du dann hier? Was machst du dann hier?“ äffte er mich wieder nach.
Er war auf einen halben Meter herangekommen und schnaubte mir warmen Atem ins Gesicht. Ich wich nach hinten aus bis ich die Tür zum Treppenhaus im Rücken spürte.
„Ich sag dir jetzt mal was Alter! Ich bin kein Reitpferd mehr weil ich gerade umgelernt habe: aus Horst dem Reitpferd wurde gerade Horst das Ratpferd. Soweit klar?!“
Ich nickte wie wild.
„Und ich gebe dir jetzt einen Rat, völlig umsonst und sozusagen als Werbegeschenk: Sieh zu das du Land gewinnst!“
Unnötig zu erwähnen dass ich an dem Tag kein Rad fuhr.