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Autor: Hoffnung

Erstellt am: 09.01.2003

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Alltagsgeschichten



Geschrieben von:   Hoffnung


Das rascheln der Zeitung lässt mich aufsehen.
Ein Mann sitzt mir gegenüber, nur sein Haar spitzt etwas über den Zeitungsrand hervor.
Kurz schwenkt mein Blick aus dem Zugfenster, bevor mich die Langeweile dazu verleitet wieder zu dem Mann zu sehen.
Die Buchstaben der Zeitung scheinen mich richtiggehend dazu zu verlocken sie zu lesen.
Also tu ich es, besser als die Landschaft im Regen vor dem Fenster vorbeiziehen zu sehen.
Ein paar nette Schlagzeilen über Mord, Totschlag, Vergewaltigung und sonstige Kleinigkeiten die das Leben so lebenswert machen, springen mir entgegen.
Mit leicht geneigten Kopf versuche ich einen kleinen Artikel zu entziffern.
Irgendwie ist er mir aufgefallen zwischen dem ganzen Blut und Verderben der anderen Artikel.
Mich verwundert es irgendwie das er so klein ist, nur ein paar Zeilen.
Er ist nicht sonderlich großartig geschrieben.
Es geht um einen Mann der einen Hund gerettet hat, eine kleine Alltagsgeschichte, nicht weiter wert gelesen zu werden, aber trotzdem sticht er ins Auge.
Ich frage mich warum.
Mein Blick erfasst die ganze Zeitung mit dem Haarschopf dahinter, die Welt in schwarz auf weiß.
Und dann fällt es mir wirklich auf, was mich an dem Artikel so faszinierte.
Es war ein weißes Schaf unter lauter schwarzen.
Es gibt in der heutigen Zeit wenig weiße Schafe , geht es mir durch den Sinn.
Zufrieden kuschel ich mich in den Mantel der neben mir am Hacken hängt.
Ja ich bin wirklich aufmerksam, ein weißes unter den schwarzen Schafen.
Schön das es sowas noch gibt, zwischen dem ganzen Krieg, der Gewalt und den Lügen.
Ein kleines rascheln lässt mich nochmals zu dem Mann sehen, der über eine Ecke der Zeitung zu mir sieht, und ich muss etwas lächeln.
Ja lies du nur von Gewalt, ich habe heute etwas schönes gesehen.
Bevor ich die Augen schließe, sehe ich noch wie der Mann zurücklächelt, als würde er meine Gedanken lesen können.
Irgendwie ist es schön Menschen lächeln zu sehen geht es mir durch den Sinn bevor mich das Rattern des Zuges einschläfert.
Ja ich habe heute ein weißes Schaf gesehen...