Und wer oder was sind sie?

Der Autor hat folgende Stimmungen f�r sein Werk angegeben:
belustigt



Was ist denn ihr Soziales Milieu? Genauso gut könnte man nach dem sozialen Horoskop fragen. Kommt einem etwas vertrauter vor. Man wird in etwas hinein geboren wozu man nix kann oder hat es selbst verschuldet. Wenn sie es noch nicht wissen und wie ihre Aussichten sind, keine Angst, die Studien sind so vage und allgemein formuliert wie jedes andere Horoskop auch irgendwas stimmt immer und irgendwas anderes dafür gar nicht. Also entweder man glaubt daran oder nicht.
Das sich Wissenschaftler damit befassen lassen wir mal außen vor. Also dann fangen wir mal an:

Der Rentner:
Sie wurden unter dem Adenauer Stern geboren oder kannten ihn noch persönlich. Sie haben eine Liebe zu Ordnung, Disziplin und Werten. Sie betrachten mit wachsender Besorgnis den Verfall eben dieser. Sie wissen noch wie man mit einem Klapspaten tötet und eine BMW R 69 S können sie Problemlos auseinander und wieder zusammen bauen. Sie sind ein echter Gewinn für ihre Umgebung sei es nun bei dem Bau eines Gartenhäuschens, bei der Zucht von Kaninchen, dem Backen von Kuchen für wohltätige Zwecke oder um auf die Kinder aufzupassen. Ihre Rente ist nicht viel und sie wird auch nicht mehr werden. Aber unter den Umständen unter denen sie Groß geworden sind wäre das ein kleines Vermögen gewesen. Euro können sie problemlos in Deutsche Mark umrechnen. Technische Neuerungen machen ihnen eher Angst und der neumodische Kram geht eh sofort kaputt wenn man dagegen hustet. Wenn nicht schon von vorher geprägt sind sie nicht Ausländer- oder Minderheiten feindlich. Es sei denn die haben nach zehn Uhr noch laute Musik laufen.

Das Konsumopfer:
Sie wurden mit dem geboren was sie haben und wollten immer mehr. Niemand hat sie bei der Hand genommen und ihnen erklärt wie man damit umgeht und wenn doch haben sie nicht zugehört. Sie waren als erster vom Internet abhängig und ein Pionier der Telekommunikation, Statussymbole können sie sich zwar nicht leisten aber der tiefer gelegte Golf der durch den Rückstoß der Bassanlage vorangetrieben wird ist eh viel geiler. Sie waren schon überall in Urlaub und haben schon jede Sportart ausprobiert die ihnen die Medien und die Werbeindustrie angepriesen haben. Politiker sind Spießer wie alle anderen auch und genau gegen die revoltieren sie. Doch sei es nun durch mangelndes Wissen oder selbst verschuldet, sie geben ihr Geld schneller aus als sie es verdienen. Und irgendwann haben sie gar kein Geld mehr. Jetzt wünschen sie sich sie hätten welches oder jemand würde ihnen sagen wie sie aus ihrer Situation wieder heraus kommen. Am besten der Staat weil der kümmert sich ja um alles und als aller erstes soll er sich um sie persönlich kümmern. Schuld das sie nicht genügend Geld haben sind Ausländer weil sie Ausländer sind und Bonzen weil sie mehr Geld haben als sie. Eigentlich müsste man denen mal allen aufs Maul hauen.

Generation Praktikum:
Ähnlich wie die Konsumopfer nur sie haben das Know How um so viel Geld zu verdienen wie sie ausgeben können und vor allem wissen sie, wie sie, damit umgehen würden wenn sie welches hätten. Ihr Problem ist sie werden von Betrieben ausgebeutet und der Staat schert sich einen scheiß um sie.
Zeit also den ganzen Akademiker Schwachsinn von Humanität und Diskussionen statt Gewallt über Bord zu werfen und ein paar Leuten aufs Maul zu hauen. Sie wissen wer daran Schuld ist, dass sie kein Geld haben, vergessen sie es bitte nicht.

Der reiche Rentner:
Sie kannten Adenauer persönlich. Sie wurden entweder schon im Haus der reichen und schönen geboren oder haben sich dorthin gearbeitet. Sei es nun das ein oder andere ihre Wurzeln haben sie nicht vergessen oder sie wissen, dass sie etwas für die tun müssen denen es nicht so gut geht. Sollte sich ein Obdachloser in die Gegend verirren in der sie wohnen scheuen sie nicht ihm einen 10 Euro Schein zu geben und ihn darauf hin zuweisen, dass er nicht alles auf einmal ausgeben soll. Ansonsten verbringen sie ihre Zeit in Ohrensesseln mit einem Glas Cognac und alten Freunden insofern diese noch leben und bei eine Tasse Tee oder Kaffee und unterhalten sich über Wohltätigkeitsfonds und Umweltschutz. Sie können mindestens ein Instrument spielen und ein lateinisches/ alt griechisches Gedicht auswendig. Außerdem beklagen sie den Verfall der Werte und das der Humanismus aus zu sterben droht, genau wie sie.

Der Erfolgsmensch:
Ihr Platz ist an der Spitze und das wissen sie. Sie wissen auch wie sie dort hinkommen: durch harte Arbeit. Nach einem harten Arbeitstag nutzen sie noch das Fitnesscenter ihrer Firma um zu trainieren. Schließlich wollen sie Gesund und Fit sein, damit sie irgendwann im Alter ihr Leben in vollen Zügen genießen können. Sie sind immer auf dem neusten Stand der Dinge. Technik die sie auf Anhieb nicht verstehen wird mit ihrem unnachgiebigen Ehrgeiz erforscht wenn nicht sogar verbessert. Sie konnten es gar nicht erwarten ihren ersten mp3 Player in der Hand zu halten. Sie wissen das die Welt hart ist und sie sind es auch oder besser sie müssen es sein. Wer nicht so harte Ellbogen hat wie sie ist selber schuld und sollte ihnen nicht im Weg stehen. Das eine Kind, dass sie sich geleistet haben, wenn sie es sich geleistet haben passt perfekt zu ihrer Wohnzimmer Einrichtung genau wie ihre Kleidung, ihr Auto und dem Garten. Ihr Lebensstil ist offensichtlich aber nicht aufdringlich und immerhin haben sie Stil im Vergleich zu anderen Leuten.

Der gealterte Revolutionär:
Sie haben gekämpft und wie sie gekämpft haben. Für Gleichberechtigung, gegen Waffenhandel, für Reformation der Universitäten, gegen Umweltverschmutzung, gegen Kapitalismus, für soziale Gerechtigkeit, gegen Atomkraftwerke, für Mehrwegflaschen. Über diese Themen unterhalten sie sich nur noch mit ihren ehemaligen Studienkollegen mit denen sie vor den Wasserwerfern weg gerannt sind. Marx steht zwar bei ihnen im Bücherregal neben Kant aber das war es auch schon. Sie lieben die gehobenen Künste wie Theater, Oper und Konzerte. Der Kapitalismus ist weiterhin böse aber ohne ihn leben können sie auch nicht. Ihr Gewissen beruhigen sie damit, dass sie mit Verstand konsumieren. Das bedeutet nicht, dass sie sich scheren wo es her kommt und was dafür sterben musste wichtig ist, dass sie es schätzen. Sie reisen auch gerne in ferne Länder und halten dann zweistündige Dia Vorträge über ihre Tour zum Gipfel des Himalaya. Ihr Beruf und die Aufzucht ihrer Jungen macht ihnen keine Probleme. Allerdings beschäftigt es sie genug um zu dem geworden zu sein was sie Früher verhöhnt haben.

Die Jugend „von Heute“:
Du musst für nichts kämpfen das haben die Generationen vor dir erledigt. Du genießt alle Vorteile des modernen Lebens findest dich perfekt zurecht und verdienst dein Geld damit an den Grenzen deiner Leistungsfähigkeit herum zu turnen. Weißt aber auch das nicht alles Gold ist was glänzt. Die Welt gehört dir du musst nur den Rest der Menschheit davon überzeugen.

Die Mitte (West):
Du bist Deutschland. Bei diesem Satz wissen sie nicht ob sie lachen oder weinen sollen. Alle staatlichen Reformen und Eingriffe in das System gehen gefühlt immer gegen sie. Marketing Firmen und Banken wollen nur ihr Bestes, ihr Geld. Durch die Werte: Fleiß, Ordnung, Disziplin und Pünktlichkeit haben sie sich eine solide Basis geschaffen auf die sie aufbauen können. Dabei machen sie alles mit was ihnen notwendig erscheint seien es nun längere Arbeitszeiten eine höhere Flexibilität oder technische Neuerungen. Ihre Reisen sind nicht weit aber dafür schön. In der Mitte der Familie finden sie ihre Ruhe und Zufriedenheit. Ihre Kinder sollen es mal besser haben. Doch Abitur und akademischer Abschluss (egal wie teuer der wird) sind kein Garant mehr für den sozialen Aufstieg. Langsam werden sie das Gefühl nicht los immer zu den Verarschten zu gehören. Außerdem wollen sie die Mauer wieder weil Früher alles besser war.

Mitte (Ost):
Wie Mitte (West) nur sie wollen auch die Mauer wieder aber aus anderen Gründen. Sie sind es Leid, dass ihnen vorgehalten wird in einem zum Niedergang verurteilten System gelebt zu haben. Außerdem machen sich alle über sie lustig Weil sie „Sö gömisch reden dühn.“. Und vor allem war früher alles besser.

Mitte (Neu):
Wie Mitte (West) nur sie sind nicht am Wochenende mit ihrer Familie mit dem Fahrrad unterwegs sondern mit dem Mountainbike. Sie würden gerne dauerhaft in einem Job fest angestellt sein wissen aber nicht welchen. Sie würden sich auch gerne politisch engagieren wissen aber nicht in welche Richtung.

So vielleicht haben sie sich jetzt wieder gefunden oder so halb oder auch nicht. Ich habe zumindest versucht das wissenschaftliche Kauderwelsch einigermaßen Sinnvoll zu übersetzen. Wenn ihnen ihre Bezeichnung nicht gefällt suchen sie sich einfach eine aus es gibt sogar zwei Versionen.

1.Traditionsverwurzelte (14%)
2.Konservative (5%)
3.DDR-Nostalgiker (6%)
4.Etablierte (10%)
5.Bürgerliche Mitte (16%)
6.Konsummaterialisten (11%)
7.Postmaterielle (10%)
8.Moderne Performer (9%)
9.Hedonisten (11%)
10.Experimentalisten (8%)

1.Abgehängtes Prekariat (8 %)
2.Autoritätsorientierte Geringqualifizierte (7 %)
3.Selbstgenügsame Traditionalisten (11 %)
4.Bedrohte Arbeitnehmermitte (16 %)
5.Zufriedene Aufsteiger (13 %)
6.Engagiertes Bürgertum (10 %)
7.Kritische Bildungselite (9 %)
8.Etablierte Leistungsträger (15 %)
9.Leistungsindividualisten (11 %)