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Autor: knochengott

Erstellt am: 11.06.2014

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ODDVILLE01



Geschrieben von:   knochengott


Teil des Episodenwerkes: ODDVILLE

  - Einleitung
  - Kapitel 1: ODDVILLE01
  - Kapitel 2: ODDVILLE02
  - Kapitel 3: ODDVILLE03
  - Kapitel 4: ODDVILLE04
  - Kapitel 5: ODDVILLE 6
  - Kapitel 6: ODDVILLE08
  - Kapitel 7: ODDVILLE11


Anmerkungen des Autors:
Behold Jonathan!





Der Autor hat folgende Stimmungen f�r sein Werk angegeben:
belustigt



Jonathan - Alphastatus - divergend

Am Sonntag Morgen, auf dem Weg zurück vom Club fuhr ich an Jonathan vorbei, der an der Kreuzung auf den Bahnschienen stand und wild durch sein Handy suchte.
Da es halb sieben Uhr morgens war und sich außer uns beiden keiner im Umkreis von 500 Metern befand, der nicht schlief bestand für ihn keine unmittelbare Gefahr. Offenbar suchte er stark schwankend nach etwas, die Kopfhörer auf seinem Kopf deuteten auf einen bestimmten Song hin.
Ich stand ihm gegenüber an der Ampel, hatte gerade erfahren müssen, dass der Bäcker erst in 30 Minuten öffnen würde und war darüber etwas genervt. Die Ampel war rot und trotz der Uhrzeit würden mich keine zehn Pferde und noch nicht einmal Horst davon überzeugen bei rot über diese Kreuzung zu fahren.
Die Taxifahrer lauern hier in allen Ecken auf unvorsichtige Beute die sie reißen können. Also konnte ich Jonathan beobachten, der kurz darauf fand was er suchte und die Gleise verlies. Er trug wie immer seinen Fedora mit Nadelstreifenmuster, ein schwarzes Shirt mit unleserlichem Bandnamen auf der Brust und seine graue Jeans. Ich kenne Jonathan inzwischen seid drei Jahren und habe ihn nie in einer anderen Kleidung gesehen. Meine Ampel schaltete auf grün, ich trat kräftig in die Pedale, entwischte einem linksabbiegendem Taxi ohne wirkliche Anstrengung. Ich glaube er wollte eher seinen Alphastatus aktuell halten als wirklich Beute erlegen und bog kurze Zeit später in meine Strasse ein.
Das Kopfsteinpflaster lies meinen Drahtesel klingeln wie eine Ladung Kleingeld in der Waschmaschine. Die Sonne schien zwischen die Häuserschlucht und wieder einmal nahm ich mir vor ab Mai immer eine Sonnenbrille mit in den Club zu nehmen. Aus geblendeten Augen sah ich Jonathan, der neben seinem Hauseingang stand. Er wohnt drei Häuser neben mir und wenn ich sage wir kennen uns seid drei Jahren meine ich wir sehen uns ab und zu. Woher ich seinen Namen aufgeschnappt habe weiss ich nicht mehr genau, vielleicht in der Kneipe an der Ecke.
Jonathan stand also neben seinem Hauseingang und unterhielt sich mit einer jungen Dame. Die trug seinen Fedora unter dem eine Menge blonde Haare hervorquollen und beide lächelten die ganze Zeit während sie sprachen. Jonathan hatte eine Hand an ihrer Taille, sie wiederum hatte eine Hand auf seiner Brust liegen, so dass man jetzt überhaupt keine Chance mehr hatte den sowieso schon unleserliche Bandname noch zu erkennen. Sie flirteten offenbar miteinander.

Das mag komisch klingen aber dazu muss man wissen, dass Jonathan divergent lebt. Jede größere Entscheidung in seinem Leben lässt ihn sowohl die eine als auch die andere Wahl leben.
Er hatte heute Abend offenbar eine neue Bekanntschaft gemacht beziehungsweise war abgeblitzt, beides hatte einerseits zum Trunkenbold Jonathan auf den Tramschienen und andererseits zu Don Juan Jonathan hier an seiner Haustür geführt.

Ich schloss meine Haustür auf und schob mein Fahrrad in den Innenhof, darum bemüht Horst nicht zu wecken, der in seiner Ecke lag und schlief. Und ich fragte mich wohl zum tausensten mal was mit den beiden Versionen von Jonathan passieren würde. Würde eine vergehen und wenn ja welche? Wer entschied darüber? Und was würde passieren wenn sich die beiden zufälligerweise mal treffen würden? Würde der Kosmos in sich zusammenbrechen? Und würde Jonathan sich selber grüßen?
Mich grüßte er jedenfalls nie, weswegen ich glaube wenigstens die letzte Frage beantworten zu können: nein!