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Autor: flegeton

Erstellt am: 11.06.2002

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Poet gegen Prosaiker



Geschrieben von:   flegeton


A: Es geht nichts über Dichterkunst
Im Rheim liegt das Genie!

B: Ihr buhlt nur um des Lesers Gunst,
Doch schreiben lernst ihr nie!

A: Und du, du weißt so gut wie ich,
Dass ihr nur Prosa schreibt,
Weil euch(ihr reimt ja fürchterlich!)
Nichts andres übrigbleibt!

B: Ihr Dichter seid zu eingeschränkt!
Das Wort gehorcht euch nicht!

A: Das Metrum kriegt man nicht geschenkt!
Da lohnt sich der Verzicht!

B:Wo bleibt bei Rheimen schöner Stiel?

A: Was schönres gibt es kaum!
Wir dehnen Text nicht allzu viel!
Uns reicht oft engster Raum!

B: Ja, enger Raum! Das ist ein Wort!
Engstirnig seid ihr! So!

A: Du Prosaschreiber, bleib mir fort!
Das ist nicht mein Niveau!

B: Ein Schmierer, der nur Rheime kennt!
Und nicht genug damit!
Pass auf, dass niemand mit Talent
Dir auf den Versfuß tritt!

A: Den Versfuß! Welch ein Wörterspiel!
"Talent" hast du gesagt?
Man liest dich wohl nicht allzuviel?

B: Ich hab mich nie beklagt!
Die Prosa wird recht gut verlegt...
Dein Verszeug etwa nicht?

A: Der Leser ist zutiefst bewegt
Von meinem Rheimgedicht!

B: Zutiefst? - Durchaus. Bewegt? - Vielleicht.
Doch kauft er auch dein Buch?

A: Genug, dass es zum Leben reicht...
Vielleicht ist das mein Fluch:
Der Leser ist sich nicht zu fein,
Er liest den grösten Mist!

B: Ein Buch kann noch so dämlich sein,
Wenn es in Mode ist,
Dann liest es jeder und Klischee
Frei von Idee und Zweck
Tut schriftstellern im Herzen weh.
Da seh ich lieber weg!

A: Prosaiker, da hast du recht.
Man denke stets daran:
Nicht wir, der Leser ist zu schlecht,
Der uns nicht schätzen kann!